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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Schaefer, Karl: Neue Arbeiten von E. von Baczko
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0209

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202



NEUE ARBEITEN VON E. VON BACZKO







MB

E. von Baczko-Bremen, Aus dem Kinderheim in Bremen.

Ausführung: Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk, A.-G., Bremen

haben. Nur so können allmählich in bedachtsamer
Kleinarbeit die zahllosen Werkstätten, deren Erzeug-
nisse das deutsche Kunstgewerbe ausmachen, von der
alten zu der gesunderen neuen Betriebsweise hinüber-
geführt werden. Deshalb scheint es an der Zeit zu
sein, daß man mehr als bisher nach solchen Kräften
Umschau hält, ihnen die Wege ebnet, den gebühren-
den Platz anweist neben denen, deren Wirken sie
fortsetzen und ergänzen. n

o In diesem Sinne möchte ich die Arbeiten von
Elisabeth von Baczko aufgefaßt wissen, die hier mit-
geteilt werden als Proben der fruchtbaren Tätigkeit,
die sie in Bremen in den letzten Jahren entfaltet hat.
Wir sind gewohnt von Frauen, wenn sie sich im
Dekorativen betätigen, temperamentvolle phantastische
Lebendigkeit eher zu erwarten als die sachliche Ruhe
eines starken Architekturgefühls; graziöse Laune, ge-
legentliche Seitensprünge ins phantastisch Willkürliche
würden uns nicht verwunderlich erscheinen. Solche
Art von Begabung pflegt sich in den Aufgaben des
Flächenschmucks am besten zurechtzufinden; für
Möbelbau und Raumgestaltung ist sie nur hinderlich.
Hier bedarf es der klaren, gutdisziplinierten archi-
tektonischen Empfindung für das Körperliche und
seine Verhältnisse, für das Tektonische und für das

Material, einer gewissen Trockenheit und unumwun-
denen Aufrichtigkeit, eindringendes, überlegendes Ver-
ständnis mehr als ungezügeltes Phantasieren. Gerade
in dieser untrüglichen Sachlichkeit der Empfindung
liegt der Hauptvorzug der Arbeiten E. von Baczkos.
d Einiges von der jahrelangen Schule und Mitarbeit
in den Werkstätten von Schultze - Naumburg ist ihr
eigen geblieben; äußere und innere Anregungen findet
sie dann und wann auch heute noch aus den Werken
der Zeit vor 100 Jahren. Aber sie sind Beiwerk in
ihrem Schaffen, nicht das Wesentliche. Die sachlich
schlichte, wohlproportionierte Kastenform des Möbels,
dessen Flächen durch gute Teilung oder auch nur
durch die Fügung der Furniere belebt werden, die
ruhige Linie im Umriß des Stuhls oder des Sofa-
gestells, gut abgewogen und dabei doch dem Wesen
der Konstruktion angepaßt, ein vorsichtiges Haus-
halten mit Schmuckmotiven, sind die Grundzüge des
modernen Wesens dieser Erzeugnisse. Ein gut ge-
schulter Sinn für ruhige Farbenharmonien kommt
dazu, um ihre Räume auch farbig zu selbständigem
Ausdruck zu bringen. □

□ Das alles sind Eigenschaften, die E. von Baczko
ebenso wie für die kostbaren Aufgaben außergewöhn-
lich reicher Innenräume auch besonders begabt er-
 
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