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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Hildebrand, Adolf: Das Problem der Form
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0069

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BAST KORB

IN ITALIEN GEFLOCHTEN FÜR DIE DEUTSCHEN WERK»
STÄTTEN AKTIENGESELLSCHAFT IN MÜNCHEN

Grundgedanken der Ausführungen noch von einer
andern Seite zu fassen, als im Buch geschehen ist.
Es ist daher dieses Vorwort zugleich ein Nachwort.
Plastik und Malerei sind im Gegensatz zur Architek«
tur meistens als imitative Künste bezeichnet wor*
den. Diese Bezeichnung drückt nur das Unterscheid
dende aus und läßt das Gemeinsame außer Acht.

Soweit es sich um das Imitative handelt, steckt
in der bildenden Kunst eine Art Naturerforschung
und die künstlerische Tätigkeit ist an diese ge*
bunden. Die Probleme, welche dabei die Form an
den Künstler stellt, sind von der Natur unmittelbar
gegeben, von der Wahrnehmung diktiert. Werden
diese Probleme allein gelöst, d. h. hat das Ge«
schaffene nur in dieser Beziehung eine Existenz,
so ist es doch als Gebilde an sich noch zu keinem
selbständigen Ganzen geworden, das neben und
gegenüber der Natur sich behaupten kann. Um

dies zu erreichen, muß sein imitativer Inhalt von
einem weiteren Gesichtspunkte aus, den ich im
allgemeinen als den architektonischen bezeichnen
möchte, in die höhere Kunstregion entwickelt
werden, wobei ich natürlich die übliche spezielle
Bedeutung des Wortes Architektur bei Seite lasse.
Architektur fasse ich dann nur als Bau eines Form*
ganzen, unabhängig von der Formensprache. Ein
Drama, eine Symphonie hat diese Architektur,
diesen inneren Bau, ist ein organisches Ganze von
Verhältnissen, ebenso wie ein Bild, eine Statue,
wenn die verschiedenen Künste auch in ganz ver*
schiedenen Formenwelten leben.

Die Probleme der Form, welche bei dieser archi*
tektonischen Gestaltung eines Kunstwerkes ent*
stehen, sind keine von der Natur unmittelbar ge«
stellten und selbstverständlichen, sie sind jedoch
gerade die absolut künstlerischen. Die architekto*

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