Die Untersuchung der sächsischen Königspfalz Werla bei Goslar.
Von H. Schroller.
Im Kranz der sächsischen Pfalzen nimmt Werla eine besondere
Stellung ein, da es nicht nur Verwaltungsmittelpunkt und Aufent-
haltsort für die sächsischen Könige war, sondern auch als Thingstätte
für die sächsischen Edlen gedient hat und in militärischer Hinsicht von
hervorragender Bedeutung war. Vor der Werla war es, wo sich im
Jahre 924 der furchtbare Ungarnsturm brach, und hier hat König Hein-
rich I. gegen die Freilassung eines ungarischen Fürsten jenen berühmten
neunjährigen Waffenstillstand von den Ungarn erzwungen, den er zur
Wehrhaftmachung seines Volkes benutzte. Wir gehen wohl nicht fehl,
wenn wir annehmen, daß während dieser Zeit Werla im Mittelpunkt
des deutschen Geschehens gestanden hat.
Trotz ihrer besonderen Bedeutung ist die Pfalz Werla *) jahr-
hundertelang in völlige Vergessenheit gesunken und erst seit dem
18. Jahrhundert beschäftigt man sich wieder mit ihr. Aber erst durch
die Untersuchung so namhafter Gelehrter wie K. Rübel, Paul
Höfer und Albert von Hofmann wurde das Interesse für die
Pfalz wieder wachgerufen, und im besonderen war es dann der Schla-
dener Hauptlehrer i. R. Franz Kaufmann, der in jahrelanger
Arbeit die Urkunden um die Pfalz gesammelt hat und dann im Jahre
1929 eine sehr beachtliche Arbeit hierüber herausbrachte, in der er die
Forderung von Bode, dem Verfasser des Goslarer Urkundenbuches,
nach einer Ausgrabung der Pfalz wiederholte und „ein harzisches
Glückauf zum ersten Spatenstich" ausrief.
Die wissenschaftliche Untersuchung begann mit einer kurzen Probe-
grabung des Hannoverschen Professors vr. Uvo Hölscher, der im
Jahre 1926 auf dem „Kreuzberg" kräftige Steinmauerfundamente
nachwies, die das Vorhandensein der Pfalz an jener Stelle erhärteten.
Eine geplante Untersuchung des Berliner Geheimrats Prof. Or.
Schuchhardt kam nicht zustande, und so war es erst dem national-
sozialistischen Deutschland vorbehalten, im Jahre 1934 eine erste syste-
matische Untersuchung auf dem Pfalzhügel durchzuführen. Diese Gra-
bung wie auch die Untersuchungen der Jahre 1936 und 1937 wurden
ermöglicht durch den tatkräftigen Einsatz des Landrates Rotberg
in Goslar sowie seines verständnisvollen Kreisausschusses. Die Mittel
wurden jeweils durch den Kultusminister bzw. die Notgemeinschaft
der deutschen Wissenschaft, die Provinz Hannover und den Kreis auf-
gebracht. Die Wissenschaftliche Beratung lag in den Händen der soge-
Z Der Name Werla setzt sich nach Prof. Edward Schröder aus dem
altdeutschen Worte wer — Mann (im Sinne des ausgewachsenen, vollbe-
rechtigten Mitgliedes der Volks- resp. Stammesgemeinfchaft) und aus l o h
— lichter Hain, Waldwiese (im Ostfälischen Iah) zusammen. Diese Bezeich-
nung ist sicher sehr viel älter als ihre erste Erwähnung zu Heinrichs I. Zeit.
Sie zeigt uns, daß die Werla schon in frühesten Zeiten eine kultisch geweihte
Stätte zur Versammlung von Männern war.
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Von H. Schroller.
Im Kranz der sächsischen Pfalzen nimmt Werla eine besondere
Stellung ein, da es nicht nur Verwaltungsmittelpunkt und Aufent-
haltsort für die sächsischen Könige war, sondern auch als Thingstätte
für die sächsischen Edlen gedient hat und in militärischer Hinsicht von
hervorragender Bedeutung war. Vor der Werla war es, wo sich im
Jahre 924 der furchtbare Ungarnsturm brach, und hier hat König Hein-
rich I. gegen die Freilassung eines ungarischen Fürsten jenen berühmten
neunjährigen Waffenstillstand von den Ungarn erzwungen, den er zur
Wehrhaftmachung seines Volkes benutzte. Wir gehen wohl nicht fehl,
wenn wir annehmen, daß während dieser Zeit Werla im Mittelpunkt
des deutschen Geschehens gestanden hat.
Trotz ihrer besonderen Bedeutung ist die Pfalz Werla *) jahr-
hundertelang in völlige Vergessenheit gesunken und erst seit dem
18. Jahrhundert beschäftigt man sich wieder mit ihr. Aber erst durch
die Untersuchung so namhafter Gelehrter wie K. Rübel, Paul
Höfer und Albert von Hofmann wurde das Interesse für die
Pfalz wieder wachgerufen, und im besonderen war es dann der Schla-
dener Hauptlehrer i. R. Franz Kaufmann, der in jahrelanger
Arbeit die Urkunden um die Pfalz gesammelt hat und dann im Jahre
1929 eine sehr beachtliche Arbeit hierüber herausbrachte, in der er die
Forderung von Bode, dem Verfasser des Goslarer Urkundenbuches,
nach einer Ausgrabung der Pfalz wiederholte und „ein harzisches
Glückauf zum ersten Spatenstich" ausrief.
Die wissenschaftliche Untersuchung begann mit einer kurzen Probe-
grabung des Hannoverschen Professors vr. Uvo Hölscher, der im
Jahre 1926 auf dem „Kreuzberg" kräftige Steinmauerfundamente
nachwies, die das Vorhandensein der Pfalz an jener Stelle erhärteten.
Eine geplante Untersuchung des Berliner Geheimrats Prof. Or.
Schuchhardt kam nicht zustande, und so war es erst dem national-
sozialistischen Deutschland vorbehalten, im Jahre 1934 eine erste syste-
matische Untersuchung auf dem Pfalzhügel durchzuführen. Diese Gra-
bung wie auch die Untersuchungen der Jahre 1936 und 1937 wurden
ermöglicht durch den tatkräftigen Einsatz des Landrates Rotberg
in Goslar sowie seines verständnisvollen Kreisausschusses. Die Mittel
wurden jeweils durch den Kultusminister bzw. die Notgemeinschaft
der deutschen Wissenschaft, die Provinz Hannover und den Kreis auf-
gebracht. Die Wissenschaftliche Beratung lag in den Händen der soge-
Z Der Name Werla setzt sich nach Prof. Edward Schröder aus dem
altdeutschen Worte wer — Mann (im Sinne des ausgewachsenen, vollbe-
rechtigten Mitgliedes der Volks- resp. Stammesgemeinfchaft) und aus l o h
— lichter Hain, Waldwiese (im Ostfälischen Iah) zusammen. Diese Bezeich-
nung ist sicher sehr viel älter als ihre erste Erwähnung zu Heinrichs I. Zeit.
Sie zeigt uns, daß die Werla schon in frühesten Zeiten eine kultisch geweihte
Stätte zur Versammlung von Männern war.
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