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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Sammlungen und

Ausstellungen.

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gingen die meisten Illustrationen zu Richter's Volks- und
Familienbüchern hervor, und ebenso hat er sieh spater des
Schnorr'schen Bibelwerks und der Arbeiten Oskar Pletxseh's
auf das treulichste angenommen. Besonderes Verständnis
verriet er für die genialen Kompositionen Alfred Reiheis, dessen
„Totentanz", „Hannibalzug" und „Tod als Erwürger" er mit
markigem Schnitt wiederzugeben verstand. Zahllos sind die
kleineren Holzschnitte, die er in seinem Atelier für Schul- und
Kinderbücher herstollen ließ, und für die er gelegentlich
selbständig erfundene Zeichnungen verwandte. Nebenbei be-
trieb er die Kunst des Radirens eifrig. Zunächst radirte er
die Wandbilder E. Bendemann's im kgl. Schloss zu Dresden,
dann machte er sich an das von Hühner herausgegebene
„Bilderbrevier" der Dresdener Galerie und beteiligte sich an
dem neuen Dresdener Galeriewerk, für das er z. B. die „Ueber-
fahrt am Schreckenstein" von Ludwig Richter, den „Abschied
von der Sennerin" von Defregger, „Die Tanzpause" von
Vauticr und „Die betende Pilgerin" von G. A. Kuntx be-
arbeitete. Zu seinen letzten, wenigstens in der Zeichnung
wohlgelungenen, Arbeiten gehörte die Reproduktion des
kleinen Flügelaltars von Jan van Eyck, sowie das „Frühstück"
von Metsir. Für seine Leistungen hat es Bürkner nicht an
äußeren Ehrenbezeugungen gefohlt. Er war Ritter des
sächsischen Albrechtsordens erster Klasse und trug die ihm
von Sr. Maj. dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich ver-
liehene Eiserne Krone dritter Klasse. Sein Einfiuss auf das
Dresdener Kunstleben war lange Zeit von großer Bedeutung,
da er fast ein Vierteljahrhundert lang Mitglied des
Direktoriums des sächsischen Kunstvereins war und auch im
Komitee der Tiedge-Stiftung Sitz und Stimme hatte. Dass
aber sein Name auch außerhalb Dresdens geachtet war, be-
weist seine im Jahre 1874 erfolgte Ernennung zum Ehren-
mitgliede der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien.
Die Zeitschrift Graphische Künste in Wien widmete ihm
ein eigenes Heft, und als er seinen siebzigjährigen Ge-
burtstag feierte, beging die Dresdener Kunstgenossenschaft
diesen Tag festlich. Nach dem Tode Orässe's übernahm er
die Aufsicht über die Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Georg
gehörige Kupferstichsammlung weiland Sr. Maj. des Königs
Friedrich August IL, die er bis an sein Ende fortführte.
(Vgl. Dresdener Rundschau 1894, Nr. 12 und 7. Beilage zum
Dresdener Anzeiger vom 19. Januar 1887.) H. A. LIEB.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%,* Die wertvolle Gemäldesammlung des verstorbenen
Sir Richard Wallace ist von seiner kürzlich ebenfalls ver-
storbenen Witwe testamentarisch der englischen Nation ver-
macht worden. Der Wert der Sammlung wird auf
1000000 Pfd. geschätzt. Die hervorragendsten Stücke sind
mehrere Hauptbilder von Watteau, Werke von Reynolds,
Gainsborough und Turner und etwa fünfzehn Bilder von
Meissonier.

*** Diß xur Vorbereitung der kunstgewerblichen Abteilimg
Deutschlands auf der Pariser Weltausstellung gebildete
Kommission trat am 20. Februar in Berlin auf Einladung des
Reichskommissars, Geh. Reg.-Rat Dr. Richter zusammen. Es
waren erschienen: aus Berlin die Herren Professor Ewald,
erster Lehrer an der städtischen Webeschule Flemmig, Dr.
Heinecke, Direktor der königlichen Porzellanmanufaktur,
Baurat Ad. Heyden, Architekt Hoffacker, Geheimer Hof baurat
Ihne, Direktor Dr. Jessen, Geheimer Regierungsrat Professor
von Kaufmann, Professor Kips, Baurat Kyllmann, Geheimer
Regierungsrat Professor Dr. Jul. Lessing, Geheimer Regierungs-
rat Dr. Lippmann, Direktor des königlichen Kupferstich-

