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Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
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„Concordia" in Prag, deutsches Haus, bis zum 31. März 1.
J. franko einzureichen. Die Verleihung des Stipendiums er-
folgt auf Vorschlag der Sektion durch den Ausschuss des
Vereines bis zum 30. April dieses Jahres.
VOM KUNSTMARKT.
Köln a. Rh. Vom 29. März bis 2. April gelangt durch
die Handlung J. M. Heberle (A. Lempertz' Söhne) die Samm-
lung hervorragender Kunstgegenstände, Antiquitäten und
Waffen aus dem Nachlasse des Herrn Rentmeisters F. J. Wirtx
in Niederbreisig zur Versteigerung. Die Sammlung ist reich
an Werken der Keramik, Krügen, Fayencen und Porzellanen,
enthält Gläser, Arbeiten in Email und Elfenbein, Arbeiten in
Gold, Silber, Bronze, Eisen und Zinn, Watten, Arbeiten in Stein,
Leder etc.; dem soeben erschienenen reich illustrirten Kata-
loge entnehmen wir zwei Abbildungen, über die ein hervor-
ragender Kenner der Keramik schreibt: Die Abb. S. 299/300
zeigt eine der seltensten Gefäßformen des niederrheinischen
Steinzeugs. Es ist ein Trinkgefäß mit flach kegelförmigem
Bauch, der auf einem hohen, aus gewölbter Platte, Schaft
und Knauf bestehenden Fuße ruht und oben einen geraden,
cylindrischen Hals trägt. Die ganze Form erinnert sofort an
die Hälfte einer sogenannten Doppelscheure oder eines Dop-
pelpokals, wie sie in der deut-
schen Goldschmiedekunst des
15. und 16. Jahrhunderts sehr
beliebt waren. Hier aber hat
man es nicht mit einer Hälfte,
sondern mit einem in sich fer-
tigen Gefäß zu thun; die Bildung
der Lippe lässt mit Sicherheit
erkennen, dass sie nicht bestimmt
war, ein aufzustülpendes Gegen-
stück oder einen Deckel aufzu-
nehmen. Es ist nicht nur die
hohe Seltenheit — ein ähnliches
Exemplar befindet sich im Brüs-
seler Kunstgewerbe-Museum —
die diesem Steinzeugkrug Inter-
esse verleiht. Er erhält eine
besondere Bedeutung als eines der ganz vereinzelten Zeug-
nisse für das Eindringen von Gefäßformen der Goldschmiede-
kunst in die rheinische Steinzeugindustrie, die sonst die
Eigenart und den sicheren Geschmack der Formbildung als
ihren besten Ruhmestitel beanspruchen kann. Hier aber
hat, wie allein schon die Bildung des Fußes mit Schaft und
Knauf erkennen lassen, sichtlich der Renaissancepokal Ge-
vatter gestanden. Die Umformung der Einzelheiten ist völlig
im Sinne der Töpferei erfolgt. Die Verzierung arbeitet eben-
falls mit den gewöhnlichen Mitteln der Siegburger Industrie.
