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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Kiener, Hans: Neue Münchener Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0086

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wenn München das Licht seiner echten, lebendigen
Kunst, die es tatsächlich hat, unter den Scheffel stellen
wollte. „Kunst und Handwerk" steht grundsätz-
lich allen Richtungen offen: die Qualität allein ent-
scheidet. Freilich soll forcierte Modernität den Mangel
an künstlerischem Gehalt nicht ersetzen können. Und
in der Tat, man weiß heute in München noch, daß
die Kunst nicht aus dem Intellekt, sondern aus der
Kraft des Gemütes geboren wird, daß Phantasie und
Enthusiasmus ihre Paten sind. Es sollen bald ältere
große Namen, bald jüngere, erfolgreiche Kräfte in
bunter Reihe zu Worte kommen. Mit Heften ver-
schiedenen Inhalts sollen Hefte wechseln, die einer
speziellen Kunst, einem künstlerischen Problem, oder
einer prägnanten Persönlichkeit gewidmet sind. Im
vorliegenden Heft erscheint eine Reihe monumentaler
Plastiken von Hermann Hahn, Josef Wackerle, Richard
Klein und Karl Knappe. Das würdevolle, groß empfun-
dene Doernbergsche Mausoleum von German Bestel-
meyer eröffnet die zweite Gruppe des Heftes, die der
kirchlichen Kunst gewidmet ist. Paramente von Else
Jaskolla zeigen, welche vornehme und echt kirchliche
Lösungen München auf diesem Gebiet heute zu bieten
hat. Die Passionskirche in Obermenzing von Georg
Buchner kann als vorbildlich für den modernen Kirchen-
bau gelten, nicht zuletzt auch durch das harmonische Zu-
sammenwirken der einzelnen Künste und Kunsthand-
werke mit der Architektur.

Der im Augustheft fällige Bericht über die kunst-
gewerbliche Abteilung der Ausstellung im Glaspalast,
die dritte Abteilung des Heftes, bringt weitere Proben
der hochwertigen Münchener angewandten Kunst:
einen ganz prachtvollen Sekretär von Ed. Pfeifer, Gläser
von Sattler und Mauder, einen Fächer von E. Jaskolla,
eine Spitze von G. Stürmer, Keramiken von Königbauer
und Leipfinger, vornehme Silber- und Goldschmiede-
arbeiten von A. von Mayrhofer, J. M. Wilm und K.
Rothmüller.

Für die nächsten Hefte sind in Vorbereitung ein
größerer Aufsatz von U. Christoffel über „Neue Mün-
chener Wohnbauten" mit Beiträgen von G. Bestel-
meyer, Th. Fischer, Ed. Pfeifer, C. Sattler, Th. Lechner,
M. Wiederanders, O. Bieber, G. Buchner, P. Danzer,
H. Trost u. a., ein ausführlicher Bericht über die derzei-
tige, hochwertigeBaukunst-Ausstellung imBotanischen
Garten, ein Aufsatz über dekorative Malerei und Glas-
malerei mit Beiträgen von Julius Diez, K.Caspar, J.Hiller-
brand,O.Rückert, J.Bergmann, K.Knappe u.a., ein wei-
terer Aufsatz über Monumentalplastik mit Beiträgen von
B.Bleeker, Hoene, Knecht u. a., ein Aufsatz über Grab-
malkunst mit Beiträgen von Th. Lechner, Killer u. a.
Ein weiteres Heft soll über die vorbildlichen Leistun-

gen Münchener Architekten auf dem heute so wich-
tigen Gebiet der Verkehrs- und Industriebauten unter-
richten: O. O. Kurz, C. Jäger, Vorhölzer, G. Buchner
u. a. zeigen, wie technisch rationellste Konstruktion
und hochkultivierte Form einander durchaus nicht aus-
schließen. Ein eigenes Heft soll dann den Münchener
Mitarbeitern derDeutschen Werkstätten gewidmet sein,
den reizvollen Erfindungen von A. Niemeyer, J. Hiller-
brand, Bertsch, von Wersin u. a. Ebensowenig soll die
geschmackserzieherisch so wichtige und in München
so hochentwickelte Druckkunst (Bremer- und Ru-
prechtspresse, F. H. Ehmcke u. a.) vernachlässigt wer-
den. Interessant wird das Heft über Gebrauchsgraphik,
Buch-und Plakatkunst werden. Eine ausführliche Wür-
digung und Publikation soll fortlaufend ausgewählten
schönen Dingen aus der Verkaufshalle desBayer.Kunst-
gewerbevereins zuteil werden.

Ein besonderes Augenmerk soll auch den Leistungen
der einzelnen Klassen der Akademie, der Staatlichen
Kunstgewerbeschule und der Städtischen Fachschulen
gewidmet sein. Ausgezeichnetes Material liegt bereits
vor von den Klassen Prof. Jaskolla und Prof. Hiller-
brand. Ebenso haben Prof. Berndl und Oberstudien-
direktor O. Rückert wertvolles Material in Aussicht
gestellt. Wenn dazwischen noch monographische
Hefte eingeschoben werden — ein Heft über Her-
mann Hahn ist vollständig vorbereitet, eine ausführ-
liche Publikation des Neubaus der Technischen Hoch-
schule von German Bestelmeyer mit den Skulpturen
von H.Hahn, B. Bleeker und J. Wackerle ist geplant —
so ergibt das mannigfachen Stoff für mehr als ein Jahr.
Der Bayerische Kunstgewerbeverein hat sich mit gro-
ßen Opfern entschlossen, das Heft, mit dem er in eine
weitere Öffentlichkeit tritt, als ein stärkeres Sonderheft
erscheinen zu lassen, um die Mannigfaltigkeit und den
Reichtum Münchener Schaffens nachdrücklicher in Er-
scheinung treten zu lassen. Von der Resonanz, die der
gute und tatkräftige Wille des Vereins in der Öffent-
lichkeit und bei den maßgebenden Stellen findet, wird
es abhängen, in welchem Umfange er ferner der Mün-
chener Kunst dienen darf.

Wie es ein schönes Vorrecht von Kunst und Hand-
werk ist, daß der Redaktionsstab zum größten Teil
aus Künstlern besteht, so legt der Schriftleiter beson-
deren Wert darauf, Aufsätze von Künstlern selbst zu
bringen. In diesem Heft kommen A. von Hildebrand
und H.vonMarees in den Erinnerungen K. v.Pidolls zu
Worte, als Vertreter der Generation, auf der die unsrige
fußt und die über künstlerische Dinge so Wertvolles
zu sagen hatte. Eine Probe von echter Kunstwissen-
schaft geben dann die Aphorismen von Konrad Fiedler.
Der Schriftleiter hat die begründete Hoffnung, im Laufe

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