worden, im Juni folgt die Eröffnung der Internatio-
nalen Kunstausstellung. Die Zusammenstellung
lag in Händen des Direktors der Staatlichen Gemälde-
galerie Dr. Hans Posse. Unter den annähernd iooo Wer-
ken, die nicht von den eingeladenen Regierungen, son-
dern von seiten der Ausstellungsleitung ausgewählt
wurden, sind die bedeutendsten Künstler auch des Aus-
landes vertreten. Der Eröffnungsfeierlichkeit wohnten
neben den sächsischen Behörden die Vertreter der Reichs-
regierung, des Auswärtigen Amtes, der bayerischen Re-
gierung und der Russischen Botschaft an.
Das Städtische Museum am Anger, das nun
Gegenstand besonderer Pflege seitens der Stadtverwal-
tung geworden ist, erhält einen Erweiterungsbau, der die
Baulücke in der Pettenbeckstraße ausfüllen wird. Am
6. Juni- wurde in festlicher Weise die Grundsteinlegung
für diesen Bau vollzogen. Die Hammerschläge führten
Bürgermeister Dr. Küfner, der Direktor der städt. Samm-
lungenDr.Hanfstaengl, namens der Staatsregierung Staats-
rat Korn, ferner Bürgermeister Scharnagl, der frühere Bür-
germeister Sr.-R. Schmid, der sich in seiner Amtszeit große
Verdienste um das Museum erworben hat, Oberbaudirek-
tor Beblo und Geh. Rat Prof. Dr. Graessei. Von letzterem
stammen die Pläne für den Neubau. Sobald dieser vollendet
ist, wird eine durchgreifende bauliche Erneuerung des
alten Museumsbaues in Angriff genommen werden.
Die Lenbach-Galerie wurde nach der
Umordnung durch den neuen Städtischen Galeriedirektor
Dr. Eberhard Hanfstaengl am 16. April wieder dem allge-
meinen Besuche geöffnet. Bekanntlich hat die Stadtver-
waltung das Lenbachhaus erworben, die gesamte Galerie
ist von Frau von Lenbach der Stadt schenkungsweise über-
lassen worden. So wurde ein ebenso umfangreiches wie be-
deutsames Grundstück für eine Städtische Gemäldesamm-
lung gewonnen. Es ist aber nicht beabsichtigt, damit in
Konkurrenz mit den großen staatlichenSammlungen zu tre-
ten, vielmehr will die Sradt sich auf Münchner Kunst be-
schränken.
„Wohnung der Neuzeit." Ausstellung Stutt-
gart 1027. Ausgehend von einer Anregung der Stutt-
garter Arbeitsgemeinschaft wird der Werkbund im
Jahre 1927 in Stuttgart eine Ausstellung „Wohnung der
Neuzeit"durchführen.DieAusstellungistderakutenFrage
der Wohnungsnot gewidmet und soll sich hauptsächlich
mit den damit zusammenhängenden technischen und wirt-
schaftlichen Problemen befassen. Besonders bemerkens-
wertist, daß die Grundlage eine für tatsächliche Benützung
bestimmte Wohnungsanlage bilden soll, die im Einverneh-
men mit der Stadt Stuttgart und in deren Bauprogramm
zur Ausführung gelangen wird. Dabei handelt es sich eben-
so um mehrstöckige Miethäuser wie um reine Siedelungs-
typen, die — zum Teil auch als Serienbauten — in billiger
Massenausführung herstellbar sind. Als Ergänzung zu die-
sen Bauten, die den Kern der Ausstellung bilden werden,
soll in den vorhandenen städtischen Ausstellungshallen
ein Uberblick über technische Einrichtungen und Fragen,
Hausrat, Baustoffe, auch die Bedeutung der Farbe beim Bau
und in der Wohnung gegeben werden. Dazu wird eine
Schau von Abbildungen in Modellen neuzeitlicherKlein-
wohnungsbauten treten.
Das Germanische Museum in Nürnberg hat
imMärz seinen 72. Jahresbericht veröffentlicht. Das Mu-
seum hat eine finanzielle Krise überstanden, da ihm neben
Vermögensentwertung durch die Aufwertung von Ver-
pflichtungen nicht tragbare Lasten erwachsen waren. Der
neueVerbindungsflügel,in dessen Obergeschoß die einzig-
artige Sammlung gotischer Bildwirkteppiche von St. Sebald
und St. Lorenz untergebracht sind, ist inzwischen vollendet
und eröffnet worden. Trotz Ungunst der Verhältnisse wird
an dem fachwissenschaftlichen Ausbau des Museums und
der Neuorganisation der älteren Abteilungen erfolgreich
fortgearbeitet, auch sind bemerkenswerte Neuerwerbun-
gen erfolgt, u. a. ein großer Flügelaltar von Lukas Cranach
d. J. von 1J84 und das Lindenholz-Hochrelief einer Bewei-
nung Christi vonTilman Riemenschneider. Aber auch die
kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Sammlungen
wurden gleichmäßig mit neuen Zugängen bedacht. Das
Germanische Museum wird im August 1927 die Feier seines
75jährigen Bestehens begehen. Zugleich wird dann der
ganze Neubau seiner Bestimmung übergeben werden. Als
Verkörperung der Geschichte unseres Volkes verdient das
Museum die tatkräftige Unterstützung und die Sympathie
aller, die ein Interesse dafür hegen, daß sich diese Haupt-
pflegestätte deutscher Geschichte, Kunst und Kultur frei
und ungehindert weiter entwickeln kann. Bekanntlich kann
jeder mit einem Jahresbeitrag von 3 M. Mitglied des Ger-
manischen Museums werden.
