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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Pudor, Heinrich: Imitationen: Ein Beitrag zu dem Thema "Treu und Glauben in Produktion und Handel"
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0195

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188



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







eine Kommission zur Ausarbeitung eines deutschen Material-
bliches für das Kunstgewerbe zusammenzurufen. Die kon-
stituierende Versammlung findet am 10. Juli d.J. in Weimar
statt. Der Verband der Kunstgewerbeschulmänner ist der
Kommission korporativ beigetreten. n

o In demselben Sinne hat Verfasser auch die Frage Lädt
sich ein internationaler Markt für das deutsche Publikum
schaffen?«1) beantwortet. Man hat ihm demgegenüber die
Pforzheimer Doubleware entgegen gehalten und die Pforz-
hcimer selbst sind nervös gewesen, obwohl er ihnen doch
beizeiten helfen, nicht ihnen schaden will. Auch Geheimrat
MutheslllS sagte auf der Tagung des Deutschen Werkbundes
am 11. Juli 1908: »Es fragt sich, ob es Deutschland mög-
lich sein wird, auf die Dauer diesen billigen Export auf-
recht zu erhalten, ob nicht Völker auftreten werden, die
einfach deshalb, weil sie im Besitze billigerer Hände und
weniger anspruchsvoller Arbeiter sind, uns von diesem
Markt verdrängen werden. Was bleibt uns dann als Volk
mit teuren Arbeitslöhnen, als Volk mit einer hohen in-
tellektuellen Bildung übrig? Es bleibt uns nichts übrig,
als unser Augenmerk auf die Qualitätsleistung zu richten,
auf höchste Verfeinerung und Gediegenheit in allen rein
technischen und auf höchstes Geschmacksniveau in allen
künstlerischen Produktionsgebieten. Und ganz ähnlich
ebenda sagte Friedrich Naumann: »Wir Deutsche können
gar nicht mit billiger Massenarbeit auf die Dauer eine
führende Rolle in der Volkswirtschaft haben, denn das
können andere leichter wie wir. Einmal, weil viele von
den anderen Völkern viel mehr Materialien im eigenen
Lande haben wie wir, und zum andern, weil man unter

manchem anderen Klima sehr viel billigeren Schund her-
stellen kann, als man ihn in Deutschland herzustellen ver-
mag. Es ist doch ein Jammer, wenn wir ein Volk haben,
an dessen Erziehung wir so viel gewendet haben, wo wir
uns bemühen, aus dem Einzelmenschen etwas zu machen
und den Leuten so viel beizubringen und ihnen dann zu
sagen, ihr macht künftig nur die schlechtesten Strümpfe
für die Brasilianerin, die kaum die Seeversicherung wert
sind. Wer den Leuten einen vorübergehenden Schund
bietet, der verkauft heute an sie, und es kommt in zehn
Jahren jemand aus Alexandrien und bietet ihnen dasselbe,
und sie kaufen es bei jenem. Wer aber etwas bietet, was
Qualität im höheren Sinne des Wortes ist, dem bleiben
die Kunden treu, teils aus Verstand, teils aus Ehrgefühl.
Wenn wir nämlich jenes Renommee einmal auf uns kon-
zentrieren können, was beispielsweise Paris hat, so wird
dieses Renommee eine Rente sein für Kind und Kindes-

kmd.«2) Dr. I1IINR1CH I'UDOR.

1) Vergl. Frankfurter Zeitung, 5. Januar 1909.

2) Diese Auslassungen sind durch die Abhandlung des
Verfassers Die Berliner Weltausstellung angeregt worden
(vergl. Sozial-Technik Dez. 1907 und Ausstellungs-Jahrbuch,

1. Jahrg., Heft 4). Vergl. ferner folgende Arbeiten des Ver-
fassers über den gleichen Gegenstand: Materialfälschung«
in der Kölnischen Zeitung Nr. 795, Okt. 1902; Material-
fälschung im Kunstgewerbe« in der National-Zeitung, 1. u.

