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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
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litische Kunst wurde gepflegt, die Satire, die Karikatur.
Allerdings Geist und künstlerische Qualitäten darf man dem
seit 1791 herausgegebenen Almanach für die Freunde der
Verfassung mit Zeichnungen von Louis Philipp Debucourt
nicht absprechen. Das ganze Kunstgewerbe litt unter dem
künstlerischen Bann der Zeit; man verfertigte Fayencepfannen
in der Form der Bastille, Töpfe schmückte man mit der Ab-
bildung von Marat'sTodetc. Abertrotz alledem die Brutalität
des Bruches mit der überlieferten Kunst, dessen Träger David
besonders ist, die Rückkehr zur Antike, es sind doch immer-
hin Fortschritte, sie bilden die Grundlage der neuen Kunst
des neuen Jahrhunderts. Der Klassicismus erhielt sich noch
einige Zeit, da der Imperator mit Vorliebe an Cäsar an-
knüpfte. David herrschte unumschränkt. Doch zur selben
Zeit, wie Napolon fiel, erschienen Gericault's Werke,
bald tauchte der glänzende Meteor Eugen Delacroix auf;
der Herold der mit klingendem Spiel allenthalben ein-
ziehenden Romantik. — Das Grabmal Kaiser Ludwigs des
Bayern in der Münchener Frauenkirche ist der Gegenstand
eines weiteren Essays. Zuerst bespricht Heigel das herr-
liche Denkmal des „Hanns der Steinmeißel" vom Jahre 1438,
das gleichsam unter dem Schutz der kaiserlichen Ahnen die
Versöhnung zwischen Herzog Ernst und seinem Sohne
Albrecht III. verherrlichte. Davon geht er über zu dem
prächtigen Grabmal des Kaisers, das schon von Albrecht V.
und Wilhelm V. beabsichtigt war und von Maximilian I. ausge-
führt wurde, von Candid entworfen, von Krumper ausgeführt;
wie P. J. Ree in seiner verdienstvollen Candidmonographie
nachgewiesen hat, rührt der Entwurf allerdings von Candid
her, doch der Guss wurde nach Heigel's Forschungen von
Dionysius Frey (aus einer alten Kemptener Gießerfamilie
stammend) ausgeführt. Eine Rechnung des Hofbauamtes
von 1020 beweist dies. Sehr amüsant ist der Reigen, den
Heigel veranstaltet; er führt die Urteile seit dem 17. Jahr-
hunderts über die beiden Monumente an, wie sie je nach
dem Modegeschmack bald für das eine, bald für das andere
günstig ausfielen. Ein anderes Erzeugnis des Candid'schen
Geistes, dessen Ausführung wohl von Krumper herrührt, ist
weiterhin besprochen, die entzückend schöne „Bavaria auf
der Hofgartenrotunde zu München", die der Volksmund lange
als „Diana" bezeichnet hat. Die Zuteilung an Candid-
Krumper ist lediglich auf Grund stilistischer Verwandtschaft
geschehen; sie erfreut sich auch der vollen Zustimmung
P. J. Ree's. dr- edmund braun.
Rothenstein, English portraits. A Series of lithographic
drawings by Will Rothenstein. Part I. London. (Grant
Richards, im Mai 1897. 2 s. 6 d.).
Dem Bildnissammler wird dieses soeben begonnene und
sich in 12 monatlichen Lieferungen ankündigende Werk sehr
willkommen sein. Unter anderen werden uns die Bildnisse
von den Dichtern und Schriftstellern Grant Allen, Colvin,
Pinero, den Künstlern Walter Crane, Seymour Haden, H.
