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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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441

Nekrologe. — Personalnachriehten. — Preisverteilungen. — Ausstellungen. — Vereine. — Funde.

442

NEKROLOGE.

0 Der Tiermaler Professor Albert Brendel, dessen Spe-
cialität die Darstellung von Schafen und Pferden war, ist am
28. Mai in Weimar, wo er seit 1875 als Lehrer an der Kunst-
schule wirkte, im 68. Lebensjahre gestorben.

0 Dr. Karl Martin von Stegmann, der frühere Direktor
des Bayerischen Gewerbemuseums in Nürnberg, ist daselbst
am .28. Mai im Alter von 63 Jahren gestorben. Litterarisch
hat er sich vornehmlich durch die Sammelwerke: „Ornamente
der Renaissance in Italien" (1861) und „Die Architektur der
Renaissance in Toscana" (seit 1883) bekannt gemacht.

0 Der Tier- und Jagdmaler Johann Christian Deiker,
der ältere Bruder des 1892 verstorbenen Jagdmalers Karl
Friedrich Deiker, ist am 23. Mai in Düsseldorf, wo er seit 1868
seinen Wohnsitz hatte, kurz vor Vollendung seines 73. Jahres
gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

0 Die Ehrenmedaillen des Pariser Salons in den Champs-
Elysees haben erhalten: E. Hebert für sein Bild „Der Schlaf
des Jesuskindes", der Bildhauer F. A. Bartholdi für seine
Gruppe „Die Schweiz, die Leiden Straßburgs während der
Belagerung von 1870 lindernd", und der Graphiker Baude.

PREISVERTEILUNGEN.

*** Die großen römischen Preise der Berliner Kunst-
akademie sind dem Genremaler Wilhelm Müller-Schoenefeld,
der auf der großen Kunstausstellung durch ein seltsam phan-
tastisches, aber fein gestimmtes und ergreifendes Bild „Sie
schieden aus dem Land der Leiden" (Ankunft von Schatten
in der Unterwelt) und durch ein ähnliches, „Frühling" be-
titeltes Bild vertreten ist, und dem Regierungsbaumeister
Otto Spalding aus Jahnkow (Kreis Grimmen) zuerkannt wor-
den. Ferner sprach das Preisgericht den für Maler aller
Fächer ausgeschriebenen Preis der „Zweiten Michael Beer-
schen Stiftung" dem Maler Ernst Lugan aus Nimkau in Schle-
sien zu und erteilte gleichzeitig den Bildhauern Hermann
Hidding und Hermann Künaler für ihre zu den Bewerbun-
gen der von Rohrschen und der Dr. Paul Schultze-Stiftung
eingereichten Arbeiten „Ehrenvolle Erwähnungen". — Das
Stipendium der ersten Michael Beer'schen Stiftung im Betrage
von 2250 M. zu einer einjährigen Studienreise nach Italien ist
dem Bildhauer Henryk Gliccnstein aus Turek (Russisch-Polen),
zur Zeit in München, zuerkannt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* Die Neumann'sehe Kunsthandlung in Wien hat in
ihrem neu eingerichteten Salon eine kleine Frühlingsaus-
stellung veranstaltet, welche namentlich von modernen
Münchenern einige Meisterwerke von Rang enthält, so das
letzte Bismarckporträt von Lenbaeh, die herrliche Winter-
landschaft von Uhde, mit der am Wege stehenden Maria,
welche sehnsüchtigen Blicks dem Obdach suchenden Joseph
nachschaut, ferner zwei schöne Bilder von G. Max und eine
Auswahl von Zeichnungen, Aquarellen und Pastellen von
deutschen, französischen und englischen Meistern. Das Be-
streben der Aussteller, die Kunstfreunde mit den modernen
Erzeugnissen des Auslandes in Fühlung zu setzen, findet in
Wien lebhafte Anerkennung.