Kleine Münchner Chronik. Die letzten Monate
brachten an Veranstaltungen: Die Ausstellung ameri-
kanischer Baukunst in der Neuen Sammlung, die
einen interessanten Einblick nicht nur in das Wesen
des Hochhausbaues, sondern auch in die neue amerika-
nische Bautätigkeit auf dem Gebiete des Nutz- und Woh-
nungsbaues brachte. In der Staatlichen Kunstgewer-
be schule zeigten die Klassen Bernd], Hillerbrand und
Jaskolla in Sonderausstellungen Arbeiten der letzten Zeit.
Dje Galerie Heinemann veranstaltete eine vierwö-
chentliche Ausstellung von Münchner Bildern aus den letz-
ten 100 Jahren, die sowohl das politische wie das Kunst-
leben dieser Zeit veranschaulichen. Die bekannte Samm-
lung Wallach, die sich aus Gegenständen der Volkskunst
aller Länder und Zeiten zusammensetzte, kam Anfang Juli
zum Verkauf, da das Haus Wallach in andere Räume ver-
legt wurde und damit zugleich eine Umstellung des Unter-
nehmens verbunden wurde. Am 3. Juli eröffnete dieN eue
Sammlung wiederum eine Sonderausstellung, die sich
mit Östbergs Rathaus zuStockholm (jo Ansichten) und fin-
nischen Ryen befaßte. Am 10. Juli wurde im Gebäude des
Alten National-Museums das Völkerkunde - Museum
wiedereröffnet, das aus den bisherigen Räumen dorthin
verlegt und unter Leitung von Geheimrat Schermann
und Prof. Segmiller neu geordnet worden ist.
Bei dem Wettbewerb der Stadt Leipzig zur Er-
langung von Entwürfen für die städtebauliche Ausgestal-
116
nalen Kunstausstellung. Die Zusammenstellung
lag in Händen des Direktors der Staatlichen Gemälde-
galerie Dr. Hans Posse. Unter den annähernd iooo Wer-
ken, die nicht von den eingeladenen Regierungen, son-
dern von seiten der Ausstellungsleitung ausgewählt
wurden, sind die bedeutendsten Künstler auch des Aus-
landes vertreten. Der Eröffnungsfeierlichkeit wohnten
neben den sächsischen Behörden die Vertreter der Reichs-
regierung, des Auswärtigen Amtes, der bayerischen Re-
gierung und der Russischen Botschaft an.
Das Städtische Museum am Anger, das nun
Gegenstand besonderer Pflege seitens der Stadtverwal-
tung geworden ist, erhält einen Erweiterungsbau, der die
Baulücke in der Pettenbeckstraße ausfüllen wird. Am
6. Juni- wurde in festlicher Weise die Grundsteinlegung
für diesen Bau vollzogen. Die Hammerschläge führten
Bürgermeister Dr. Küfner, der Direktor der städt. Samm-
lungenDr.Hanfstaengl, namens der Staatsregierung Staats-
rat Korn, ferner Bürgermeister Scharnagl, der frühere Bür-
germeister Sr.-R. Schmid, der sich in seiner Amtszeit große
Verdienste um das Museum erworben hat, Oberbaudirek-
tor Beblo und Geh. Rat Prof. Dr. Graessei. Von letzterem
stammen die Pläne für den Neubau. Sobald dieser vollendet
ist, wird eine durchgreifende bauliche Erneuerung des
alten Museumsbaues in Angriff genommen werden.
Die Lenbach-Galerie wurde nach der
Umordnung durch den neuen Städtischen Galeriedirektor
Dr. Eberhard Hanfstaengl am 16. April wieder dem allge-
meinen Besuche geöffnet. Bekanntlich hat die Stadtver-
waltung das Lenbachhaus erworben, die gesamte Galerie
ist von Frau von Lenbach der Stadt schenkungsweise über-
lassen worden. So wurde ein ebenso umfangreiches wie be-
deutsames Grundstück für eine Städtische Gemäldesamm-
lung gewonnen. Es ist aber nicht beabsichtigt, damit in
Konkurrenz mit den großen staatlichenSammlungen zu tre-
ten, vielmehr will die Sradt sich auf Münchner Kunst be-
schränken.
