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Die Kunde — 6.1938

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Krause, Wolfgang: Zur Frage der Echtheit der Weserrunen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61997#0054

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Zur Frage der Echtheit der Weserruneu.
Im runenkundlichen Schrifttum spielen die berühmten Inschriften
auf einigen beim Baggern in der Unterweser 1927 zutage gekommenen
Knochen noch immer eine bedeutende Rolle, so z. B. in Arntz' Handbuch
der Runenkunde (Halle 1935) und in K. Reichardts Runenkunde (Jena
1936). Man hat auch die Weserrunen als wichtige Stützpunkte bei der
Frage nach der Wanderung der Runenschrift vom Süden nach dem
Norden verwendet und scheint überhaupt mehr und mehr geneigt zu
sein, die Echtheit dieser höchst eigenartigen Zeugen runischer Ueber-
lieferung gelten zu lassen.
Demgegenüber möchte ich nachdrücklichst auf einige Punkte Hin-
weisen, die geeignet erscheinen, stärkste Bedenken zu erwecken. Die
ersten beiden Punkte sind auch schon von anderen Forschern vorgebracht
worden, ohne, wie mir scheint, die gebührende Beachtung gefunden zu
haben. Der dritte Punkt ist neu.
1. In dem Wort kunni auf dem einen der Knochen ist die
zz-Rune zweimal hintereinander gesetzt, eine Erscheinung, die im Innern
eines Wortes bei den Runendenkmälern im älteren Futhark sonst
niemals vorkommt. Belege für einfache Schreibung langer Konsonan-
ten: Zwinge von Bi. — §-zz^ft/)z'/zz Lanzenschaft von Kragehul
(Fünen). — ZzaftZ)«/? Stein von Stenstad (Norwegen), Wetz-
stein von Strsm (Norwegen). — ^zz(zz)o Stein von Berga (Schweden). —
zzzazz(zz)^ Stein von Eggjum (Norwegen). — zzft/)zzzzo Scheibenfibel von
Soest. — Spange von Freilaubersheim. Der Weserknochen
würde also die einzige Ausnahme von dieser allgemeinen Regel dar-
stellen.
2. Die /H-Rune hat auf den Weferknochen sechsmal die gotisch-
nordische Form mit nur 1 Querstrich. Nun kann man aber die Sprache
der Weserinschriften unmöglich mit Agrell für gotisch halten, sondern
nur für ein sehr altertümliches Altsächsisch. Da nun auf angelsächsischen
wie aus deutschen Runendenkmälern ausnahmslos die (gewiß ältere)
Form der /H-Rune mit 2 Querstrichen überliefert ist, so würden auch
hierin die Weserrunen eine nicht zu erwartende Ausnahme darstellen.
3. Der eine der Weserknochen bietet einen Runenkomplex ulubari,
in dem schon Schnippel, der erste Erklärer der Weserinschriften, gewiß
mit Recht die ungewöhnliche Form des Namens ll^zzft-hsz-z erkannte.
Nun finden sich bei Förstemann, Altdeutsches Namenbuch! Spalte 1652
nicht weniger als 25 Belege für diesen Namen in verschiedenen Schreib-
weisen. Mitten in dieser Liste Förstemanns stehen nun die folgenden
zwei Belege unmittelbar untereinander: ll^o/zzzzz-z und Die
orthographische Eigentümlichkeit des ersten dieser beiden Zeugnisse be-
steht in dem mittleren —zz— für —/—, die des zweiten im Fortfall des

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