Hunt, Prof. Legros, J. Sargent, Prof. Stanford, Whistler, der
Schauspielerin Ellen Terry u. a. versprochen. In der ersten
Lieferung finden wir Sir Frederick Pollock und den bedeuten-
den Romanschriftsteller Thomas Hardy, von dem schon eine
unübertreffliche Radirung von Strang existirt. Die gegen-
wärtige Veröffentlichung appellirt aber nicht nur an Bildnis-
sammler, sondern auch an weitere Kreise, da sie lauter
Originalarbeiten eines jüngeren Künstlers bietet, der seit
einiger Zeit in die Reihe der bekannteren englischen Stein-
zeichner getreten ist. Will Rothenstein wurde, so viel
ich weiß, im Jahre 1872 in Bradford geboren, ist aber
deutscher Abstammung. Er studirte in Paris, und war
später auch eine Zeit lang Schüler von Legros in London. Zu
den ersten graphischen Arbeiten, die ihn auf dem Festland
bekannt machten, gehört der kleine weibliche Studienkopf,
den die „Estainpe Originale" veröffentlichte. Von früheren
Arbeiten nennen wir die 1893 und 1896 gezeichnete Folge
von 24 Bildnissen „Oxford Characters". In geistigem Ver-
kehr mit Shannon, Whistler und Legros ist er, wie die vor-
liegende neueste Publikation gegenüber seinen früheren
Arbeiten beweist, bedeutend herangereift und die Blätter
müssen, ganz abgesehen von ihrem ikonographischen Interesse,
als Kunstwerke viel Vergnügen bereiten. ä w. s.
DENKMÄLER.
Neapel. — Das eben in Gegenwart der gesamten könig-
lichen Familie auf der Piazza Municipio in Neapel enthüllte
Reiterstandbild Viktor Emanuels hat eine lange künstlerische
Vorgeschichte. In dem Preisbewerb dafür siegte Emilio
Franceschi; er starb nach Fertigstellung des Pferdes und des
Gesamtmodells. Ihm folgte Tommaso Saleri, der den größten
Teil des Sockel- und Piedestalschmucks, eine Statue der
Partenopo, zwei Bronzereliefs, Wappendarstellungen etc.
schuf; dann starb auch er im Wahnsinn. Die Vollendung
des Werkes geht auf Alfonso Balzico zurück, der architek-
tonische Teil ist von dem Ingenieur Leone ausgeführt. Der
Sockel aus rotem Granit von Baveno steigt auf drei Stufen
auf und hat eine Höhe von 7,50 m. Die erwähnten Reliefs
erinnern an die Vereinigung Neapels mit Italien und stellen
die Begegnung Viktor Emanuels mit Garibaldi nach dem
Feldzuge von 1860 in Unteritalien und die Übergabe des Er-
gebnisses der Volksabstimmung Neapels dar. Das Reiter-
standbild des Königs misst 6,50 m Höhe, so dass das ganze
Denkmal eine solche von 15,50 m erreicht. Der König ist
in großer Generalsuniform mit Helm und in der Haltung des
Befehlshabers dargestellt. — Die erste Anwesenheit der jugend-
lichen Kronprinzessin in der Stadt, deren Namen das kron-
prinzliche Paar trägt, hat Veranlassung gegeben, dass die
Damen Neapels sich zu einem künstlerisch und materiell
hervorragenden Geschenk für die Prinzessin vereinigt haben.
Es ist eine Truhe im pompejanischen Geschmack, in enger
Anlehnung einer in Pompeji gefundenen nachgebildet. Das
Material ist getriebenes Eisen und Kupfer und die Ver-
zierungen sind in der Ende des 15. Jahrhunderts in Blüte
stehenden Niello-Arbeit (schwarz oder mit Gold ausgelegte
Gravirarbeit) ausgeführt. Der mit karmoisinrotem Samt ge-
fütterte Schrein enthält eine große Anzahl goldener und
silberner Schreibtisch-Arbeits- und Toiletten-Gegenstände,
denen Fundsachen aus Pompeji im museo nazionale zum
Muster gedient haben. Auf einem großen Tablett sind die
Namen der Damen des Komitees eingravirt. Das Kunstwerk
ist unter Leitung des Direktors der Museen de Petra von
dem Kav. Giac. Melillo ausgeführt.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
GörMt*. — Bei dem Zuge der Zeit nach Centralisirung
künstlerischer Ausstellungen in einzelnen Großstädten sind
die Bestrebungen von Provinzial-Kunstvereinen und deren
Ausstellungen von um so größerem Wert. Der Kunstverein
für die Lausitz war für seine diesjährige Ausstellung nach
Auflösung des Verbandes der ostdeutschen Vereine und bei
dem Umstände, dass gegenwärtig die großen Ausstellungen
in Berlin, Dresden und München stattfinden, in schwieriger
Lage. Trotzdem ist es gelungen, schon in der ersten
Abteilung eine große Reihe tüchtiger Werke zur Aus-
stellung zu bringen. Die Sammelausstellung der „Dresdener
Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.
