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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Aus den Wiener Galerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0009

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Aus den Wiener Galerien.

Ii

Reproduktion den Lesern vorführen. — Auch aus der
kleineren Zahl der Werke vlämischer Meister seien in
Kürze hier einige der hervorragendsten genannt: vor
allem das viel besprochene kolossale Breitbild von
Jakob Jordaens- „Die Gaben des Meeres", dessen Bei-
werk mit Wahrscheinlichkeit dem Jakob van Es zu-
geschrieben wird; sodann der „Bader, der einem Bauer
ein Pflaster vom Fuß abnimmt", von Ad. Brouwer,
ein durch Größe, Ton und geistreiche Behandlung aus-
gezeichnetes Werk des Meisters; endlich die zwei Bild-
chen von David Teniers d. j. „Christus wird - in der
Wüste vom Teufel versucht" und der „Gelehrte im
Studirzimmor", welches letztere — von Bode der Früh-
zeit des Teniers zugeschrieben — unser Autor lieber
dem G. Cocques vindiziren möchte. — In Betreff der
übrigen Schulen können wir uns noch kürzer

Schriftchen bildet, hat einen durchaus anderen Charakter
als die eben besprochene Galerie. Der feingebildete,
auf den verschiedensten Kunstgebieten wohlbewanderte
Besitzer hat die Gemächer seiner Wohnung mit Werken
der großen und der kleinen Plastik, mit auserlesenen
Wandteppichen, Schmucksachen, Geräten und Gefäßen
mannigfachster Art ausgeschmückt, und diesen Kunst-
gegenständen auch einige Dutzend wertvoller alter und
neuerer Bilder eingereiht, welche durch Frimmel kritisch
gewürdigt werden. Es gehören dazu in erster Linie
einige treffliche frühe Italiener, die in den älteren
Sammlungen Wiens höchst selten anzutreffen sind: ein
Giotteskes Temperabild mit der Darstellung einer mittel-
alterlichen Schreibstube; eine runde, offenbar für Braut-
gaben bestimmte Kassette mit anmutiger Malerei, die
wohl einem florentinischen Meister vom Anfange des

Ansicht von Königstein von beuna udo Delotto. — Galerie Schimborn in Wien.

fassen. Wir nennen von Italienern das bekannte Bild
der lesenden „Heil. Katharina" von Carlo Bold: und
die Ansicht von der Festung Königstein, mit dem
Brunnenhause und der Magdalenenburg, von Bcmardo
Belollo, welche in der beifolgenden Abbildung repro-
duzii't ist; von Deutschen schließlich nochmals das be-
reits oben kurz erwähnte, höchst kostbare Bildnis eines
jungen Mannes (vermutlich des kölnischen Kaufmannes
Hermann Wedigh) von Hans Holbein d. j. Wenn das-
selbe auch nicht ganz dem nach Berlin gelangten
Gegenstücke gleich kommt, so besitzt es doch in der
Schlichtheit der Auffassung, in der Sorgfalt der Malerei
und in der Klarheit des Tons alle hohen Eigenschaften
der Kunst des Meisters. —

Die Sammlung Albert Figdor, welche den Gegen-
stand von Frimmel's zweitem, kürzlich erschienenen

Quattrocento zuzuschreiben ist; außerdem zwei tüchtige
Bilder der Mailänder Schule. — Dazu kommt, als
das Hauptbild altniederländischen Stils, eine große
Kreuzabnahme, welche Frimmel mit überzeugenden
Gründen dem Harleiner Meister Qeertgen tot Sint Jans
zuschreibt, von dem sich zwei aus dem Besitze König
KarTs I. von England stammende Bilder bekanntlich in
der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums befinden.
Die Vergleichung der Figdor'schen Kreuzabnahme mit
diesen beiden beglaubigten Werken des seltenen Meisters
ergiebt in Bezug auf Typik, Formengebung, Eigentüm-
lichkeiten in der Behandlung der Bäume und Architek-
turen, endlich in der ganzen Technik der Malerei mit
voller Sicherheit das angegebene Eesultat. Das von
Frimmel in Zinkätzung reproduzirte, auf Eichenholz
über weißer Grundirung in Öl gemalte Bild (1,31 m hoch
 
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