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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

DOI Artikel:
Schölermann, Wilhelm: Ein Rückblick auf das Kunstgewerbe der hessischen Landesausstellung Darmstadt 1908
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0087

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AUSSTELLUNG DARMSTADT 1908







und »Diele« von dem Architekten Lossow und Max Hans
Kühne. Durch das Einbauen und Tieferlegen der Stuck-
decke bei der schmalen Halle als Tonnengewölbe ist oben
ein unbenutzter Schmalraum entstanden, mit einer Fenster-
reihe, die als Lichtquelle nur indirekt benutzt wird. Daraus
einen Vorwurf für die Beteiligten abzuleiten, scheint mir
weder nach der einen oder andern Seite berechtigt. Da
der »Eingriff« einmal zugelassen war, stand es Herrn Kühne
frei, ihn zu gestalten wie er mochte. Sehr glücklich scheint
er mir nicht. Wohl wirkt das Ganze im Aufbau mit dem
dunkeln Holz vornehm, aber diese Vornehmheit, die an
der Türverkleidung, der Kredenz und Kaminumrahmung
besonders zum Ausdruck gelangt, wird wieder beeinträch-
tigt durch zu viel Zierat. Mehr Holzschnittornamente wie
hier in einem Raum einzeln überall aufgesetzt und an dem
Treppenaufgang angefügt sind, können kaum zusammen-
getragen werden. Zu nah aneinandergebracht und auf-
genagelt, wo man ruhige, richtunggebende Flächen (z. B.
an den flachen Pfeilerfeldern in der Halle) erwartet, könn-
ten gut zwei Drittel dieser Dinge fehlen! An der Decke
und über der Treppe sind sie überdies in Stuck nach-
geahmt und mit Holzfarbe gestrichen! Bei einem so an-
spruchsvollen Ausstellungsvorbild ist das immer doch im
Prinzip bedenklich. Echt aber weniger, wäre mehr ge-
wesen! o

□ Was die Möbelkunstschreinerei zu leisten vermag,
zeigen die Räume, welche von den Firmen Alter, Trier,
Stritzinger, Gluckert u. a. ausgeführt wurden. Die An-
forderungen an das Holzmaterial sind hier sehr hoch ge-
steigert, namentlich in den Einlegearbeiten. o

□ Für jede beliebige Etage vorgesehen und verwendbar
sind auf der ganzen Ausstellung vielleicht nur zwei Raum-
einrichtungen: ein Speisezimmer und ein Herrenzimmer,
von Architekt Alfred Koch entworfen und ausgeführt von
der Möbelfabrik Ludwig Stritzinger in Darmstadt. Bei
erschwinglichen Preisen dürfen diese Stücke in jede Miets-
wohnung übernommen werden. Dadurch mußten sie
etwas Bewegbares, nichts Festgelegtes im Charakter zeigen.
Dies ist auch, bei aller Ruhe der Form, gelungen. In der
Ausführung in dunkel gebeiztem und geräuchertem Eichen-
holz zeigte die Firma Stritzinger bemerkenswerte Leistungen
der modernen Möbeltischlerei und verdient Anerkennung,
n Zusammenfassend wäre dies zu sagen: Die Dann-
städter Ausstellung 1908 hat einen neuen Beweis von der
hohen Leistungsfähigkeit des deutschhessischen Kunst-
handwerks erbracht. Ein vornehmer, von allem Jahr-
marktsbetriebe freier Charakter zeichnete diese Ausstellung
vor allem aus. Sie war den Erfolg, den sie geerntet, wert,
und mit Recht kann man von ihr sagen: Im ganzen ehren-
voll, im einzelnen anwendbar. Wilhelm schölermann-

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Paul Bonnate-Stuttgart

Heizkörperverkleiduiig, ausgeführt von Wiegandt & Gräfe-Gießen

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwag, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E.A.Seemann in Leipzig- Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.M.B.H. in Leipzig
 
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