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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Kiener, Hans: Glaspalast 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0124

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GRETE STÜRMER

KLÖPPELSPITZE

gen aber anregenden Stücken von Mayer-Fassold, Kahl,
Lissy Eckart (Plaketten) u. a. vorbildlich vertreten.

Besonders hervorgehoben seien zum Schluß die
sehr geschmackvollen Bucheinbände von Keilig — es
ist immer erfreulich, wenn das Geistige in schöner
Form dargeboten wird.

Angesichts eines solchen Hochstandes unserer ange-
wandten Kunst erscheint heute als eine notwendige
Ergänzung des künstlerischen Schaffens: die Erzie-
hung der breiteren Öffentlichkeit zum Verständnis für
künstlerische Werte. Wirtschaftlich bestimmt das kau-
fende Publikum die Qualität der breiten Masse des
Gebotenen. Und es hat für den Künstler etwas Depri-
mierendes, sehen zu müssen, wie das Minderwertige
seinen Leistungen vorgezogen wird, einfach deshalb,
weil das Publikum nicht fähig ist, gut und schlecht zu
unterscheiden. Es ist ein langwieriger aber der einzige

Weg, der die Existenz des Schundes an der Wurzel
erfaßt, die Öffentlichkeit mit den Grundlagen des
guten Geschmackes vertraut zu machen. Das ist
durchaus möglich und tut dem schöpferischen Genius
keinen Eintrag. So schreibt Karl Vossler sehr richtig:
„Unter Geschmack pflegt man eher ein nachahmen-
des, wählendes und reproduktives als ein frei erfin-
dendes, schöpferisches Kunstvermögen zu verstehen.
Der Geschmack ist erziehungsfähig und erzie-
hungsbedürftig, der schöpferische Genius ist, we-
nigstens insofern er originell produziert — weder das
eine noch das andere." In zwei, drei Generationen
ist es getan. Und was der Sprache und der Musik
recht ist, wäre den bildenden Künsten billig. Eine all-
gemeine Geschmackskultur wäre der nötige Unter-
bau, auf dem sich Großes erheben und wieder be-
fruchtend zurückwirken könnte." Hans Kiener

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