PARAME1NTE VON ELSE JASKOLLA
In kirchlicher Kunst — im weiteren Sinne in reli-
giöser Kunst — sieht man von jeher den Höhepunkt
künstlerischer Ausdruckskraft.
Das hängt nicht nur damit zusammen, daß Völker
und Privatleute in einer Opferfreudigkeit ohnegleichen,
wenn es sich darum handelte, ihrer religiösen Anschau-
ung Ausdruck zu verleihen, die Mittel aufbrachten,
sondern es hängt in einem viel tieferen Sinne mit
der inneren Wesensverwandtschaft zwischen Kunst
und Religion zusammen. Kunst und Religion wur-
zeln in jener Schicht geistigen Erlebens, die jenseits des
rein Verstandesmäßigen aus der Welt des Gemütes ihre
Kräfte zieht.
Man ist sich lange darüber klar, daß in der kirchlichen
Kunst diesem Zusammenhang keineswegs dann Ge-
nüge geschehen ist, wenn die Wahl des Gegenstandes
eine kirchliche ist: Der Geist, in dem das Kunstwerk
geschaffen ist, muß kirchlich, muß innerlich religiös
sein. Und wie anders soll sich diese Gesinnung in einem
Werk bildenderKunst auswirken als in der Formgebung.
Und wenn auch hier Theodor Fechners Einfühlungs-
theorie zu Recht besteht, so läßt sich tatsächlich ein ganz
bestimmter Formcharakter in der Kunst als der vorzüg-
lich religiöse aufzeigen.
Aus demWesen der christlichen Religion, deren tief-
ster Sinn eine Deutung des Welträtsels in einem im
Grunde harmonischen und optimistischen Sinne ist,
folgt die Forderung des Einklangs, der Harmonie. Aus
91
3*
In kirchlicher Kunst — im weiteren Sinne in reli-
giöser Kunst — sieht man von jeher den Höhepunkt
künstlerischer Ausdruckskraft.
Das hängt nicht nur damit zusammen, daß Völker
und Privatleute in einer Opferfreudigkeit ohnegleichen,
wenn es sich darum handelte, ihrer religiösen Anschau-
ung Ausdruck zu verleihen, die Mittel aufbrachten,
sondern es hängt in einem viel tieferen Sinne mit
der inneren Wesensverwandtschaft zwischen Kunst
und Religion zusammen. Kunst und Religion wur-
zeln in jener Schicht geistigen Erlebens, die jenseits des
rein Verstandesmäßigen aus der Welt des Gemütes ihre
Kräfte zieht.
Man ist sich lange darüber klar, daß in der kirchlichen
Kunst diesem Zusammenhang keineswegs dann Ge-
nüge geschehen ist, wenn die Wahl des Gegenstandes
eine kirchliche ist: Der Geist, in dem das Kunstwerk
geschaffen ist, muß kirchlich, muß innerlich religiös
sein. Und wie anders soll sich diese Gesinnung in einem
Werk bildenderKunst auswirken als in der Formgebung.
Und wenn auch hier Theodor Fechners Einfühlungs-
theorie zu Recht besteht, so läßt sich tatsächlich ein ganz
bestimmter Formcharakter in der Kunst als der vorzüg-
lich religiöse aufzeigen.
Aus demWesen der christlichen Religion, deren tief-
ster Sinn eine Deutung des Welträtsels in einem im
Grunde harmonischen und optimistischen Sinne ist,
folgt die Forderung des Einklangs, der Harmonie. Aus
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