Die Ornamente des Fußes, Rosetten und Blattwerk, sind
eingepresst, die des Bauches in Relief aufgelegt. Auf dem
Bauch wiederholt sich zweimal ein von je zwei Löwen ge-
haltenes Wappenschild mit den Abzeichen der Manderscheid,
Blankenheim, Virneburg, Schleiden und Dann.' Darunter
sind vier kleine Rundfelder mit weiblichen und männlichen
Masken aufgelegt; auf Hals- und Fußplatte sind Löwenköpfe
in Hochrelief angebracht. Die Salzglasur ist, wie beim Sieg-
burger Steinzeug so häufig, nur mäßig gelungen; auf den
nach oben gerichteten Flächen hat sie sich in allzu dicker
Schicht niedergeschlagen, während die senkrechten Flächen
des Halses und die Unterseite des Bauches ganz davon frei
geblieben sind. Diese Erscheinung wiederholt sich in Sieg-
burg besonders oft an den Stücken, die nach Form und Ver-
Ovale gedeckelte Terr
(Sammlun
zierung sichtlich als über die handwerksmäßige Ware her-
vorragender Arbeiten, als „Herrenwerk", hergestellt wurden;
ein Beweis dafür, dass die Salzglasur im Siegburger Betrieb
für die Massenware überhaupt nicht üblich war. Leider
sind bei dem Ausgraben des 1880 in Bergheim gefundenen
Steinzeugpokals die Fragmente des Halses nur zum Teil ge-
rettet worden. Die Abbildung S. 301/302 giebt eine ovale
gedeckelte Terrine mit Unterplatte, Louis XV. Die weißsil-
berne, im Inneren vergoldete Terrine ist von etwas derber,
aber in ihrer Einfachheit vorbildlicher Form. Die Frucht-
stücke an Bauch und Deckel sind getrieben, die durchbroche-
nen Füße, Griffe, der Deckelknauf und der sehr zierlich
durchgearbeitete Rokokorand der Schüssel sind gegossen. Alle
drei Teile tragen den Augsburger Stempel aus den Jahren
1765—1767, und die Meistermarke CD (gleich Rosenberg,
Merkzeichen n° 348). Sie gehört einem von Rosenberg nicht
genannten Mitglied der bekannten Augsburger Goldschmiede-
familie Drentwett, vielleicht einem Sohne des 1763 verstor-
benen Joh. Christoph Drentwett. Der dasselbe Zeichen
führende Christianus Drentwett, den Rosenberg anführt, war
bereits 1737 gestorben. F.
In Berlin wird die bekannte Kollektion des verstorbenen
Altertnmsfreundes, des königl.Hofbürstenmachers Herrn Hein-
rich Lieber, am 30. März und den vier folgenden Tagen im Ru-
dolph Lepke''sehen Kunst-Auk-
tionshause zur Versteigerung ge-
langen. Der über 800 Gegen-
stände aufführende Katalog ver-
zeichnet antike Möbel und Kunst-
gegenstände jeder Art, darunter
Porzellan, Fayencen, Majolika,
Steingut, Glas, Arbeiten in Email,
Gold, Silber, Kupfer, Bronze,
Zinn, Eisen etc., Skulpturen in
Marmor, Alabaster, Speckstein,
Kehlheimer Stein, Bronze, Elfen-
bein, Holz etc., Ölgemälde, Aqua-
relle, Kupferstiche, Kupferwerke,
Buntdrucke etc., Musiker- und
Dichter-Autographen, textile Ar-
beiten, Stoffe, Gewebe, Sticke-
reien etc., sowie Curiosa aller Art. Der soeben erschienene
Katalog wird von genanntem Institute den Interessenten auf
Wunsch kostenfrei zugesandt.
Frankfurt a. M. Am 30. März gelangt im Auktionssaal
för Kunstsachen durch R. Bangel eine Sammlung von Kunst-
blättern größtenteils bekannter moderner Meister aus dem
Besitze eines Frankfurter Privatmannes zur Versteigerung.
Der 214 Blätter nachweisende Katalog ist mit zahlreichen
Autotypieen geschmückt und wird Interessenten von genann-
tem Institute auf Verlangen kostenfrei zugesandt.
BERICHTIGUNG.
In Nr. 18 der „Kunstchronik", Spalte 274, Zeile 13 von
unten lies: Beatrixetto.
ine auf Cnterplatte
Wirtz.)
ZEITSCHRIFTEN.
Christliches Kunstblatt. 1897. Hr. 3.
Die Verhandlung der Eisenacher Kirchenkonferenz über evange-
lischen Kirchenhau. III. Von Dr. Frlir. v. d. Goltz. — Die Ge-
schichte der christlichen Kunst von Franz Xaver Kraus. Von
Dr. Gradmann. (Schluss.) — Fritz von Uhde: Die Predigt am
See. (Schluss.) — Die altchristlielie Elf'enbeinplastik. Von Dr.
A. Heussner.
Die graphischen Künste. XX. 1897. Heft 1.
Die Ausstellung graphischer Originalarbeiten der Gegenwart im
Jahre 1890. I. Von K. Masner.
Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
302
„Concordia" in Prag, deutsches Haus, bis zum 31. März 1.
J. franko einzureichen. Die Verleihung des Stipendiums er-
folgt auf Vorschlag der Sektion durch den Ausschuss des
Vereines bis zum 30. April dieses Jahres.
VOM KUNSTMARKT.
Köln a. Rh. Vom 29. März bis 2. April gelangt durch
die Handlung J. M. Heberle (A. Lempertz' Söhne) die Samm-
lung hervorragender Kunstgegenstände, Antiquitäten und
Waffen aus dem Nachlasse des Herrn Rentmeisters F. J. Wirtx
in Niederbreisig zur Versteigerung. Die Sammlung ist reich
an Werken der Keramik, Krügen, Fayencen und Porzellanen,
enthält Gläser, Arbeiten in Email und Elfenbein, Arbeiten in
Gold, Silber, Bronze, Eisen und Zinn, Watten, Arbeiten in Stein,
Leder etc.; dem soeben erschienenen reich illustrirten Kata-
loge entnehmen wir zwei Abbildungen, über die ein hervor-
ragender Kenner der Keramik schreibt: Die Abb. S. 299/300
zeigt eine der seltensten Gefäßformen des niederrheinischen
Steinzeugs. Es ist ein Trinkgefäß mit flach kegelförmigem
Bauch, der auf einem hohen, aus gewölbter Platte, Schaft
und Knauf bestehenden Fuße ruht und oben einen geraden,
cylindrischen Hals trägt. Die ganze Form erinnert sofort an
die Hälfte einer sogenannten Doppelscheure oder eines Dop-
pelpokals, wie sie in der deut-
schen Goldschmiedekunst des
15. und 16. Jahrhunderts sehr
beliebt waren. Hier aber hat
man es nicht mit einer Hälfte,
sondern mit einem in sich fer-
tigen Gefäß zu thun; die Bildung
der Lippe lässt mit Sicherheit
erkennen, dass sie nicht bestimmt
war, ein aufzustülpendes Gegen-
stück oder einen Deckel aufzu-
nehmen. Es ist nicht nur die
hohe Seltenheit — ein ähnliches
Exemplar befindet sich im Brüs-
seler Kunstgewerbe-Museum —
die diesem Steinzeugkrug Inter-
esse verleiht. Er erhält eine
besondere Bedeutung als eines der ganz vereinzelten Zeug-
nisse für das Eindringen von Gefäßformen der Goldschmiede-
kunst in die rheinische Steinzeugindustrie, die sonst die
Eigenart und den sicheren Geschmack der Formbildung als
ihren besten Ruhmestitel beanspruchen kann. Hier aber
hat, wie allein schon die Bildung des Fußes mit Schaft und
Knauf erkennen lassen, sichtlich der Renaissancepokal Ge-
vatter gestanden. Die Umformung der Einzelheiten ist völlig
im Sinne der Töpferei erfolgt. Die Verzierung arbeitet eben-
falls mit den gewöhnlichen Mitteln der Siegburger Industrie.
