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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Heilmeyer, Alexander: Werkstattkönnen in der Kunst: eine Betrachtung zum 60. Geburtstag Georg Pezolds
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0026

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DÜLL-PEZOLD

Parkpiastil:, Bad Dürkheim

Max Josephstraße von Gabriel Seidl, Neubau der
Technischen Hochschule von Thiersch, Haus Pannwitz
in Berlin, Architekt Prof. Bestelmeyer. 1913 schufen
Düll und Petzold den reizenden Sdimuckhof in Bad
Kissingen. 1916 arbeiteten sie ein Modell im Maß-
Stab 1:20 aus, einen großen Saal für den Schloßbau
in Schwerin. Es folgten Aufträge für Gräber und Gruft*
kapellen, Grab Moy, Gruftkapelle für Wöhringen,
Grab Kaff! für Bogenhausen. 1921 sah sie an der
Arbeit für die Ausgestaltung des Parkes und Herren»
hauses Hartekamp in Holland. Die Stätte ist denk-
würdig, indem hier im 18. Jahrhundert der bekannte
Lord Clifford und der berühmte Botaniker Linne
lebten, der in dem Park ein erwünschtes Studien» und
Arbeitsfeld fand. Die hier abgebildeten Statuen : Diana,
Puttengruppen aus Muschelkalkstein sind für diesen
Park geschaffen. Wie hoch man die Vertrautheit, das
Verständnis und das Können unserer Künstler für
tektonische Aufgaben der Plastik einschätzt, dafür
spricht vielleicht am besten, die ihnen anvertraute Re-
staurierung der Augsburger Fuggerkapelle, die sie
nach alten Plänen durchführten. Kriegerdenkmäler für

Taufkirchen, Augsburg, Regensburg, Bogenhausen,
im wesentlichen immer tektonisch schmückende Auf-
gaben, die die Plastik in inniger Verbindung mit der
Architektur und unserer heimischen nächsten Umge-
bung zeigen, bilden auch heute noch den wesentlichen
Bestand ihrer Arbeit. Vielfach haben sie damit in die
Architektur, ins Stadtbild eine gewisse volkstümliche
Note hineingebracht—nicht bloß von außen anklebenden
Fassadenschmuck, sondern organisch aus der Idee und
der architektonisdien Form erwachsene plastische Bild-
kunst. Gabriel von Seidl hatte dafür ein ganz be-
sonderes Verständnis, was er auch in häufiger Aner-
kennung den beiden Künstlern gegenüber aussprach.
Wir schließen deshalb diese Betrachtung über das
Schaffen unserer Künstler nicht unpassend mit einem
gerade jetzt aktuellen Bonmot von ihm. Als Seidl ein-
mal genau wie heute, von der scharfen Gegenüber^
Stellung von Zweck und Schmuckkunst hörte, äußerte
er: „Ja . . grüne Wiesen sind recht nützlich und an-
genehm fürs Auge — wenn aberBIumen darauf wachsen,
sind sie halt doch schöner und machen einem noch viel
mehr Freude." A. Heilmeyer.

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