Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0219

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
425 Personalnachrichten. — Preisausschreiben. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine. 426

maierei in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren, ist
am 28. Mai in Paris im 80. Lebensjahre gestorben. Obwohl
er ein Schüler Corot's gewesen war, schloss er sich nicht
seiner Richtung an, sondern er suchte, namentlich in seinen
zahlreichen italienischen Landschaften, mit Figuren aus der
griechischen Mythologie und Dichtung, zwischen der klassi-
cistischen und der romantischen Naturauffassung zu vermitteln.

PERSONALNACHRICHTEN.

— Die Redaktion der „Zeitschrift für bildende Kunst"
wird vom 1. Oktober dieses Jahres ab Herr Dr. Ulrich Thieme
in Leipzig übernehmen.

*** Zu Professoren an der technischen Hochschule xm
Berlin-Clwrlottenburg sind ernannt worden: Dr.phil. Oalland,
Privatdocent für Kunstgeschichte, und der Landschaftsmaler
Günther - Naumburg, Privatdocent in der Abteilung für
Architektur.

PREISAUSSCHREIBEN.

*** Zur Errichtung eines Reiterstandbildes Kaiser Wil-
helms I. auf dem Marktplätze zu Lübeck hat der Senat ein
Preisausschreiben erlassen. Es sind drei Preise von 3000 M.,
2000 M. und 1000 M. ausgesetzt. Dem Preisrichterkollegium
gehören außer dem Bürgermeister der Stadt Lübeck Dr. W.
Brehmer und dem Wortführer der Bürgerschaft Dr. H. Sommer
der Oberbaudirektor Hinckeldeyn-Berlin, Prof. Kuehl-München,
Prof. Dr. Lichtwark-Hamburg, Prof. v. Miller-München und
Baudirektor Schaumann-Lübeck an.

*„* Zur Erbauung einer Oberlausitxer Ruhmeshalle mit
Kaiser Friedrich-Museum in Görlitz ist jetzt eine Konkur-
renz ausgeschrieben worden. Das Komitee hat vier Preise
ausgesetzt: einen ersten von 3000 M., einen zweiten von
1500 M. und zwei dritte von je 750 M. Ferner will sich das
Komitee den Ankauf weiterer Entwürfe zu je 400 M. vor-
behalten. Die Entwürfe müssen bis zum 1. September d. J.
eingereicht sein. Das Preisrichteramt üben neben mehreren
Görlitzer Herren die Herren Königl. Baurat Schmieden-
Berlin und Oeh. Regierungsrat v. Zschock-Liegnitz aus.
Das auf einer Anhöhe hart an der Neiße zu errichtende
Gebäude soll in erster Linie der Verehrung für die beiden
Kaiser Wilhelm I. und Friedrich in seinem Äußern wie
im Innern einen würdigen Ausdruck verleihen. Außerdem
soll es zur Unterbringung der städtischen kunstgewerblichen
und Altertumssammlungen, sowie der prähistorischen Samm-
lung und der Gemäldesammlung dienen und für die Kunst-
ausstellung geeignete Räume enthalten. Die Kosten des
Gebäudes einschließlich der Heiz- und Lüftungsanlagen dürfen
350000 M. nicht übersteigen.

DENKMÄLER.

*** Mit der Ausführung eines Kaiser Wilhelm-Denk-
mals in Eisenach, das die deutschen Burschenschaften in
Gestalt eines romanischen Turmes in Verbindung mit einer
zu Beratungszwecken und zur Abhaltung von Festlichkeiten
dienenden Ruhmeshalle errichten wollen, ist der Regierungs-
Baumeister Oskar Zeyß in Berlin beauftragt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Breslau. — Das Schlesische Museum der bildenden
Künste hat von Ludwig Passini, dem bekannten Aquarellisten,
ein prächtiges Blatt zum Geschenk erhalten, das Bildnis
eines „Venezianischen Mädchens". Es ist gleichsam eine
Entschädigung dafür, dass die Sammlung sich für die Zeit

der diesjährigen Kunstausstellung in Venedig von dem großen
Aquarell des genannten Meisters „Neugierige" getrennt hat.

