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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Lier, Hermann Arthur: Korrespondenz Dresden, [2]
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Die Schabkunstausstellung in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0129

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Die Schabkunstausstellung- in Wien.

24C

zum Teil vorzüglichen Aquarellen wieder, doch lässt
sich nicht behaupten, dass die veränderte Technik
auch einen wesentlich verschiedenen Eindruck ihrer
künstlerischen Persönlichkeit hervorbrächte. So ist
z. B. die Wirkung, die der bereits genannte Hendrik
Willem Mcsdarj mit seinen beiden Aquarellen, welche
auslaufende Schiffe „am Morgen" und ein Fischerboot
„in Gefahr" darstellen, keine andere, als die, die man
durch seine den gleichen oder einen ähnlichen Vor-
wurf behandelnden Marinebilder in Ol empfängt.
Dasselbe gilt von den Winterbilderu Louis Apol's
und den Landschaften Wilhelm Boelof's, während
wir die Aquarelle N. van der Waay's, nament-
lich das „der Remorqueur" betitelte seinen beiden in
Ol gernalten Ansichten aus Amsterdam vorziehen,
weil er uns in der ersteren Technik ein noch weit
größerer Meister zu sein scheint, als in der letzte-
reren. Eines der besten dieser Aquarelle rührt von
Victor Bauffe her. Seine von einem Kanal durchzo-
gene holländische Flachlandschaft überrascht durch
ihre frische Farbigkeit und ihre auf eine ungewöhn-
liche Kenntnis der Perspektive zurückzuführende treff-
Kche Zeichnung. Durch eine ähnliche Flottheit und
Sicherheit der Mache gewinnen die Arbeiten Isaae Isra-
els', eines Sohnes des berühmten Josef Israels, trotz
ihres unschönen Gegenstandes das Interesse aller derer,
die das Charakteristische der Kunst zu schätzen
wissen. Z. P>. ist seine Kohlenzeichnung, in der wir
das Leben und Treiben auf einer Amsterdamer
Straße, die an einem Kanal entlang führt, von oben,
aus dem Atelier des Künstlers gesehen, dargestellt
finden, ungemein geschickt gemacht. Sie erscheint
als ein ähnliches Meisterstück der Charakteristik,
wie die Ansichten von Paris, die Gotthard Kuehl auf
der ersten Dresdner Aquarellausstellung vorführte.
Noch höher steht in dieser Hinsicht das Aquarell
mit den beiden Fabrikmädchen in weißer Kleidung,
die am Abend an einem Teich vorüber nach Hause
eilen, aber auch das Straßenbild mit dem jüdischen
Kind und Dienstmädchen im Vordergrund muss als
eine beachtenswerte Probe realistischer Augenblicks-
malerei angesehen werden. Vornehmer, weniger
nervös unruhig ist das Straßenbild Ferd. G. W. Oldc-
welt's mit der Droschke, die vor einem hohen Hause
hält, im Mittelgrunde und der fein beobachteten
sonnigen Beleuchtung bei Regenwetter, das seinem
Ende entgegengeht. Nennen wir zum Schluss noch
die wirkungsvollen Landschaften J. G. Vogel's und
J. H. Weissenbruch's, sowie die Tierstücke des be-
kannten Stortenbeclxr, so glauben wir in der Haupt-
sache alles erschöpft zu haben, was aus der Abtei-

lung der Aquarelle hervorgehoben zu werden ver-
dient.

Das ganze Unternehmen hat, soweit wir dar-
über unterrichtet sind, bei den Dresdener Kunstfreun-
den vielen Anklang gefunden und den künstlerischen
Kredit der Arnold'schen Handlung, die sich unseren
Dank schon durch die Ausstellung der Norweger und
Schotten, sowie durch die hochinteressante Sammlung
moderner Radirungen in reichem Maße verdient hat,
aufs neue fest begründet. Es kann darüber kein
Zweifel obwalten, dass derartige planmäßig und von
bestimmtem künstlerischem Gesichtspunkte aus veran-
staltete Ausstellungen den Kunstgeschmack des Pub-
likums in ganz anderer Weise fordern, als wenn
eine Menge guter und schlechter Bilder aus aller
Herren Ländern und aus den verschiedensten Heer-
lagern, bunt durch einander gewürfelt, vorgeführt
werden. Die Kunst verlangt Sammlung. Um sie
herbei zu führen, bedarf es einer gewissen Einheit-
lichkeit des künstlerischen Principes und der Tech-
nik. Wo diese fehlt, sinkt eine Ausstellung auf das
Niveau sommerlicher Gartenconcerte herab, bei denen
die Buntheit des Programms und die Potpourri-
Wirtschaft leider an der Tagesordnung ist.

(Schluss folgt.)

DIE SCHABKUNST AUSSTELLUNG
IN WIEN.

Ein hübscher Gedanke war es, in einer Sondei--
ansstellung des österreichischen Museums für Kunst
und Industrie mehrere hundert Blätter der Schwarz-
kunst in übersichtlicher Weise zu vereinigen.
Äußerlich geschmackvoll gestaltet und innerlich
wohl geordnet, ist diese Schaustellung eine der er-
freulichsten Erscheinungen, die wir in Wien im
Laufe der jüngsten Jahre zu verzeichnen hatten.
Der treffliche Katalog kann sogar wählerische
Fachleute befriedigen und wird den noch wenig
unterrichteten Besuchern als Einführung in das Ver-
ständnis der „maniere noire" gute Dienste leisten.
Das Vorwort des Kataloges ist von dem scheiden-
den Direktor Jacob v. Falke verfasst, das eigent-
liche Verzeichnis von Franx, Bitter. Falke's Ein-
leitung gibt eine knappe Ubersicht über die
Technik der Schabkunst und über die Geschichte
dieser Art von Kupferdrucken, die von den An-
fängen bei Ludwig von Siegen (geb. 1609) bis zu
ihrem Ausklingen im 19. Jahrhundert verfolgt wird.
Es scheint, dass durch die Erfindung der verschie-
denen Heliogravüren mit Korn, die einen sammet-
 
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