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litische Kunst wurde gepflegt, die Satire, die Karikatur.
Allerdings Geist und künstlerische Qualitäten darf man dem
seit 1791 herausgegebenen Almanach für die Freunde der
Verfassung mit Zeichnungen von Louis Philipp Debucourt
nicht absprechen. Das ganze Kunstgewerbe litt unter dem
künstlerischen Bann der Zeit; man verfertigte Fayencepfannen
in der Form der Bastille, Töpfe schmückte man mit der Ab-
bildung von Marat'sTodetc. Abertrotz alledem die Brutalität
des Bruches mit der überlieferten Kunst, dessen Träger David
besonders ist, die Rückkehr zur Antike, es sind doch immer-
hin Fortschritte, sie bilden die Grundlage der neuen Kunst
des neuen Jahrhunderts. Der Klassicismus erhielt sich noch
einige Zeit, da der Imperator mit Vorliebe an Cäsar an-
knüpfte. David herrschte unumschränkt. Doch zur selben
Zeit, wie Napolon fiel, erschienen Gericault's Werke,
bald tauchte der glänzende Meteor Eugen Delacroix auf;
der Herold der mit klingendem Spiel allenthalben ein-
ziehenden Romantik. — Das Grabmal Kaiser Ludwigs des
Bayern in der Münchener Frauenkirche ist der Gegenstand
eines weiteren Essays. Zuerst bespricht Heigel das herr-
liche Denkmal des „Hanns der Steinmeißel" vom Jahre 1438,
das gleichsam unter dem Schutz der kaiserlichen Ahnen die
Versöhnung zwischen Herzog Ernst und seinem Sohne
Albrecht III. verherrlichte. Davon geht er über zu dem
prächtigen Grabmal des Kaisers, das schon von Albrecht V.
und Wilhelm V. beabsichtigt war und von Maximilian I. ausge-
führt wurde, von Candid entworfen, von Krumper ausgeführt;
wie P. J. Ree in seiner verdienstvollen Candidmonographie
nachgewiesen hat, rührt der Entwurf allerdings von Candid
her, doch der Guss wurde nach Heigel's Forschungen von
Dionysius Frey (aus einer alten Kemptener Gießerfamilie
stammend) ausgeführt. Eine Rechnung des Hofbauamtes
von 1020 beweist dies. Sehr amüsant ist der Reigen, den
Heigel veranstaltet; er führt die Urteile seit dem 17. Jahr-
hunderts über die beiden Monumente an, wie sie je nach
dem Modegeschmack bald für das eine, bald für das andere
günstig ausfielen. Ein anderes Erzeugnis des Candid'schen
Geistes, dessen Ausführung wohl von Krumper herrührt, ist
weiterhin besprochen, die entzückend schöne „Bavaria auf
der Hofgartenrotunde zu München", die der Volksmund lange
als „Diana" bezeichnet hat. Die Zuteilung an Candid-
Krumper ist lediglich auf Grund stilistischer Verwandtschaft
geschehen; sie erfreut sich auch der vollen Zustimmung
P. J. Ree's. dr- edmund braun.
Rothenstein, English portraits. A Series of lithographic
drawings by Will Rothenstein. Part I. London. (Grant
Richards, im Mai 1897. 2 s. 6 d.).
Dem Bildnissammler wird dieses soeben begonnene und
sich in 12 monatlichen Lieferungen ankündigende Werk sehr
willkommen sein. Unter anderen werden uns die Bildnisse
von den Dichtern und Schriftstellern Grant Allen, Colvin,
Pinero, den Künstlern Walter Crane, Seymour Haden, H.
