A. VON MAVRHOFER
SILBERDOSE, Cloisonne
Zeit so reich war, und er blieb in sicherem Vertrauen
zur eigenen Arbeit in den Bahnen einer harmonischen
selbstgetreuen Entwicklung. Obwohl er keineswegs
seitab vom Streit der Meinungen sich diesem verschlos»
sen hätte, hat er auf seine Weise einem gesunden Fort»
schreiten dadurch) vielleicht mehr genützt, daß die
Lösung alter Bindungen, die manch Schwachem den
notwendigen Halt entzog, seinem sicheren Gestal»
tungsdrang neue Wege freigab. Damit gelangte er zu
einer gestaltenden Arbeit, die weit über dem Eintags»
wert fragwürdiger Versuche, Neues von selbst ergab.
Abgesehen davon, daß seine Schöpfungen schon wegen
der gediegenen Pracht des Materials und der Arbeit
genug zeitlosen Reiz besitzen, auch da, wo sie äugen»
fällig von Zeitforderungen beeinflußt sind —, wir er»
innern nur an einzelne besonders nüchterne glatte
Stücke aus der Periode ingenieurmäßiger Kunstauf»
fassung — sind sie deshalb auch für uns Heutige un-
eingeschränkt genießbar geblieben, weil sie, und sei es
noch so schüchtern und sparsam, immer eine persön»
liehe Note zeigen und eine ansprechende Eigenart nie
von den Zeiteinflüssen verdrängt wird. Es ist durch»
weg zu erkennen, wie Mayrhofer die Forderungen der
Zeit weder mechanisch nachgebetet, noch weniger aber
starr bekämpft, vielmehr erlebt und verarbeitet und
seinem künstlerischen V/ollen untergeordnet hat, das
durch dieses ganze Ringen immer wieder siegreich her»
vortritt. Damit hat er aber allen, die einer ernstlichen
Fortschrittsgesinnung sind, erfolgreiche Wege aufge»
zeigt, freilich steile Wege, die wenigen gangbar sind.
Ohne die Wandlung der Lehrmeinungen abzu»
warten geht Mayrhofer schon bald aus innerem Be»
dürfnis dazu über, die glatten Flächen seiner Gefäße
durch sparsamen unaufdringlichen Schmuck zu beleben
oder aufzuteilen und wir sehen an seinen Arbeiten,
denen bisher höchstens Griffe und Knöpfe von Elfen»
bein in gedrungenen Formen beigegeben waren, bald
auch Verzierungen, zunächst in Treib» oder Ziselier»
arbeit, in denen das berechtigte Schmuckbedürfnis des
Handwerkers auflebt. In der Anordnung dieser Dinge
und in ihrem sorgfältig abgewogenen Verhältnis zu
den Flächen werden diese in ihrem prachtvollen Ma-
terial noch gehoben. Diese Arbeitsweise führt Mayr»
hofer mehr und mehr zur Verwendung von Email
das ihm die Möglichkeit bot, den seidigen Glanz des
gehämmerten Silbers durch Beifügung einzelner Flecke
oder Streifen von diskreten Färbungen zu erhöhter
Wirkung zu bringen. Weiterhin ging er aber auch
darüber hinaus und baute die Emailverwendung zu
selbständiger Flächenbehandlung aus. Es war kurz
vor dem Kriege als der damals fast 50=jährige die
Cloisonne=Technik noch von Grund aus erlernte und
SILBERDOSE, Cloisonne
Zeit so reich war, und er blieb in sicherem Vertrauen
zur eigenen Arbeit in den Bahnen einer harmonischen
selbstgetreuen Entwicklung. Obwohl er keineswegs
seitab vom Streit der Meinungen sich diesem verschlos»
sen hätte, hat er auf seine Weise einem gesunden Fort»
schreiten dadurch) vielleicht mehr genützt, daß die
Lösung alter Bindungen, die manch Schwachem den
notwendigen Halt entzog, seinem sicheren Gestal»
tungsdrang neue Wege freigab. Damit gelangte er zu
einer gestaltenden Arbeit, die weit über dem Eintags»
wert fragwürdiger Versuche, Neues von selbst ergab.
Abgesehen davon, daß seine Schöpfungen schon wegen
der gediegenen Pracht des Materials und der Arbeit
genug zeitlosen Reiz besitzen, auch da, wo sie äugen»
fällig von Zeitforderungen beeinflußt sind —, wir er»
innern nur an einzelne besonders nüchterne glatte
Stücke aus der Periode ingenieurmäßiger Kunstauf»
fassung — sind sie deshalb auch für uns Heutige un-
eingeschränkt genießbar geblieben, weil sie, und sei es
noch so schüchtern und sparsam, immer eine persön»
liehe Note zeigen und eine ansprechende Eigenart nie
von den Zeiteinflüssen verdrängt wird. Es ist durch»
weg zu erkennen, wie Mayrhofer die Forderungen der
Zeit weder mechanisch nachgebetet, noch weniger aber
starr bekämpft, vielmehr erlebt und verarbeitet und
seinem künstlerischen V/ollen untergeordnet hat, das
durch dieses ganze Ringen immer wieder siegreich her»
vortritt. Damit hat er aber allen, die einer ernstlichen
Fortschrittsgesinnung sind, erfolgreiche Wege aufge»
zeigt, freilich steile Wege, die wenigen gangbar sind.
Ohne die Wandlung der Lehrmeinungen abzu»
warten geht Mayrhofer schon bald aus innerem Be»
dürfnis dazu über, die glatten Flächen seiner Gefäße
durch sparsamen unaufdringlichen Schmuck zu beleben
oder aufzuteilen und wir sehen an seinen Arbeiten,
denen bisher höchstens Griffe und Knöpfe von Elfen»
bein in gedrungenen Formen beigegeben waren, bald
auch Verzierungen, zunächst in Treib» oder Ziselier»
arbeit, in denen das berechtigte Schmuckbedürfnis des
Handwerkers auflebt. In der Anordnung dieser Dinge
und in ihrem sorgfältig abgewogenen Verhältnis zu
den Flächen werden diese in ihrem prachtvollen Ma-
terial noch gehoben. Diese Arbeitsweise führt Mayr»
hofer mehr und mehr zur Verwendung von Email
das ihm die Möglichkeit bot, den seidigen Glanz des
gehämmerten Silbers durch Beifügung einzelner Flecke
oder Streifen von diskreten Färbungen zu erhöhter
Wirkung zu bringen. Weiterhin ging er aber auch
darüber hinaus und baute die Emailverwendung zu
selbständiger Flächenbehandlung aus. Es war kurz
vor dem Kriege als der damals fast 50=jährige die
Cloisonne=Technik noch von Grund aus erlernte und