Andere reiben die Warzen mit einer Speckschwarte ein und legen
die Schwarte dann schweigend unter einen Ziegelstein (Dachpfanne).
Wenn Schwarte verrottet, sind die Warzen weg.
Man kann auch mit einem Knochen (Art und Größe beliebig) drei-
mal über die Warze streichen. Den Knochen muß man dann schweigend
genau wieder in die alte Lage bringen, um die Warzen loszuwerden.
Heimtückischer ist es, wenn man glaubt, daß man die Warzen durch
eine fremde Person „abzählen" lassen muß, um sie loszuwerden, damit
der Zähler sie bekommt.
Wer sich aber unter eine Brücke stellt, wenn ein Totenwagen mit
einer Leiche hinüberfährt, wird seine Warzen ganz bestimmt los.
Stixe Kr. Lüneburg. Lehrer Paul Wellmann.
Die Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Slawen
in volkskundlicher Sicht.
Vortrag von Prof. vr. S ch i e r - Leipzig.
Gehalten am 2.11.1938 in Hannover
in der Arbeitsgemeinschaft Niedersachfens für die Volkskunde.
Die Auseinandersetzung zwischen Germanen und Slawen ist erst vor
wenigen Jahrzehnten in den Gesichtskreis der Forschung getreten; und
doch scheint sie uns nicht minder bedeutsam als die vielerforschte Berührung
von Germanen und Römern zu sein. Hatte sie doch nichts Geringeres als
die Ausweitung der abendländischen Welt auf die weiten Ebenen Ost-
europas zur Folge. Ja, man darf sagen, daß erst diese Auseinandersetzung
den Osten unseres Erdteiles aus einem Vorfelde Asiens zu einem Gebiet
europäischer Möglichkeiten werden ließ. Vor allem das östliche Mitteleuropa
wurde so innig mit germanisch-deutschen Kulturelementen durchtränkt, daß
es als deutscher Kulturboden bezeichnet werden muß. Der deutsche Einfluß
auf diesen Raum wird nicht erst seit dem Beginn der deutschen Ostsiedlung
wirksam, sondern er besitzt in der Zeit der ersten germanisch-slawischen
Berührungen eine sichere Grundlage; man kann die Kulturbewegungen im
östlichen Mitteleuropa in drei große Zeiträume gliedern: die Zeit der ost-
germanisch-slawischen, die Zeit der westgermanisch-slawischen und die Zeit
der ostdeutsch-westslawischen Kutturbeziehungen.
Die erste Periode umfaßt die Zeit des altslawischen Zusammenlebens,
in der die Slawen unter ostgermanischem Einfluß das Vorhallenhaus aus-
bilden, durch Uebernahme eines selbständigen Stalles die Grundlage für
das spätere Wohnspeicherhaus und die Zwiehofanlage schaffen, den Schlas-
und Wohngaden verwenden lernen und überhaupt alle Merkmale der alt-
slawischen Jstuba-Wohnung begründen. Auch gewisse Kleinformen des
täglichen Lebens, der Tracht und des Volksglaubens werden unter ost-
germanischem Einfluß umgestaltet. Der zweite große Zeitraum in der
Volksgeschichte des östlichen Mitteleuropas ist zunächst gekennzeichnet durch
eine starke Westbewegung der Slawen, die schließlich an dem Limes So-
rabicus Karls des Großen zum Stillstände kommt. Abgesehen von zahl-
reichen slawischen Ortsnamen, die freilich in ihrer Beweiskraft für die
slawische Siedlungsdichte in Ostelbien meist überschätzt werden, sind im
Bereiche der Sachkultur Name und Einrichtung der Dönse Niederdeutsch-
lands, sowie die Ausbreitung der Waldbienenzucht und der Klotzbeute als
Zeugen jenes weitesten Vorstoßes der Westslawen zu betrachten. Im
übrigen aber sind die Slawen auch im Zeitalter der westgermanisch-
187
die Schwarte dann schweigend unter einen Ziegelstein (Dachpfanne).