Hunt, Prof. Legros, J. Sargent, Prof. Stanford, Whistler, der
Schauspielerin Ellen Terry u. a. versprochen. In der ersten
Lieferung finden wir Sir Frederick Pollock und den bedeuten-
den Romanschriftsteller Thomas Hardy, von dem schon eine
unübertreffliche Radirung von Strang existirt. Die gegen-
wärtige Veröffentlichung appellirt aber nicht nur an Bildnis-
sammler, sondern auch an weitere Kreise, da sie lauter
Originalarbeiten eines jüngeren Künstlers bietet, der seit
einiger Zeit in die Reihe der bekannteren englischen Stein-
zeichner getreten ist. Will Rothenstein wurde, so viel
ich weiß, im Jahre 1872 in Bradford geboren, ist aber
deutscher Abstammung. Er studirte in Paris, und war
später auch eine Zeit lang Schüler von Legros in London. Zu
den ersten graphischen Arbeiten, die ihn auf dem Festland
bekannt machten, gehört der kleine weibliche Studienkopf,
den die „Estainpe Originale" veröffentlichte. Von früheren
Arbeiten nennen wir die 1893 und 1896 gezeichnete Folge
von 24 Bildnissen „Oxford Characters". In geistigem Ver-
kehr mit Shannon, Whistler und Legros ist er, wie die vor-
liegende neueste Publikation gegenüber seinen früheren
Arbeiten beweist, bedeutend herangereift und die Blätter
müssen, ganz abgesehen von ihrem ikonographischen Interesse,
als Kunstwerke viel Vergnügen bereiten. ä w. s.
DENKMÄLER.
Neapel. — Das eben in Gegenwart der gesamten könig-
lichen Familie auf der Piazza Municipio in Neapel enthüllte
Reiterstandbild Viktor Emanuels hat eine lange künstlerische
Vorgeschichte. In dem Preisbewerb dafür siegte Emilio
Franceschi; er starb nach Fertigstellung des Pferdes und des
Gesamtmodells. Ihm folgte Tommaso Saleri, der den größten
Teil des Sockel- und Piedestalschmucks, eine Statue der
Partenopo, zwei Bronzereliefs, Wappendarstellungen etc.
schuf; dann starb auch er im Wahnsinn. Die Vollendung
des Werkes geht auf Alfonso Balzico zurück, der architek-
tonische Teil ist von dem Ingenieur Leone ausgeführt. Der
Sockel aus rotem Granit von Baveno steigt auf drei Stufen
auf und hat eine Höhe von 7,50 m. Die erwähnten Reliefs
erinnern an die Vereinigung Neapels mit Italien und stellen
die Begegnung Viktor Emanuels mit Garibaldi nach dem
Feldzuge von 1860 in Unteritalien und die Übergabe des Er-
gebnisses der Volksabstimmung Neapels dar. Das Reiter-
standbild des Königs misst 6,50 m Höhe, so dass das ganze
Denkmal eine solche von 15,50 m erreicht. Der König ist
in großer Generalsuniform mit Helm und in der Haltung des
Befehlshabers dargestellt. — Die erste Anwesenheit der jugend-
lichen Kronprinzessin in der Stadt, deren Namen das kron-
prinzliche Paar trägt, hat Veranlassung gegeben, dass die
Damen Neapels sich zu einem künstlerisch und materiell
hervorragenden Geschenk für die Prinzessin vereinigt haben.
Es ist eine Truhe im pompejanischen Geschmack, in enger
Anlehnung einer in Pompeji gefundenen nachgebildet. Das
Material ist getriebenes Eisen und Kupfer und die Ver-
zierungen sind in der Ende des 15. Jahrhunderts in Blüte
stehenden Niello-Arbeit (schwarz oder mit Gold ausgelegte
Gravirarbeit) ausgeführt. Der mit karmoisinrotem Samt ge-
fütterte Schrein enthält eine große Anzahl goldener und
silberner Schreibtisch-Arbeits- und Toiletten-Gegenstände,
denen Fundsachen aus Pompeji im museo nazionale zum
Muster gedient haben. Auf einem großen Tablett sind die
Namen der Damen des Komitees eingravirt. Das Kunstwerk
ist unter Leitung des Direktors der Museen de Petra von
dem Kav. Giac. Melillo ausgeführt.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
GörMt*. — Bei dem Zuge der Zeit nach Centralisirung
künstlerischer Ausstellungen in einzelnen Großstädten sind
die Bestrebungen von Provinzial-Kunstvereinen und deren
Ausstellungen von um so größerem Wert. Der Kunstverein
für die Lausitz war für seine diesjährige Ausstellung nach
Auflösung des Verbandes der ostdeutschen Vereine und bei
dem Umstände, dass gegenwärtig die großen Ausstellungen
in Berlin, Dresden und München stattfinden, in schwieriger
Lage. Trotzdem ist es gelungen, schon in der ersten
Abteilung eine große Reihe tüchtiger Werke zur Aus-
stellung zu bringen. Die Sammelausstellung der „Dresdener