kabinetts, Wirklicher Geheimer Ober-Regierungsrat Lüders,
Hofgraveur Otto, Regierungsbaumeister Radke, Wirklicher
Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schoene, Generaldirektor
der königlichen Museen; ferner aus Braunschweig: Professor
Uhde; aus Breslau: Maler Runisch; aus Köln: Direktor Dr.
von Falke; aus Dresden: Hofrat Professor GrafF, Direktor
des Kunstgewerbemuseums, und Geheimer Baurat Wallot;
aus Frankfurt a. M.: Professor Luthmer, Direktor der Kunst-
gewerbeschule; aus Hamburg: Dr. Brinckmann, Direktor des
Museums für Kunst und Gewerbe; aus Hanau: Professor
Wiese, Direktor der Zeichenakademie; aus Hannover: Ge-
heimer Regierungsrat Professor Köhler; aus Karlsruhe:
Ministerialrat Braun, Direktor der Landesgewerbehalle, und
Professor Sales Meyer; aus Leipzig: Dr. Graul, Direktor des
Grassi-Museums, und Baurat Rossbach; aus Magdeburg:
Stadtrat Duvigneau; aus München: Professor von Lange,
Direktor der Kunstgewerbeschule, und Professor Friedr. von
Miller; aus Nürnberg: Professor von Kramer, Direktor des
bayerischen Gewerbemuseums; aus Pforzheim: Waag, Direktor
der Kunstgewerbeschule; aus Plauen: Hofrat Professor Hof-
mann, Direktor der Industrieschule; aus Straßburg: Professor
Dr. Schricker; aus Stuttgart: Fabrikant Paul Stotz; ferner
Hüttenbesitzer Vopelius, Mitglied des Abgeordnetenhauses.
Eine Reihe anderer namhafter Vertreter des Kunstgewerbes,
die ihre Mitarbeiterschaft zugesichert, wie Präsident von
Gaupp, Stuttgart, Professor Gabriel Seidl. München, Pro-
fessor Götz, Karlsruhe, war am persönlichen Erscheinen ver-
hindert. Nachdem der Reichskommissar das französische
Ausstellungsprogramm skizzirt hatte, entwickelte er die Auf-
gaben und Ziele, die für die kunstgewerbliche Abteilung
Deutschlands aus den besonderen Verhältnissen erwüchsen,
wie sie die Größe des internationalen Wettkampfes, die Be-
schränktheit des Ausstellungsraumes und die besonders hohe
Entwickelung des französischen Kunstgewerbes mit sich
führten. Insbesondere würde die Notwendigkeit einer sorg-
fältigen Sichtung der Ausstellungsgegenstände, sowie das
einheitliche und geschlossene Auftreten des gesamten deut-
schen Kunstgewerbes ohne Unterscheidung nach regionalen
Gesichtspunkten betont. Diese Gedanken fanden volle und
uneingeschränkte Zustimmung in der Versammlung. Für das
weitere praktische Vorgehen wurde die Einsetzung eines Arbeits-
ausschusses von zwölf Mitgliedern beschlossen, der sich je nach
den in Betracht kommenden örtlichen oder sachlichen Einzel-
aufgaben, die seiner Bearbeitung unterliegen werden, zu er-
gänzen und seine Sitzungen je nach den vorliegenden Auf-
gaben an den Centren des deutschen Kunstgewerbes abzu-
halten haben wird. Im weiteren Verlaufe der lebhaften
Erörterung wurde die Methode der Gewinnung hervor-
ragender Arbeiten auf den mannigfachen Gebieten des kunst-
gewerblichen Schaffens: so für die Keramik und die Glas-
industrie, für die Gold- und Silberschmiedekunst, für die
Bronzeindustrie, die Kunsteisenwaren, Möbelindustrie etc.
erörtert.

Ausstellung des Wiener Aquarellisten-Klubs. Eine gut-
beschickte Ausstellung, reicher als die vorjährige, besonders
in der Landschaft, wozu die Einheimischen manch frisches
Stück beigesteuert haben. Auch gereicht ihr zum Vorteil,
dass aus Berlin, Karlsruhe und Düsseldorf (TIammacher,
Schimleber, Kroner) tüchtige Namen sich beteiligten. Dass
die „auf Bestellung" gearbeiteten Porträts auch diesmal nicht
fehlen, bedarf keiner Erwähnung. Auffällig ist der verfehlte
Versuch von L. Ferdinand Graf, durch simple Konturen und
leichte Tönung einfache Wirkungen zu erzielen. Er hat den
guten Eindruck seiner als Studien wenigstens beachtenswerten
Bilder auf der letzten Jahresausstellung bedenklich getrübt
 
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