NEUE ARBEITEN VON E. VON BACZKO
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E. von Baczko-Brcmcii
Wohn- und Spielraum im Kiiiderlu
eine bessere Ausbildung des Menschen, der die Maschine
bedient, Hand in Hand geht. Zusammengesetzte und kunst-
volle Maschinen können nur durch geschickte Hände be-
dient werden. Der bekannte Ingenieur von Öchelhäuser
hat vor einigen Jahren in einem Vortrage darauf hingewiesen,
daß es vorkomme, daß man kunstvolle Werkzeugmaschinen
ganz außer Betrieb setzen müsse, weil man keine Arbeiter
zur Verfügung habe, die geschickt genug wären, diese
Maschinen zu bedienen. An solchen Erscheinungen darf
die Erziehung nicht achtlos vorübergehen, denn schließlich
sind doch von der Art ihrer Einwirkung zum guten Teile
die Leistungen des Menschenmaterials abhängig, mit dem
die Industrie wirtschaften muß. Wenn dieses Menschen-
material die erforderlichen Eigenschaften nicht besitzt, so
wird die industrielle Produktion beeinträchtigt und die
Volkswirtschaft trägt den Schaden. Unsere Industrie aber
kann geschickte Arbeiter um so weniger entbehren, je mehr
sie zur Qualitätsindustrie wird. Auf einer Steigerung der
Qualität der erzeugten Waren beruht zum guten Teile
der große Aufschwung, den unser wirtschaftliches Leben
in den letzten Jahrzehnten genommen hat. (Man denke
an Reuleaux' bekanntes Wort nach der Weitausstellung von
Philadelphia!) Auch für die Zukunft wird eine Steigerung
der Qualität für Deutschland die einzige Möglichkeit bieten,
seine wirtschaftliche Produktionskraft und sein nationales
Vermögen zu erhöhen, denn mit billiger Massenarbeit
können wir uns auf dem Weltmarkte auf die Dauer nicht
behaupten. Dazu gehört ein Überfluß an Rohstoffen und
eine rücksichtslose Ausbeutung billiger Arbeitskräfte, auf
die wir uns nicht einlassen dürfen. Für die deutsche Volks-
wirtschaft kann es sich nur um Qualitätserzeugnisse han-
deln, wenn wir eine wirtschaftliche Zukunft auf dem Welt-
markte haben wollen; wenn wir z. B. Baumwollwaren ex-
portieren, die kaum die Schiffsfracht und die Seeversicherung
wert sind, so ruinieren wir unser Volk und unsere Volks-
wirtschaft, da wir die Baumwolle selbst teuer kaufen müssen
und da unsere Arbeiterbevölkerung für Hungerlöhne viel zu
gut ist, denn sie hat vor der mancher anderer Länder im
allgemeinen Fleiß und Begabung und vor allem auch eine
gute Schulbildung voraus. Glücklicherweise haben wir ja
auch Industrien, die in bezug auf die Qualität ihrer Pro-
dukte den höchsten Anforderungen entsprechen, die der
Weltmarkt heute stellt. Wir brauchen nur die optische,
die chemische und die elektrotechnische Industrie in Ver-
bindung mit dem Maschinenbau zu nennen, um sofort zu
erkennen, auf welchen Gebieten unser wirtschaftlicher Auf-
schwung sich besonders entwickelt hat. Dabei ist natürlich
die wissenschaftliche Arbeit von Männern wie Abbe, Liebig,
Siemens u. a. und die gründliche wissenschaftlich-technische
Erziehung in unseren Laboratorien und höheren Fach-
schulen eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicke-
lung jener Industrien gewesen. Unsere Aufgabe wird es
sein, dafür zu sorgen, daß wir den errungenen Vorsprung
nicht wieder einbüßen und daß wir auch auf anderen Pro-
duktionsgebieten das einzuholen suchen, was andere Völker
vor uns voraus haben. □
d Das Kunsthandwerk und die Kunstindustrie wären in
dieser Beziehung in erster Linie zu nennen. Auf diesem
Gebiete sind wir heute gegenüber England und Frankreich
noch zurück, so daß der deutsche Konsument vielfach
genötigt ist, seinen Bedarf an hochstehenden Erzeugnissen
im Auslande zu decken. Es handelt sich hierbei nicht nur