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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Schaefer, Karl: Neue Arbeiten von E. von Baczko
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0210

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NEUE ARBEITEN VON E. VON BACZKO



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scheinen lassen für das wirtschaftlich wichtigere Feld,
wo es sich darum handelt, mit beschränkten Mitteln
und sparsamer Zügelung aller künstlerischen Launen
für das Bürgerhaus und für die Typen der Massen-
herstellung den richtigen Weg zu finden. Ein gut
Teil ihrer bis-
herigen Tätigkeit
gehörte auch dem
Gedanken der
Veredelung der
alltäglichen Ge-
brauchsformen. □
n Zu ihren hier
wiedergegebenen
Arbeiten bedarf
es nur kurzer Er-
läuterungen. Im
Jahre 1906 ent-
stand die Ausstat-
tung eines Bre-
mischen Kinder-
heims, von dem
der große freund-
lich helle Wohn-
und Spielraum
abgebildet wird.
Von der kräftig
grün gestrichenen
Wand, die mit
schmalem Scha-
blonenfries ab-
schließt, hebt sich
dasHolzwerkund
Mobiliar in gol-
diggelb gebeiz-
tem Wide-wood
ab; Türen und
Fenster sind hell-
grau gestrichen,
die Vorhänge
durch grüne auf-
genähte Blenden
mit dem Ton der
Wand in Verbin-
dung gebracht.
Die Anordnung
des Laufhecks
und die übrigen
praktisch beque-
men Ideen der
Raumausbildung
gehen aus den
Bildern zur Ge-
nüge hervor, o
g Wie bei diesem, so war bei dem Kinderschlaf-
zimmer, das die Vereinigten Werkstätten in Bremen
ausführten, die maßgebende Absicht, schlichte Brauch-
barkeit an erster Stelle zu bedenken. Die Möbel
ohne alle scharfkantigen Ecken sind von behäbiger
Einfachheit, von solidem Bau; weißlackiertes Holz mit
schmalen aufgemalten Ornamentstreifen. Die Vor-

E. von Baczko-Bremen

hänge aus kleingemustertem Liberty-Silk, die grünen
Steppdecken, die nur bis zu drei Vierteln der Höhe
grau und grün schablonierte Wand geben den Hinter-
grund. Die Erfindung der einzelnen Möbeltypen wie
des niedrigen Wäscheschranks, des Ammenstuhls und

der Wickelkom-
mode sind hüb-
sche Beispiele von
der Art der Künst-
lerin, den Zweck-
erfordernissen
auf den Grund
zu gehen und
aus ihnen ihre
Formen zu bil-
den. In ähnlichem
Charakter ist die
Stimmung und
Formgebung in
dem Zimmer für
ein junges Mäd-
chen gehalten,
aus dem wir den
Toilettetisch wie-
dergeben: blank,
hellundpraktisch,
weiß lackiertes
Holz mit zartfar-
big aufgemalter
Ornamenfscha-
blone. d

d Das Zimmer
einer Dame, eben-
falls von der Bre-
mer Zweiganstalt
der Vereinigten
Werkstätten aus-
geführt, erreicht
die festlich salon-
mäßige Stim-
mung bezeich-
nenderweise
ohne jede Koket-
terie und ohne
graziösen Tand,
namentlich durch
die delikate Wahl
des Materials und
durch die Zier-
lichkeit der For-
men und des
Maßstabs: Eine
goldiggelbe Ta-
pete, Möbelbezug
von fahlblauem mit Gold broschiertem Stoff, dazu
graues poliertes Ahornholz mit zierlichen Einlagen
von Schildpatt und Perlmutter; der Teppich von erd-
grauer Grundfarbe mit fahlblauer, zartgetönter Zeich-
nung, die wenig anspruchsvoll hervortritt; die Vor-
hänge von Seide, die von tiefblau nach goldbraun
changiert. Die Farbenstimmung wirkt ruhig und da-

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Toilettentisch
 
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