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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Aus dem Leben des Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0017

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Ausstellungsraum des Bayer. Kunstgewerbevereins auf der Leipziger Messe, rechte Hälfte

Lichtbildern die Größe alten Münchener Kunstschaffens. Mit
einem Nikolausabend am 8. November, den die Jugend unter
Bildhauer Panzers Leitung mit vergnügten Aufführungen belebte,
schloß die Reihe der Veranstaltungen im alten Jahr. Das neue
begann mit einem Tanzabend am 1 2. Januar, ihm folgte am
19. Januar ein Vereinsabend für Berufs- und Wirt-
Schaftsfragen. Herr Landesgewerberat Leipfinger eröffs
nete den Abend mit einer knappen aber übersichtlichen Schilderung
der allgemeinen Wirtschaftslage. Daß in Berlin z.Z. täglich 3000,
in München über 300 Zwangsvollstreckungen stattfinden, gibt
ein Streiflicht. Als Ursachen dieser Notlagen müssen die hohen
Steuern, die angewachsenen Soziallasten, die auch damit verbun-
dene viele unproduktive Arbeit, die Passivität der Handelsbilanz
und die Zollschranken angesprochen werden, die das Ausland
gegen uns errichtet hat. Regierungsseitige Zwangsmaßnahmen
haben der Wirtschaft noch immer geschadet und lassen auch jetzt
keine Wendung zum Besseren erhoffen. Aber auch bei der na-
türlichen Ausscheidung durch die sogenannte Gesundungskrise
sind keineswegs gerade die Tüchtigsten übrig geblieben.

Der Vortragende führte dann Urteile in« und ausländischer
Wirtschaftler über Deutschlands Lage an, aus denen trotz mancher
beklagenswerten Feststellungen das Bekenntnis zu besseren Aus*
sichten durchschimmerte. Daß an Export kunstgewerblicher Arbeit
vorerst noch kaum zu denken ist, zeigt der Besuch ausländischer In»
teressenten auf der Leipziger Messe: es waren im Ganzen nur 266,
von denen nur einige 60 für das Kunstgewerbe in Frage kamen.
Übergehend auf Berufsfragen wurde der Schaden, den die

Literatur im Kunstschaffen angerichtet hat, berührt. Viele Gegen;
sätze, aber auch mancher Streit um anscheinend wichtige Fragen,
geht auf literarische Einflüsse zurück und wirkt trennend und
verwirrend. Hinweise auf die Verquickung von Reklame, Handel
und Kunstliteratur beleuchteten das Ungesunde solcher Zeiter-
scheinungen. München ist früher durch seine eigene Note zu
künstlerischem Ansehen gekommen und wird nur dadurch sich im
Wettkampf halten können. Nicht Generalisierung, Hinarbeit auf
einen verschwommenen Weltstil, Genügenlassen mit Qualitäts-
arbeit darf unserer Arbeit zugrunde liegen. Denn Qualitätsarbeit
wird anderwärts ebenso geleistet und wenn wir bei anderen mit*
laufen, sucht niemand unsere Arbeit, die schon wegen der geo-
graphischen Lage teuerer sein muß, in der Serienfabrikaüon kons
nen wir überhaupt schon nicht mitkommen,wenn wir nichts anderes,
gehaltvolleres herstellen als andere. Deshalb soll sich die Münche*
ner schöpferische Arbeit auf ihre bodenständige eigenwüchsige Art
besinnen, die nebenbei noch stets anderwärts befruchtend gewirkt
hat. Die Not darf uns auf dem Wege zu diesem Ziel nicht hem-
men, noch immer ist in der Not Größtes geleistet worden.

Es folgte ein Bericht von Direktor Dr. Danzer über die Tätig-
keit des Vereins, die mit Darlegungen über die Vermögenslage
begann. Die finanzielle Leistungsfähigkeit des Vereins wird von
den Mitgliedern überschätzt/ auch ist die Anschauung, daß der
Verein überwiegend wirtschaftlich arbeite, schon dadurch widerlegt,
daß seine Ausgaben für rein gemeinnützige Zwecke z. Zt. sich auf
über Mk. 60000.— im Jahr belaufen. Nicht Unterstützung Ein-
zelner, sondern Arbeit für das ganze bayerische Kunstgewerbe

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