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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Aus den Wiener Galerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0008

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Aus den Wiener Galerien.

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Dyck zugeschriebene „Heilige Familie" (Frimmel, S. 70,
Nr. 90) befand sich mit unter dem Suermondtschen An-
kauf, wurde jedoch später zurückgegeben, da sich Be-
denken gegen die Autorschaft des van Dyck erhoben
hatten, denen sich auch unser Autor nicht ganz ver-
schließen will. Derselbe weist eine zweite überein-
stimmende Darstellung desselben Gegenstandes von der
Hand van Dycks nach, die sich nach Smith 1812 in
der Sammlung des Generals Craig befunden haben soll.
Vielleicht wird sich dieses Exemplar an der Hand der
dem Frimmel'schen Heftchen beigegebenen Lichtdruck-
Reproduktion des Bildes in der Galerie Schönborn
irgendwo wieder entdecken lassen. — Zu dem 1881
aus der Galerie nach
Berlin gewanderten Ru-
bens'schen Neptunbilde,

welches dort neuer-
dings zu seinem gro-
ßen Vorteil wieder auf
das ursprüngliche For-
mat zurück gebracht
worden ist, bringt Frim-
mel u. a. in Erinne-
rung, dass dasselbe be-
reits 1830 in Hor-
mayr's Archiv als Sehul-
bild erkannt wurde.
Dies war auch seither
die herrschende Mei-
nung bei den Wiener
Sachverständigen, und
unser Autor glaubt
ebenfalls, dass das Bild

„keine eigenhändige
Arbeit des Rubens ist".

Was nun den ge-
genwärtigen , in der
letzten Zeit nicht we-
sentlich veränderten
Bestand, der Galerie
betrifft, so lindlin darin
die Niederländer und

zwar vornehmlich die holländischen, in zweiter Linie
die vlämischen Meister, noch immer eine sehr achtungs-
werte Vertretung. Deutsche und italiensche Bilder
von höherem Wert sind hingegen nur in geringer
Zahl anzutreffen. An .der Spitze der Holländer steht
Jlembrandt's „Blendung des Simson", das grausenvolle,
aber mächtige Werk aus der Jugendzeit des Meisters,
von dem bekanntlich die Casseler Galerie eine alte
Kopie besitzt. Der Simson ist das einzige von jeher
mit allem Recht dem Rembrandt zugesprochene Bild
der Galerie Schönborn. Bei Waagen wird auch noch
die „Trauernde Hagar mit dem Engel in der Wüste"
dem Meister vindizirt, jedoch mit Unrecht.. Bode hat

Bauernmahlzeit von Thomas WyCK.

schon vor Jahren Bol mit guten Gründen als den Ur-
heber dieses kostbaren Werkes in Anspruch genommen,
und Frimmel erkennt darin mit annähernder Sicherheit
dasselbe Bild, welches 1704 auf der Versteigerung
Bieter Six als „De Engel by Hagar von Ferdinandus
Bol" zum Aufschlag gekommen ist (Hoet, Catal. I, 74).
Daran reihen sich zwei schöne kleine Jakob Ruisdacl's,
eine Landschaft mit Kühen und eine Ansicht des Schlosses
Bentheim (im Hannoverschen, nahe der holländischen
Grenze), beides gut erhaltene, signirte Bildchen aus der
frühen Zeit des Meisters, um 1659. Die ungemein zart
behandelte Landschaft mit Kühen ist mit Figuren
„augenscheinlich von der Hand des Adriaen van de

Velde" staffirt. — Von
älteren Holländern sei

sodann des großen
Breitbildes von Meierten
ran Ileemskerck vom
Jahre 1547 gedacht,der
„Landschaft mit dem
büßenden hl. Hierony-
mus". Es ist die von

Cock 1552 radirte
Komposition, die we-
gen der vielen darin
dargestellten römischen
Altertümer ein archäo-
logisches Interesse hat
und unter diesem Ge-
sichtspunkte neuerlich
zusammen mit anderen

ähnlichen Bildern
Heemskerck's wieder-
holt besprochen worden
ist. Dazu kommen aus
der Blütezeit noch zwei
sehr schöne Landschaf-
ten von Jan van Goycn,
ein großer später Wy-
nants, staffirt von Lin-
gelbach, zwei von Frim-
mel (wie von Waagen),
dem Jan van Iluysum zugeschriebene, nicht ganz deutlich
signirte Landschaften italienischen Charakters; dann die
früher als Netscher oder Adriaen van der Werff bezeichnete
„Andächtige", in welcher Frimmel unter Beifügung einer
Nachbildung, das 1709 in Amsterdam versteigerte Bild
„Een knielende Jouffrouw voor een Altaer, van G. Metzu"
(Hoet, Catal. I, 131) erkennen will; ferner ein reizen-
der, früher Adr. v. Ostade (Vier zechende und rauchende
Bauern um einen Tisch gruppirt) und endlich die zwei
hübschon Bildchen von dem vielseitigen, zu wenig ge-
schätzten Harlemer Thomas Wyck (geb. ca. 1616), von
denen wir die warmtönige, hübsch komponirte „Bauern-
mahlzeit" in einer dem Frimmel'schen Buch entlehnten

Galerie Schimborn in Wien.
 
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