* Der Österreichische Kunstverein in Wien veranstaltete
während der letzten Wochen eine Gabriel Max-Aus Stellung,
welche mehrere der neuesten Schöpfungen des berühmten
Meisters, darunter die „Seherin von Prevorst", die farbige,

hochinteressante „Traviata", „Die Braut von Korinth", die
Affenmenschen u. a. enthielt. Es wurde aus diesem Anlass
in den Wiener Kunstkreisen wiederholt die merkwürdige
Thatsache hervorgehoben, dass Prof. Gabriel Max, bekanntlich
ein geborener Österreicher, von Seiten der dortigen Kunst-
verwaltung eine so stiefmütterliche Behandlung erfährt. Er
ist zwar in mancher Wiener Privatsammlung, aber in den
öffentlichen Galerien Wiens — gar nicht vertreten.

* Die Pariser Kunsthandlung Bernheim jun. hatte kürz-
lich in Wien bei Miethke eine kleine Ausstellung franzö-
sischer Bilder veranstaltet, in der besonders die Meister des
„paysage intime" durch einige wertvolle Stücke repräsentirt
waren. Von Corot sah man ein frühes Bild aus der
römischen Campagna (1827), das in seinem kühlen stahl-
blauen Ton und dem vorwiegend zeichnerischen Charakter
merkwürdige Analogien zu gleichzeitigen Deutschen aufwies;
von Th. Rousseau die kleine, tiefgestimmte „Jagd" (radirt
von W. Hole), ein Bildchen von klassischem Wert als Zeugnis
für die Tendenzen der „Intimen"; eine saftige, farbige Land-
schaft aus dem Walde von Fontainebleau von V. Dupre;
ferner einige hübsche Diaz, Troyon, Ziem; auch einen
meisterhaft modellirten Akt von J. Lefebvre (Magdalena) u. a.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

Berlin. In der Aprilsitzung der Archäologischen Oe-
sellschaft berichtete Herr Koepp im Anschluss an einen Auf-
satz von Evans über Schriftzeichen und Bilderschrift auf
Denkmälern der mykenischen Periode; Herr Assmann sprach
über Schiffsdarstellungen auf Dipylonvasen, Herr Curtius
über die weißgrundigen Lekythen des Berliner Museums und
Herr Brückner über die größte Burganlage der mykenischen
Zeit, Palaeokastro (Gha) im Kopaissee.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

In Südfrankreich wurde jüngst von den HH. Piette und de
Laporterie ein interessanter urgeschichtlicher Fund gemacht.
Derselbe wirft auf die künstlerische Thätigkeit und die
Sitten der Menschenrassen, die zur Mammutzeit das Land
bevölkerten, ein ganz neues Licht. Der Fund besteht in
fünf Bruchstücken menschlicher Figuren aus Elfenbein, die
aus einer Höhlenansiedelung der Quaternärzeit zu Brasse-
pony, Departement Landes, ausgegraben wurden. Das erste
Stück stellt eine Frau ohne Arme dar und hat wahrschein-
lich als Dolchgriff gedient. Der zweite Gegenstand ist ein
Frauenkopf, der an den Habitus der mongolischen Rasse
gemahnt. Die Ausführung ist sehr gut und lässt eine schon
hochentwickelte Technik erkennen. Die Kopfhaare sind lang,
z. T. über die Stirn zurückgestrichen, die andern fallen zu
beiden Seiten bis auf die Schultern herab. Diese herab-
fallenden sind in Strähne geteilt, diese sind wieder durch
Fäden getrennt, die gleichsam die Kette ausmachen, zu der
jene den Einschlag bilden. Das Gesicht ist dreieckig, etwas
breiter als lang, Backenknochen und Kinn springen vor. In
gewissem Widerspruch zum mongolischen Typus steht die
verhältnismäßig lange und schmale Nase. Man könnte
daraus auf zwei Menschentypen, wenn nicht gar -Rassen
schließen, die damals mit Mammut und Nashorn zusammen
Frankreich bewohnten. — An der dritten Figur fehlt leider
der Kopf und der obere Brustteil; die Beine enden in einen
Pfriemen. Vom vierten Stück ist nur der Rumpf erhalten.
Der in Halbrelief gemeißelte Arm ist an die Brust gelegt,
eine Art Mantelkragen bedeckt die Schultern. Der fünfte
Gegenstand, eine sehr flüchtig gearbeitete Frauengestalt mit
 
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