Wenn Schwarte verrottet, sind die Warzen weg.
Man kann auch mit einem Knochen (Art und Größe beliebig) drei-
mal über die Warze streichen. Den Knochen muß man dann schweigend
genau wieder in die alte Lage bringen, um die Warzen loszuwerden.
Heimtückischer ist es, wenn man glaubt, daß man die Warzen durch
eine fremde Person „abzählen" lassen muß, um sie loszuwerden, damit
der Zähler sie bekommt.
Wer sich aber unter eine Brücke stellt, wenn ein Totenwagen mit
einer Leiche hinüberfährt, wird seine Warzen ganz bestimmt los.
Stixe Kr. Lüneburg. Lehrer Paul Wellmann.
Die Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Slawen
in volkskundlicher Sicht.
Vortrag von Prof. vr. S ch i e r - Leipzig.
Gehalten am 2.11.1938 in Hannover
in der Arbeitsgemeinschaft Niedersachfens für die Volkskunde.
Die Auseinandersetzung zwischen Germanen und Slawen ist erst vor
wenigen Jahrzehnten in den Gesichtskreis der Forschung getreten; und
doch scheint sie uns nicht minder bedeutsam als die vielerforschte Berührung
von Germanen und Römern zu sein. Hatte sie doch nichts Geringeres als
die Ausweitung der abendländischen Welt auf die weiten Ebenen Ost-
europas zur Folge. Ja, man darf sagen, daß erst diese Auseinandersetzung
den Osten unseres Erdteiles aus einem Vorfelde Asiens zu einem Gebiet
europäischer Möglichkeiten werden ließ. Vor allem das östliche Mitteleuropa
wurde so innig mit germanisch-deutschen Kulturelementen durchtränkt, daß
es als deutscher Kulturboden bezeichnet werden muß. Der deutsche Einfluß
auf diesen Raum wird nicht erst seit dem Beginn der deutschen Ostsiedlung
wirksam, sondern er besitzt in der Zeit der ersten germanisch-slawischen
Berührungen eine sichere Grundlage; man kann die Kulturbewegungen im
östlichen Mitteleuropa in drei große Zeiträume gliedern: die Zeit der ost-
germanisch-slawischen, die Zeit der westgermanisch-slawischen und die Zeit
der ostdeutsch-westslawischen Kutturbeziehungen.
Die erste Periode umfaßt die Zeit des altslawischen Zusammenlebens,
in der die Slawen unter ostgermanischem Einfluß das Vorhallenhaus aus-
bilden, durch Uebernahme eines selbständigen Stalles die Grundlage für
das spätere Wohnspeicherhaus und die Zwiehofanlage schaffen, den Schlas-
und Wohngaden verwenden lernen und überhaupt alle Merkmale der alt-
slawischen Jstuba-Wohnung begründen. Auch gewisse Kleinformen des
täglichen Lebens, der Tracht und des Volksglaubens werden unter ost-
germanischem Einfluß umgestaltet. Der zweite große Zeitraum in der
Volksgeschichte des östlichen Mitteleuropas ist zunächst gekennzeichnet durch
eine starke Westbewegung der Slawen, die schließlich an dem Limes So-
rabicus Karls des Großen zum Stillstände kommt. Abgesehen von zahl-
reichen slawischen Ortsnamen, die freilich in ihrer Beweiskraft für die
slawische Siedlungsdichte in Ostelbien meist überschätzt werden, sind im
Bereiche der Sachkultur Name und Einrichtung der Dönse Niederdeutsch-
lands, sowie die Ausbreitung der Waldbienenzucht und der Klotzbeute als
Zeugen jenes weitesten Vorstoßes der Westslawen zu betrachten. Im
übrigen aber sind die Slawen auch im Zeitalter der westgermanisch-
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