In manchen Jahren tagt während des Umzuges der jungen Bur-
schen der „Verband der geflickten Hosen", die Gemeinschaft der jungen
Ehemänner und Ehekandidaten. Auch unter diesen wird ein besonderer
Gerichtshof gebildet, der den Ehemännern die Mitgliedsbescheinigung
und den Ehekandidaten den Heiratskonsens für ihr „Free-Revier"
ausstellt.
Den Abschluß der fröhlichen Tage bildet ein Heringsessen, das vom
Wirt gratis verabreicht wird.
Dieser Brauch des Rasierens der jüngsten Burschen fand und findet
sich noch in vielen Dörfern des Eichsfeldes, wenn auch nicht in der
sonderbaren Aufmachung wie in Wollbrandshausen.
Bernshausen. P. Vuerschaper, Kreisheimatpfleger.
Der Nasiertanz oder Varbiertanz in Obernfeld (Kr. DuderstadL).
Der in diesem Beitrag geschilderte Brauch zeigt große Verwandt-
schaft mit Brauchmotiven des Wollbrandshauser Fastnachts-
brauches, der auf den vorhergehenden Seiten geschildert wurde.
Wir sehen also, wie bestimmte feststehende Brauchmotive bei den
besonderen Gelegenheiten, bei denen sie verwendet werden, in
wechselnder Gestalt auftreten.
Ein alter Volkstanz der Obernfelder ist der Rasier- oder Barbier-
tanz, den der Kriegerverein traditionsgemäß auf seinem Ballabend in
vorgerückter Stunde aufführt.
Es sind 8 Mann vom Feldwebel mit Arrest bestraft u. a. einer, der
unrasiert zum Dienst erschienen war. Er wird nun am Vallabend auf
dem Saale vom Rasiermeister, der mit Gehrock und Zylinder gekleidet
ist, unter großem Jubel vorschriftsmäßig rasiert. Die Musik spielt
flotte Polka- oder Walzerweisen während des Tanzes.
In der Mitte des Saales steht ein Stuhl, auf dem der Unrasierte,
der zuerst in den Saal getanzt kommt, Platz nimmt. Es kommen als-
dann der Reihe nach folgende Personen in den Saal getanzt: Der
Rasiermeister mit einem 1 m langen hölzernen Rasiermesser, der Rasier-
lehrling mit dem Wittjequast und einem Eimer voll Seifenschaum, der
Besenträger, der Schaufelmeister mit -einer Schute, der Serviettenträger
mit einem weißen Bettuch, eine verkleidete Frauenfigur mit einer Kiepe
auf dem Rücken, zuletzt kommen zwei Sanitäter mit einem Backtrog.
Alle, mit den Werkzeugen in den Händen, tanzen um den Un-
rasierten herum. Nach dem ersten Rundtanz taucht der Rasiermeister
den Quast in den Eimer und seift die linke Backe ein, nach dem 2. Rund-
tanz die rechte Backe, nach dem 3. Tanz das Kinn. In genau derselben
Reihenfolge geht dann das Rasieren vor sich. Den Schaum wirft der
Meister auf den Fußboden. Es kommt sofort der Besenmeifter an-
getanzt und fegt den Schaum zusammen, der Schaufelmeister schaufelt
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schen der „Verband der geflickten Hosen", die Gemeinschaft der jungen
Ehemänner und Ehekandidaten. Auch unter diesen wird ein besonderer
Gerichtshof gebildet, der den Ehemännern die Mitgliedsbescheinigung
und den Ehekandidaten den Heiratskonsens für ihr „Free-Revier"
ausstellt.
Den Abschluß der fröhlichen Tage bildet ein Heringsessen, das vom
Wirt gratis verabreicht wird.
Dieser Brauch des Rasierens der jüngsten Burschen fand und findet
sich noch in vielen Dörfern des Eichsfeldes, wenn auch nicht in der
sonderbaren Aufmachung wie in Wollbrandshausen.
Bernshausen. P. Vuerschaper, Kreisheimatpfleger.
Der Nasiertanz oder Varbiertanz in Obernfeld (Kr. DuderstadL).
Der in diesem Beitrag geschilderte Brauch zeigt große Verwandt-
schaft mit Brauchmotiven des Wollbrandshauser Fastnachts-
brauches, der auf den vorhergehenden Seiten geschildert wurde.
Wir sehen also, wie bestimmte feststehende Brauchmotive bei den
besonderen Gelegenheiten, bei denen sie verwendet werden, in
wechselnder Gestalt auftreten.
Ein alter Volkstanz der Obernfelder ist der Rasier- oder Barbier-
tanz, den der Kriegerverein traditionsgemäß auf seinem Ballabend in
vorgerückter Stunde aufführt.
Es sind 8 Mann vom Feldwebel mit Arrest bestraft u. a. einer, der
unrasiert zum Dienst erschienen war. Er wird nun am Vallabend auf
dem Saale vom Rasiermeister, der mit Gehrock und Zylinder gekleidet
ist, unter großem Jubel vorschriftsmäßig rasiert. Die Musik spielt
flotte Polka- oder Walzerweisen während des Tanzes.
In der Mitte des Saales steht ein Stuhl, auf dem der Unrasierte,
der zuerst in den Saal getanzt kommt, Platz nimmt. Es kommen als-
dann der Reihe nach folgende Personen in den Saal getanzt: Der
Rasiermeister mit einem 1 m langen hölzernen Rasiermesser, der Rasier-
lehrling mit dem Wittjequast und einem Eimer voll Seifenschaum, der
Besenträger, der Schaufelmeister mit -einer Schute, der Serviettenträger
mit einem weißen Bettuch, eine verkleidete Frauenfigur mit einer Kiepe
auf dem Rücken, zuletzt kommen zwei Sanitäter mit einem Backtrog.
Alle, mit den Werkzeugen in den Händen, tanzen um den Un-
rasierten herum. Nach dem ersten Rundtanz taucht der Rasiermeister
den Quast in den Eimer und seift die linke Backe ein, nach dem 2. Rund-
tanz die rechte Backe, nach dem 3. Tanz das Kinn. In genau derselben
Reihenfolge geht dann das Rasieren vor sich. Den Schaum wirft der
Meister auf den Fußboden. Es kommt sofort der Besenmeifter an-
getanzt und fegt den Schaum zusammen, der Schaufelmeister schaufelt
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