C. B.

V Die Socicte nationale des Bcaux-Arts in Paris, die
ihre Ausstellungen auf dem Marsfelde veranstaltet, verteilt
bekanntlich keine Medaillen. Ihre Auszeichnungen bestehen
darin, dass sie die Künstler, die sie ehren will, zu Mitgliedern
in zwei Abstufungen ernennt. In diesem Jahre wurden von
Künstlern schweizerischer und deutscher Nationalität die
beiden Schweizer Carlos Schwabe (Maler) und v. Nieder hausen-
Rods (Bildhauer) zu Societären, der Maler Guddcn in Frank-
furt a. M., der Maler Levisohu in Hamburg und der Bild-
hauer Bahn in München, der die Bronzestatuette eines Adam
ausgestellt hatte, zu Associes ernannt.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

*** Der Vorstand des deutschen Kunstvereins in Berlin
hat die vom Sächsischen Kunstverein angeregte Bildung
eines Kartells der Deutschen Kunstvereine eingehender Be-
ratung unterworfen und beschlossen, zunächst einen Ver-
treter zu der Besprechung am 12. Juni nach Dresden zu ent-
senden. Die Auswahl des Delegirten wurde dem Vorsitzenden
anheimgestellt. An Stelle des verstorbenen Prof. Dr. Hans
Müller ist der kommissarische erste ständige Sekretär der
Akademie der Künste Prof. Wolfgang von Oettingen ein-
stimmig zum Vorstandsmitglied und Schriftführer gewählt
worden und hat diese Wahl angenommen. Weiterhin hat
der Vorstand folgende neue Ankäufe für die diesjährige Ver-
losung beschlossen: Von der Berliner Kunstausstellung wur-
den, wie bereits gemeldet, vier Kunstwerke erworben, so-
dann von der internationalen Kunstausstellung in Dresden
das Gemälde „Waisenmädchen in der Kirche" von Peck-
München und die Bronze „Vergangene Zeiten" von Gerhard
Janensch-Berlin; außerdem wurden angekauft vom Bildhauer
Martin Wolff-Berlin die Marmorfigur Mignon, von Wenglein-
München das .Gemälde „Abendstimmung" und von Frau
Köpsel-Berlin das Stillleben „Päonien".

Berlin. — In der letzten Sitzung der kunstgeschicht-
lichen Gesellschaft sprach Herr Dr. Mackowsky über die
neuere Leonardo-Forschung und gab zum Teil im Anschluss
an Uzielli's „Ricerche intorno a Leonardo da Vinci" (I. Auf-
lage 1872 und 1884; II. erweiterte Aufl. 1890), — neben
Müller-Walde's unvollendet gebliebener Monographie, J. P.
Richter's „Litterary works of Leonardo", den Publikationen
des Codex Atlanticus und der kleinen Schrift vom Fluge der
Vögel die wichtigste und inhaltreichste Erscheinung der
neueren Litteratur, — einen Abriss von Leonardo's Jugend-
entwicklung. Darnach wäre Leonardo nicht erst um 1470,
wie bisher, auch noch von Uzielli, angenommen wurde, in
Verrocchio's Atelier eingetreten, sondern hätte beträchtlich
früher seine künstlerische Ausbildung dort überhaupt be-
gonnen. Die Landschaftsstudie in den Uffizien ist die erste
datirte Arbeit des 1472 in die Malerzunft eingeschriebenen
Künstlers. Aus der Beischrift „a di di S. Maria della neve
1473" glaubte man auf den Ort Maria im Schnee am Rigi
schließen zu dürfen, der hier skizzirt sein sollte, während
sie einfach das Datum, den 5. August 1473, giebt, an dem
Leonardo diese Vedute aus den Bergen seiner Heimat Vinci
aufgenommen hat. In diesen ersten Jahren seiner Selb-
ständigkeit lebt Leonardo ganz seinen Studien und Lieb-
habereien, ohne sich um seinen Unterhalt, den sein Vater
hergab, selbst kümmern zu müssen. Die Akten eines Pro-
zesses, aus dem er 1476, wegen unerlaubten Verkehrs mit
einem gewissen Saltarelli verklagt, zweimal straflos hervor-
 
Annotationen