Die Ornamente des Fußes, Rosetten und Blattwerk, sind
eingepresst, die des Bauches in Relief aufgelegt. Auf dem
Bauch wiederholt sich zweimal ein von je zwei Löwen ge-
haltenes Wappenschild mit den Abzeichen der Manderscheid,
Blankenheim, Virneburg, Schleiden und Dann.' Darunter
sind vier kleine Rundfelder mit weiblichen und männlichen
Masken aufgelegt; auf Hals- und Fußplatte sind Löwenköpfe
in Hochrelief angebracht. Die Salzglasur ist, wie beim Sieg-
burger Steinzeug so häufig, nur mäßig gelungen; auf den
nach oben gerichteten Flächen hat sie sich in allzu dicker
Schicht niedergeschlagen, während die senkrechten Flächen
des Halses und die Unterseite des Bauches ganz davon frei
geblieben sind. Diese Erscheinung wiederholt sich in Sieg-
burg besonders oft an den Stücken, die nach Form und Ver-
Ovale gedeckelte Terr
(Sammlun
zierung sichtlich als über die handwerksmäßige Ware her-
vorragender Arbeiten, als „Herrenwerk", hergestellt wurden;
ein Beweis dafür, dass die Salzglasur im Siegburger Betrieb
für die Massenware überhaupt nicht üblich war. Leider
sind bei dem Ausgraben des 1880 in Bergheim gefundenen
Steinzeugpokals die Fragmente des Halses nur zum Teil ge-
rettet worden. Die Abbildung S. 301/302 giebt eine ovale
gedeckelte Terrine mit Unterplatte, Louis XV. Die weißsil-
berne, im Inneren vergoldete Terrine ist von etwas derber,
aber in ihrer Einfachheit vorbildlicher Form. Die Frucht-
stücke an Bauch und Deckel sind getrieben, die durchbroche-
nen Füße, Griffe, der Deckelknauf und der sehr zierlich
durchgearbeitete Rokokorand der Schüssel sind gegossen. Alle
drei Teile tragen den Augsburger Stempel aus den Jahren
1765—1767, und die Meistermarke CD (gleich Rosenberg,
Merkzeichen n° 348). Sie gehört einem von Rosenberg nicht
genannten Mitglied der bekannten Augsburger Goldschmiede-
familie Drentwett, vielleicht einem Sohne des 1763 verstor-
benen Joh. Christoph Drentwett. Der dasselbe Zeichen
führende Christianus Drentwett, den Rosenberg anführt, war
bereits 1737 gestorben. F.
In Berlin wird die bekannte Kollektion des verstorbenen
Altertnmsfreundes, des königl.Hofbürstenmachers Herrn Hein-
rich Lieber, am 30. März und den vier folgenden Tagen im Ru-
dolph Lepke''sehen Kunst-Auk-
tionshause zur Versteigerung ge-
langen. Der über 800 Gegen-
stände aufführende Katalog ver-
zeichnet antike Möbel und Kunst-
gegenstände jeder Art, darunter
Porzellan, Fayencen, Majolika,
Steingut, Glas, Arbeiten in Email,
Gold, Silber, Kupfer, Bronze,
Zinn, Eisen etc., Skulpturen in
Marmor, Alabaster, Speckstein,
Kehlheimer Stein, Bronze, Elfen-
bein, Holz etc., Ölgemälde, Aqua-
relle, Kupferstiche, Kupferwerke,
Buntdrucke etc., Musiker- und
Dichter-Autographen, textile Ar-
beiten, Stoffe, Gewebe, Sticke-
reien etc., sowie Curiosa aller Art. Der soeben erschienene
Katalog wird von genanntem Institute den Interessenten auf
Wunsch kostenfrei zugesandt.
Frankfurt a. M. Am 30. März gelangt im Auktionssaal
för Kunstsachen durch R. Bangel eine Sammlung von Kunst-
blättern größtenteils bekannter moderner Meister aus dem
Besitze eines Frankfurter Privatmannes zur Versteigerung.
Der 214 Blätter nachweisende Katalog ist mit zahlreichen
Autotypieen geschmückt und wird Interessenten von genann-
tem Institute auf Verlangen kostenfrei zugesandt.
BERICHTIGUNG.
In Nr. 18 der „Kunstchronik", Spalte 274, Zeile 13 von
unten lies: Beatrixetto.
ine auf Cnterplatte
Wirtz.)
ZEITSCHRIFTEN.
Christliches Kunstblatt. 1897. Hr. 3.
Die Verhandlung der Eisenacher Kirchenkonferenz über evange-
lischen Kirchenhau. III. Von Dr. Frlir. v. d. Goltz. — Die Ge-
schichte der christlichen Kunst von Franz Xaver Kraus. Von
Dr. Gradmann. (Schluss.) — Fritz von Uhde: Die Predigt am
See. (Schluss.) — Die altchristlielie Elf'enbeinplastik. Von Dr.
A. Heussner.
Die graphischen Künste. XX. 1897. Heft 1.
Die Ausstellung graphischer Originalarbeiten der Gegenwart im
Jahre 1890. I. Von K. Masner.