2. Dez. 1908: Der Materialstil In der Kochschen Innen-
dekoration, Okt. 1908; Materialschönheit« in der Leipziger
Messe , Ostermesse 1909; Das Materialbuch des deutschen
Kunstgewerbes in Das Werk , März 1909; Material-
kontrolle im Kunstgewerbe« in der Zeitschrift des bayer.
Kunstgewerbevereins Kunst und Handwerk , April 1909.



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







NEUE BUCHER

Tafeln zur Geschichte der Möbelformen. Begonnen
von Alfred Gotthold Meyer, fortgeführt von Rickard
Graut. Serie VI/VII Schraukfor/nen. 20 Tafeln mit Text-
bändchen. 89 S. Leipzig 1909. Verlag von Karl W.
Hierseinann. Preis 30 M.
Nachdem die Sammlung in den ersten fünf Liefe-
rungen Schemel, Stühle, Bänke, Sofas, Wiegen, Tischformen,
Truhen und in einer Supplement-Doppelserie ^cn Empire-
und Bietlermeierstil gebracht hatte, gibt Dr. Graul in den
vorliegenden Lieferungen die Schrankformen von der ro-
manischen Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die
Tafeln enthalten manche Exemplare, die bisher selten oder
gar nicht berücksichtigt waren und doch sehr bezeichnend
sind, in Zeichnungen, die nicht nach Photographie, sondern
nach den Originalen in klarer Heraushebung des Wesent-
lichen aufgenommen wurden. Im Gegensatz zu anderen
Sammlungen Sind hier nicht verschiedene Möbel dergleichen
Stilepochen zusammengestellt, sondern ein und derselbe
Typus kann in seiner Entwicklung durch alle Slilepochen
verfolgt werden. Uns scheint hierin ein ganz besonderer
Wert zu liegen; auch hat Graul engere Zeilgrenzen ge-
zogen und dadurch die Entwickelung einzelner Typen recht
klar hervortreten lassen. Die Abbildungen sind groll und
klar; Rekonstruktionen wurden nur in seltenen Fällen ge-
geben. War deren Richtigkeit irgend zweifelhaft, so hat
der Herausgeber, wie z. B. beim Sakristeischrank des

Leibniz-Hauses zu Hannover dem kritischen Verständnis
des Lesers im Textbändchen genügend nachgeholfen, das
übrigens auch einen sehr belehrenden geschichtlichen Über-
blick enthält. Die Einteilung der Tafeln ist in der Haupt-
sache folgende: frühmittelalterliche Schrankformen bis zum
Beginn der Gotik, gotische Stolleuschränke, gotische
Schrankformen, italienische Kredenzen der Renaissance,
italienische Schränke der Renaissance, französische Renais-
sanceschränke, Schrankformen des lö. und 17. Jahrhunderts,
Kommoden vom Ende des 17. bis Ende des 18. Jahrhun-
derts — Die Sammlung wird mit flachen Tafeln für Lehr-
zwecke und mit gefalteten und auf Falz gesetzten Tafeln
geliefert als Bibliothekausgabe. Jedenfalls ist der Kreis
der Interessenten für das Werk ein sehr großer, da hier
dem Studium ein reiches, handwerklich und auch kultur-
geschichtlich sehr wertvolles Anschauungsmaterial geboten
ist. /'. //.

Die Bibel (Ausgabe der deutschen Reichsdruckerei). Ver-
lag der Preußischen Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin C,
Klosterstraße 71. Preis 22 Mark. D

o Diese Bibel ist ein typographisches Meisterwerk, das
im Auftrage der deutschen Reichsdruckerei von Ludwig
Sütterlin entworfen worden ist. Sie ist gesetzt und ge-
druckt mit Originaltypen der Reichsdruckerei auf Wasser-
zeichenpapier von J. W. Zanders und ist der preußischen
Hauptbibelgesellschaft in Berlin C. zum Vertrieb über-
geben worden. Der stattliche Band ist in drei verschiedenen
 
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