KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
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NEUE FACHLITERATUR
Pabst, Dr. A., Praktische Erziehung. Verlag von Quelle
& Meyer, Leipzig, 1908. (Nr. 28 von »Wissenschaft und
Bildung«.) Preis geh. 1 M., geb. 1,25 M.
— Beobachtungen über den elementaren praktisch-techn. Unter-
richt in amerikanischen Schulen und auf der Unterrichts-
ausstellung in St. Louis. Verlag von Frankenstein &
Wagner, Leipzig, 1907. Mit 16 Abbildungen. Preis
brosch. 2 M.
- Die Knabenhandarbeit in der heutigen Erziehung. Verlag
von B. O. Teubner, Leipzig, 1907. (Nr. 140 von »Aus
Natur und Qeisteswelt«.) Preis geh. 1 M., geb. 1,25 M.
□ Gewerbliche und kunstgewerbliche Fragen beschäftigen
heute die Gemüter mehr als sonst. Die neuen Verhält-
nisse des Wirtschaftslebens machen es zur Notwendigkeit,
wachsamen Auges
alles zu verfolgen,
was geeignet sein
könnte, Errunge-
nes zu befestigen
und Neuland zu
erschließen. Ist es
dabei nicht ver-
wunderlich, daß es
so lange dauern
konnte, ehe man
auf die Schule auf-
merksam wurde
und festzustellen
versuchte, welchen
Anteil sie am Wirt-
schaftsleben haben
kann. Wer wollte
leugnen, daß sie im
großen und ganzen
bisher neben dem
praktischen Leben
einhergelaufen ist?
Vor gar nicht zu
langerZeitwar das
sogar mit der ge-
werblichen Schule
der Fall. Auf die-
sem Gebiete wer-
den jetztdie Fäden
etwas fester ge-
knüpft. In wenigen
Jahren ist hier
Wandel geschaffen
worden und heute
kann man wohl
sagen,daß der mo-
derne Geist in der
gewerblichen und
kunstgewerblichen
Unterweisung le-
bendig ist. d
n Wir vermögen
heute noch nicht
abzusehen, wie
groß der Anteil ist,
den diese Bewe-
gung an dem Ruf
nach Reform auf
dem Gebiete der
allgemein bildenden
Carl Oswald, Zwickau
Schule hat. Gering ist er nicht. Der Anstoß ist von dieser
Seite gekommen, die Weiterverfolgung wurde dann von den
Schulmännern selbst in die Hand genommen. a
° Die Arbeiten von Pabst gehören zu der großen Gruppe
von Publikationen, die auf neue Wege aufmerksam mach-
ten. Das geht nicht ohne Kritik der bestehenden Verhält-
nisse ab. Die drei »Anklagen« von Pabst verdienen eine
besondere Heraushebung, weil sie nicht nur für den Schul-
mann geschrieben sind, sie wissen auch für den Nicht-
fachmann die Kernfrage klar aufzurollen. Knapp und doch
gründlich setzt sich der Verfasser in der »Praktischen Er-
ziehung« mit der Frage des »Erfahrungswissens« ausein-
ander. Er hat dabei Gelegenheit, alle Gebiete anzu-
schneiden, die irgendwie in Betracht kommen können. In
großen Zügen wird der Beweis erbracht, daß es möglich
ist, dem Schüler vom Kindergarten an bis zur Hochschule
eine Unterweisung zuteil werden zu lassen, die die pro-
duktiven Kräfte des
Schülers zum Aus-
gangspunkt nimmt
und so in vollem
Umfange eine Er-
ziehung zur Ar-
beitsfreudigkeit
wird. Die Ausfüh-
rungen sind dabei
nicht Phantasien,
sie sind auf Schritt
und Tritt mit Be-
richten aus der
Praxis belegt. Zu-
meist gibt das Aus-
land das Material
dazu her. Ein-
gehende Studien
hat der Verfasser
persönlich in Ame-
rika gemacht. Sehr
übersichtlich zu-
sammengestellt
sind diese in dem
zweiten Heft. Die
Beobachtungen er-
strecken sich hier
auf das gesamte
Schulwesen, das
einen starken tech-
nischen Einschlag
hat. Es sind die
allgemeinbilden-
den Schulen, die
dem Schülermate-
rial, soweit es der
Kunst, dem Kunst-
handwerk, der
Technik oder dem
Gewerbe zustrebt,
die geeignete Aus-
bildung verschaf-
fen. Wo gibt es bei
uns solche Mög-
lichkeiten? Wenn
auch nicht daran
zu denken sein
wird, unsere auf
geheiligter Tradi-
tion fußendeSchuIe
nach amerikani-
Teekanne, Weinkühler und Vase in Kupfer getrieben
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