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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0146

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU



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Schaffen zurücktritt eben zugunsten fachtechnischer oder
bauwissenschaftlicher Fragen. Blättern wir die stattlichen
Bände der letzten Jahre durch, so finden wir, daß die »Mo-
dernen Bauformen« sich in Erfüllung ihres Programmes
nicht nur die Höhe des Erreichbaren gesichert haben, son-
dern von dieser Höhe herab das Allerbeste zu sich hinauf-
ziehen, um es den Kulturvölkern in gediegener Veröffent-
lichung nutzbar zu machen. Die Moderne feiert in diesen
Darbietungen ihre Triumphe, denn nur reife Früchte reicht
sie, alles zurückweisend, was bloßer Neuerungssucht oder
nüchternem Nachahmungstrieb entspringt. Dabei bietet sie
aber doch einen weiten Spielraum allen, die nach person-
licher Gestaltung ihrer Ausdrucksmittel ringen im Sinne
neuzeitlicher Kunstströmung. Neben dem angesehenen
Meister kommt daher auch der zum ersten Male in die
Öffentlichkeit tretende Kunstjünger zum Wort, wenn das,
was er zu sagen hat, frei von Altertümelei, Gespreiztheit und
Phrasendrescherei ist. Man darf getrost behaupten, daß
der verdienstvolle, von starkem künstlerischen Empfinden
geleitete Herausgeber bei aller Liberalität gegen das Talent
doch an jede Leistung den allerstrengsten Maßstab anlegt.
Das Durchschnittsniveau der »Modernen Bauformen« ist
daher ein überaus hohes. Ein besonders hoher Vorzug
der Zeitschrift besteht aber darin, daß ihr Arbeitsgebiet
international ist, daß sie sich nicht auf die deutsche Bau-
kunst und auch nicht auf das allerengste Gebiet der Archi-
tektur beschränkt. Neben Deutschland sind namentlich
Amerika, England und Skandinavien sehr gut vertreten,
also gerade die Länder, in denen die Moderne zur Tages-
ordnung gelangt ist. Man kann wohl sagen, daß das ge-
samte Arbeitsgebiet der Architektur, so im Wohn- und
Landhause, Geschäftshäusern und öffentlichen Gebäuden,
sowie in eigentlichen Monumentalbauten und Kirchen nach
innerer wie äußerer Gestaltung erschöpft wird und an-
schließend daran der Garten, die architektonische Plastik,
Grabmäler, Brunnen, Brücken und dergleichen in Gesamt-
und vielen Einzelaufnahmen, wo nötig, ergänzt durch Grund-
risse, Schnitte, Details. Somit lernen wir auch ein Bau-
werk von innen kennen, wir sehen auch seine Räume in
künstlerischer Gestaltung und wohnlicher Abrundung; neben
den vortrefflichen Reproduktionen nach photographischen
Aufnahmen ergänzen die vollendeten farbigen Reproduk-
tionen nach meisterhaften Aquarellen usw. die erschöpfende
Wiedergabe. Ergänzend greift auch der knappe aber um
so sachlicher gehaltene Text ein. Der Verlag hat auch in
Moderne Bauformen« seine rühmlichst bekannte Leistungs-
fähigkeit auf der Höhe der Zeitforderung erhalten und
ihnen ein Gewand gegeben, die dem deutschen Buchhandel
auch im Auslande zu hoher Ehre gereicht. Somit verdient
diese Monatsschrift in der Tat das allerwärmste Lob. Wir
können wohl sagen, daß in dieser Zeitschrift der künst-
lerische Niederschlag unserer gesamten Kultur, soweit sie
formalen und körperhaften Ausdruck zu finden vermag,
ruht, und daß sie damit selbst zur Kultur- und Kunst-
trägerin allerersten Ranges geworden ist. o

Hessische Landesausstellung für freie und angewandte
Kunst, Darmstadt 1908. Erweiterter Sonderdruck aus
der »Deutschen Kunst und Dekoration«. Unter Mit-
wirkung der Geschäftsleitung, herausgegeben von Hof-
rat Alexander Koch. Mit dem Porträt Seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs, dem Ausstellungsplakat, zwei
weiteren Kunstbeilagen und ca. 230 Abbildungen. Ca.
200 Seiten in Klein-Folio. In imitiertem Pergamentband
mit reicher Goldprägung. Preis 20 Mark.