„Wohnung der Neuzeit." Ausstellung Stutt-
gart 1027. Ausgehend von einer Anregung der Stutt-
garter Arbeitsgemeinschaft wird der Werkbund im
Jahre 1927 in Stuttgart eine Ausstellung „Wohnung der
Neuzeit"durchführen.DieAusstellungistderakutenFrage
der Wohnungsnot gewidmet und soll sich hauptsächlich
mit den damit zusammenhängenden technischen und wirt-
schaftlichen Problemen befassen. Besonders bemerkens-
wertist, daß die Grundlage eine für tatsächliche Benützung
bestimmte Wohnungsanlage bilden soll, die im Einverneh-
men mit der Stadt Stuttgart und in deren Bauprogramm
zur Ausführung gelangen wird. Dabei handelt es sich eben-
so um mehrstöckige Miethäuser wie um reine Siedelungs-
typen, die — zum Teil auch als Serienbauten — in billiger
Massenausführung herstellbar sind. Als Ergänzung zu die-
sen Bauten, die den Kern der Ausstellung bilden werden,
soll in den vorhandenen städtischen Ausstellungshallen
ein Uberblick über technische Einrichtungen und Fragen,
Hausrat, Baustoffe, auch die Bedeutung der Farbe beim Bau
und in der Wohnung gegeben werden. Dazu wird eine
Schau von Abbildungen in Modellen neuzeitlicherKlein-
wohnungsbauten treten.
Das Germanische Museum in Nürnberg hat
imMärz seinen 72. Jahresbericht veröffentlicht. Das Mu-
seum hat eine finanzielle Krise überstanden, da ihm neben
Vermögensentwertung durch die Aufwertung von Ver-
pflichtungen nicht tragbare Lasten erwachsen waren. Der
neueVerbindungsflügel,in dessen Obergeschoß die einzig-
artige Sammlung gotischer Bildwirkteppiche von St. Sebald
und St. Lorenz untergebracht sind, ist inzwischen vollendet
und eröffnet worden. Trotz Ungunst der Verhältnisse wird
an dem fachwissenschaftlichen Ausbau des Museums und
der Neuorganisation der älteren Abteilungen erfolgreich
fortgearbeitet, auch sind bemerkenswerte Neuerwerbun-
gen erfolgt, u. a. ein großer Flügelaltar von Lukas Cranach
d. J. von 1J84 und das Lindenholz-Hochrelief einer Bewei-
nung Christi vonTilman Riemenschneider. Aber auch die
kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Sammlungen
wurden gleichmäßig mit neuen Zugängen bedacht. Das
Germanische Museum wird im August 1927 die Feier seines
75jährigen Bestehens begehen. Zugleich wird dann der
ganze Neubau seiner Bestimmung übergeben werden. Als
Verkörperung der Geschichte unseres Volkes verdient das
Museum die tatkräftige Unterstützung und die Sympathie
aller, die ein Interesse dafür hegen, daß sich diese Haupt-
pflegestätte deutscher Geschichte, Kunst und Kultur frei
und ungehindert weiter entwickeln kann. Bekanntlich kann
jeder mit einem Jahresbeitrag von 3 M. Mitglied des Ger-
manischen Museums werden.
Kleine Münchner Chronik. Die letzten Monate
brachten an Veranstaltungen: Die Ausstellung ameri-
kanischer Baukunst in der Neuen Sammlung, die
einen interessanten Einblick nicht nur in das Wesen
des Hochhausbaues, sondern auch in die neue amerika-
nische Bautätigkeit auf dem Gebiete des Nutz- und Woh-
nungsbaues brachte. In der Staatlichen Kunstgewer-
be schule zeigten die Klassen Bernd], Hillerbrand und
Jaskolla in Sonderausstellungen Arbeiten der letzten Zeit.
Dje Galerie Heinemann veranstaltete eine vierwö-
chentliche Ausstellung von Münchner Bildern aus den letz-
ten 100 Jahren, die sowohl das politische wie das Kunst-
leben dieser Zeit veranschaulichen. Die bekannte Samm-
lung Wallach, die sich aus Gegenständen der Volkskunst
aller Länder und Zeiten zusammensetzte, kam Anfang Juli
zum Verkauf, da das Haus Wallach in andere Räume ver-
legt wurde und damit zugleich eine Umstellung des Unter-
nehmens verbunden wurde. Am 3. Juli eröffnete dieN eue
Sammlung wiederum eine Sonderausstellung, die sich
mit Östbergs Rathaus zuStockholm (jo Ansichten) und fin-
nischen Ryen befaßte. Am 10. Juli wurde im Gebäude des
Alten National-Museums das Völkerkunde - Museum
wiedereröffnet, das aus den bisherigen Räumen dorthin
verlegt und unter Leitung von Geheimrat Schermann
und Prof. Segmiller neu geordnet worden ist.
Bei dem Wettbewerb der Stadt Leipzig zur Er-
langung von Entwürfen für die städtebauliche Ausgestal-
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