KLÖPPELSPITZE VON ELSE JASKOLLA MÜNCHEN
Bewegung des Glases: der herrlichen Schale z. B.
v. E. Haid (Orrefors*Bruk) mitmacht und steigert.
Wie sehr die „reine Form ohne Ornament" Aus*
druck eines Seelischen, eines Temperamentes sein
kann, sehen wir darin, daß wir die schwedischen,
die Wiener (Lobmeyer), die französischen (Lalique,
Baccarat), die deutschen Gläser (Dir. Mauder der
Fachschule Zwiesel, KrystallglasfabrikenFrauenau,
Theresienthal, v.Wersin Deutsche Werkstätten) in
ihrer Eigenart empfinden. Die kostbare Technik
des venezianischen Fadenglases hat Else Wenz*
Vietor (München) vorgeführt. Schöne Proben von
Mosaiken gibt Verna Ackerberg aus Florenz.
Reichhaltig beschickt ist die Abteilung der Stoffe.
Ältere englische Stoffe von Morris (zwischen 1882
bis 1890) und Stoffe von Foxton (1925) lassen den
Fortschritt ersehen. Das Festhalten am gleichmäßig
gen Rapport garantiert bei beiden einheitliche de«
korative Wirkung. Es ist aber nicht zu verkennen,
wie viel freier in der Zeichnung, wie viel feiner in
der Farbe Foxton gegenüber Morris wirkt. Farbig
fein und vernünftig in der Aufteilung der Fläche
wirkt der schwedische Teppich. Graziös sind auch
da, wie immer, die Wiener Werkstätten. Geschmack*
lieh kultiviert treten die deutschen Werkstätten auf:
Es ist die feine Anpassung von Größe, Art und
Farbe der Zeichnung an die Art und die Schwere
des Stoffes, die die glückliche Wirkung erzeugt.
(Entwürfevon ProfessorHillerbrand und Professor
A. Niemeyer, Staatliche Kunstgewerbeschule Mün*
chen u. a.).
Die Stoffe des Bauhauses in Dessau sind farbig
gut zusammengestellt: Entweder sind feine Nuan*
cen, wie goldgelb und braun erstrebt oder kühne
Gegenüberstellungen von rot und blau. Die feinen
Tönungen berühren sich mit Frankreich, die der*
ben mit schwedischer Volkskunst.
Was an den Bauhausstoffen neu ist, das ist das
Zufällige, Zerrissene der Zeichnung; das ist eine
Auswirkung der erstrebten „Formzertrümmerung"
einerseits, eine Auswirkung des Strebensnach „Ab*
straktion" anderseits. Wie weit da rein physikalische
Anregungen (Spektrum !) mitspielen, sei dahinge*
stellt, der Stoff, der seinem Wesen nach etwas Ver*
hüllendes und Bekleidendes ist, scheint mir unge*
eignet für solche Experimente der Zeichnung zu
sein. Ein Stoff, der verhüllt, muß dicht sein, muß
die Garantie geben, gleichmäßig dicht und
schützend zu sein, und ein Stoff, der bekleidet, muß
geeignet sein, sich der Form der Gestalt, sei es die
menschliche Figur oder seien es Möbel, die er be*
kleidet, unterzuordnen, und darf sie nicht in ihrer
Form durch isolierte farbige Fanfaren zerstören. So*
weit nur die Bedenken, die vom Standpunkt des
Zweckes, dem ein Stoff notwendig dient, vor*
gebracht werden müssen. Daß ein Stoff auch an
sich vom rein formalen Standpunkt aus einer geord*
neten Zeichnung bedarf, sollte man nicht erwähnen
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Bewegung des Glases: der herrlichen Schale z. B.
v. E. Haid (Orrefors*Bruk) mitmacht und steigert.
Wie sehr die „reine Form ohne Ornament" Aus*
druck eines Seelischen, eines Temperamentes sein
kann, sehen wir darin, daß wir die schwedischen,
die Wiener (Lobmeyer), die französischen (Lalique,
Baccarat), die deutschen Gläser (Dir. Mauder der
Fachschule Zwiesel, KrystallglasfabrikenFrauenau,
Theresienthal, v.Wersin Deutsche Werkstätten) in
ihrer Eigenart empfinden. Die kostbare Technik
des venezianischen Fadenglases hat Else Wenz*
Vietor (München) vorgeführt. Schöne Proben von
Mosaiken gibt Verna Ackerberg aus Florenz.
Reichhaltig beschickt ist die Abteilung der Stoffe.
Ältere englische Stoffe von Morris (zwischen 1882
bis 1890) und Stoffe von Foxton (1925) lassen den
Fortschritt ersehen. Das Festhalten am gleichmäßig
gen Rapport garantiert bei beiden einheitliche de«
korative Wirkung. Es ist aber nicht zu verkennen,
wie viel freier in der Zeichnung, wie viel feiner in
der Farbe Foxton gegenüber Morris wirkt. Farbig
fein und vernünftig in der Aufteilung der Fläche
wirkt der schwedische Teppich. Graziös sind auch
da, wie immer, die Wiener Werkstätten. Geschmack*
lieh kultiviert treten die deutschen Werkstätten auf:
Es ist die feine Anpassung von Größe, Art und
Farbe der Zeichnung an die Art und die Schwere
des Stoffes, die die glückliche Wirkung erzeugt.
(Entwürfevon ProfessorHillerbrand und Professor
A. Niemeyer, Staatliche Kunstgewerbeschule Mün*
chen u. a.).
Die Stoffe des Bauhauses in Dessau sind farbig
gut zusammengestellt: Entweder sind feine Nuan*
cen, wie goldgelb und braun erstrebt oder kühne
Gegenüberstellungen von rot und blau. Die feinen
Tönungen berühren sich mit Frankreich, die der*
ben mit schwedischer Volkskunst.
Was an den Bauhausstoffen neu ist, das ist das
Zufällige, Zerrissene der Zeichnung; das ist eine
Auswirkung der erstrebten „Formzertrümmerung"
einerseits, eine Auswirkung des Strebensnach „Ab*
straktion" anderseits. Wie weit da rein physikalische
Anregungen (Spektrum !) mitspielen, sei dahinge*
stellt, der Stoff, der seinem Wesen nach etwas Ver*
hüllendes und Bekleidendes ist, scheint mir unge*
eignet für solche Experimente der Zeichnung zu
sein. Ein Stoff, der verhüllt, muß dicht sein, muß
die Garantie geben, gleichmäßig dicht und
schützend zu sein, und ein Stoff, der bekleidet, muß
geeignet sein, sich der Form der Gestalt, sei es die
menschliche Figur oder seien es Möbel, die er be*
kleidet, unterzuordnen, und darf sie nicht in ihrer
Form durch isolierte farbige Fanfaren zerstören. So*
weit nur die Bedenken, die vom Standpunkt des
Zweckes, dem ein Stoff notwendig dient, vor*
gebracht werden müssen. Daß ein Stoff auch an
sich vom rein formalen Standpunkt aus einer geord*
neten Zeichnung bedarf, sollte man nicht erwähnen
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