In einer geringen Auflage, für die besonderen Freunde
des großen Ausstellungsunternehmens vom vorigen Jahre
bestimmt, ist in diesem Werke nochmals ein zusammen-

fassendes Bild gegeben worden von dem außerordentlichen
künstlerischen Aufwände und von dem erfolgreichen Zu-
sammenwirken der Künstler und Handwerker. Vergessen
sind die Schwierigkeiten und Reibungen, ohne die es bei
so großen Ausstellungen niemals abzugehen pflegt, und
was in der Erinnerung geblieben ist, das ist ein glänzen-
der Sieg der Darmstädter Künstlerkolonie. Aus dem obigen
Werke, dessen geschmackvolle Ausstattung lobend hervor-
zuheben ist, leuchtet das Bild einer vielseitigen und uner-
müdlichen Fruchtbarkeit der Darmstädter Künstler. Ein
Löwenanteil kommt dem vor nicht langer Zeit erst dort-
hin berufenen Professor Albin Müller zu. Er hat sich in
einem Umfang künstlerisch aussprechen können, der wohl
selten einem Künstler so geboten wird. — Architektur,
Wohnungskunst und Kleinkunst klingen in dieser Aus-
stellung und in diesem Buche so schön zusammen, daß
man Seite für Seite mit steigender Befriedigung betrachten
kann und das Buch mit der sicheren Überzeugung aus
der Hand legt, daß in Darmstadt mit großem Fleiß und
gutem Erfolg dem künstlerischen Fortschritt die Wege be-
reitet werden.

Hans Weidenmüller. Vom sprachlichen Kunstgewerbe.
Eine Arbeit über Sprache und Schrift in unserem öffent-
lichen und privaten Leben. Berlin-Schöneberg, Buch-
verlag der Hilfe, G. m. b. H., 1908.
Weidenmüller macht den dankenswerten Versuch, den
Ankündigungen, Reklamen und Besprechungen der Gegen-
stände unseres täglichen Gebrauches und des Kunstge-
werbes eine würdige Form zu schaffen. Er fühlt es und
weiß uns dies Empfinden mitzuteilen, daß auch die deutsche
Sprache in ihren werktäglichen Ausdrucksformen den An-
schluß an die große sittliche Kulturbewegung, die nun vom
neuen deutschen Kunstgewerbe ausgegangen ist, zu suchen
habe. Wort und Gegenstand decken sich bei uns längst
nicht mehr. Entsprechend den Prunkerzeugnissen des
letzten Viertels des vorigen Jahrhunderts hatten sich auch in
den Sprachbezeichnungen ein falscher Schein und eine
Übertreibung eingebürgert, die jetzt zum Ekel zu werden
beginnen. Man wirtschaftete meist mit den übertriebensten
und sinnlosesten Superlativen. In der sachlichen Produk-
tion sind wir jetzt aber von jener Scheinkultur schon recht
weit abgerückt. Ein vernünftiger Fabrikant und Geschäfts-
mann legt wieder Wert auf eine künstlerische und des
Zweckes würdige Ausgestaltung seiner Produkte. Nur
die sprachliche Vermittelung zwischen ihm und dem Publi-
kum wird immer noch mit den allerbilligsten Mitteln be-
stritten. Hier will Weidenmüller bessernd eingreifen. Er
hat ein Institut eingerichtet, in dem jedermann für seine
Inserate, Zirkulare, Einladungen usw. eine wirklich sinn-
gemäße und sprachschöne Form erhalten kann. Besonders
bei Massenankündigungen, die sich an viele tausend Men-
schen wenden, sollte man auf die Wahl einer anständigen
Form bedacht sein. Wir wollen auch hierin sachlich wer-
den, ohne uns aber vom ästhetischen Schmuck allzuweit
zu entfernen. In allem, was für den Druck bestimmt ist,
wollen wir eine vollkommene Einheit des Wortsinnes und
des sinnlichen, typographischen Eindruckes erstreben.

Die Leipziger Messe. Herausgegeben von Dr. Heinrich
Pudor im modernen Verlag von Dr. Trenkler & Co. in
Leipzig. Preis eines jeden Heftes 2 Mark.
Zweimal im Jahre gibt Dr. Pudor, als guter Kenner
der Bewegungen und Produktionen in unserer kunstge-
werblichen Industrie, reich illustrierte Hefte großen For-
mates heraus, in denen er die hauptsächlichsten Erschein-
ungen der einzelnen Zweige in Wort und Bild festzuhalten
versucht. Für die Besucher der Leipziger Messe werden

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