Zur Geschichte der Herdstelle im niedersächsischen Bauern- und Bürgerhaus.
Vortrag von vr. Groh ne, Direktor des Fockrmuseums in Bremen,
im Niedersächsischen Volkstnmsmuseum am 4. Februar 1938.
Wurtengrabungen, die von Seiten des Focke-Museums während der
letzten Jahre im Bremer Gebiet vorgenommen worden sind, haben das Er-
gebnis erbracht, daß die Feuerstellen in den Bauernhäusern srüher durch-
gängig ebenerdig waren. Solche nicht aufgehöhte Feuerstellen sind heuie
noch vereinzelt in alten Bauernhäusern oder Rauchkaten der Bremer Geest
und des Oldenburger Gebietes zu finden. Vom 13. Jahrhundert an hat man,
wie die genannten Ausgrabungen gezeigt haben, angesangen, die Herdstellen
in den Bauernhäusern mit Ziegelsteinen in Klostersormat zu pflastern. Die
Festigung und Einglättung der Herdstelle hatte zur Folge, daß die bis dahin
gebrauchten Kugeltöpfe zur Erhöhung der Standfestigkeit allgemein drei
Flächen erhielten. So entstand der sogen. „Grapentopf". Aus den älteren
Herdstellen, die mit runden Feldsteinen ausgelegt waren, hatte der fuhlose
Kugeltops die für feine Standfestigkeit notwendigen drei Unterstützungspunkte
soz. von selbst gefunden. In den Bauernhäusern hat man nachweislich seit
dem hohen Mittelalter auf dem Flett Backöfen eingebaut. Zu der Entwick-
lung des Backofens zum Heizofen ist es in den niedersächsischen Teilen Nord-
westdeutschlands nicht gekommen, infolge von Einflüssen aus der Stabt.
Beim Bürgerhaus lagen im hohen Mittelalter die Verhältnisse bezüglich
des Feuerherdes wohl ebenso wie beim Bauernhaus. Im 12. und 13. Jahr-
hundert fand der Kaminschornstein bei uns Eingang als Einfuhrgut aus dem
Westen; dieses führte dazu, daß die Feuerstellen, die vordem auf dem freien
Flett brannten, mit einer Hauswand in Verbindung gebracht wurden. Dar-
aus entwickelte sich die Stubenheizung, wobei der Backofen die Vermittlungs-
rolle hatte. Es entstand der Böt- oder Hinterladerofen mit Heizkamin
(Böthaus).
In dieser Ausbildung dringt die Vervollkommnung der Heizanlage im
16. und 17. Jahrhundert auf das Land, wo man inzwischen angefangen hatte,
die Niedersachsenhäuser um das Kammerfach zu verlängern. Der Backofen
wurde hierzulande seit dem 17. Jahrhundert vom Flett entfernt und außer-
halb des Hauses in einem Backhäuschen untergebracht. In Nachahmung
städtischer Verhältnisse kam es hier seit dem 17. Jahrhundert zur Aufhöhung
der Herdstelle mit Ausmauerung und Aschenlöchern. Man verlegte die Herd-
stelle an die Flettwand, um von dort aus die Bötöfen in den Stuben mit
Feuerung bedienen zu können.
Seit 1830 kam es hier in fast allen größeren Bauernhäusern zum Einbau
der Küche in das Kammersach mit einem Herd aus Ziegelsteinen und offenem
Kaminschirm darüber. Der alte Zustand erhielt sich nur in sogen. Rauchkaten,
die zur Räucherung von Fleischwaren benutzt werden.
69
Vortrag von vr. Groh ne, Direktor des Fockrmuseums in Bremen,
im Niedersächsischen Volkstnmsmuseum am 4. Februar 1938.
Wurtengrabungen, die von Seiten des Focke-Museums während der
letzten Jahre im Bremer Gebiet vorgenommen worden sind, haben das Er-
gebnis erbracht, daß die Feuerstellen in den Bauernhäusern srüher durch-
gängig ebenerdig waren. Solche nicht aufgehöhte Feuerstellen sind heuie
noch vereinzelt in alten Bauernhäusern oder Rauchkaten der Bremer Geest
und des Oldenburger Gebietes zu finden. Vom 13. Jahrhundert an hat man,
wie die genannten Ausgrabungen gezeigt haben, angesangen, die Herdstellen
in den Bauernhäusern mit Ziegelsteinen in Klostersormat zu pflastern. Die
Festigung und Einglättung der Herdstelle hatte zur Folge, daß die bis dahin
gebrauchten Kugeltöpfe zur Erhöhung der Standfestigkeit allgemein drei
Flächen erhielten. So entstand der sogen. „Grapentopf". Aus den älteren
Herdstellen, die mit runden Feldsteinen ausgelegt waren, hatte der fuhlose
Kugeltops die für feine Standfestigkeit notwendigen drei Unterstützungspunkte
soz. von selbst gefunden. In den Bauernhäusern hat man nachweislich seit
dem hohen Mittelalter auf dem Flett Backöfen eingebaut. Zu der Entwick-
lung des Backofens zum Heizofen ist es in den niedersächsischen Teilen Nord-
westdeutschlands nicht gekommen, infolge von Einflüssen aus der Stabt.
Beim Bürgerhaus lagen im hohen Mittelalter die Verhältnisse bezüglich
des Feuerherdes wohl ebenso wie beim Bauernhaus. Im 12. und 13. Jahr-
hundert fand der Kaminschornstein bei uns Eingang als Einfuhrgut aus dem
Westen; dieses führte dazu, daß die Feuerstellen, die vordem auf dem freien
Flett brannten, mit einer Hauswand in Verbindung gebracht wurden. Dar-
aus entwickelte sich die Stubenheizung, wobei der Backofen die Vermittlungs-
rolle hatte. Es entstand der Böt- oder Hinterladerofen mit Heizkamin
(Böthaus).
In dieser Ausbildung dringt die Vervollkommnung der Heizanlage im
16. und 17. Jahrhundert auf das Land, wo man inzwischen angefangen hatte,
die Niedersachsenhäuser um das Kammerfach zu verlängern. Der Backofen
wurde hierzulande seit dem 17. Jahrhundert vom Flett entfernt und außer-
halb des Hauses in einem Backhäuschen untergebracht. In Nachahmung
städtischer Verhältnisse kam es hier seit dem 17. Jahrhundert zur Aufhöhung
der Herdstelle mit Ausmauerung und Aschenlöchern. Man verlegte die Herd-
stelle an die Flettwand, um von dort aus die Bötöfen in den Stuben mit
Feuerung bedienen zu können.
Seit 1830 kam es hier in fast allen größeren Bauernhäusern zum Einbau
der Küche in das Kammersach mit einem Herd aus Ziegelsteinen und offenem
Kaminschirm darüber. Der alte Zustand erhielt sich nur in sogen. Rauchkaten,
die zur Räucherung von Fleischwaren benutzt werden.
69