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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

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Heft 14 (2. Aprilheft 1909)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0143
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rium fällt dagegen zuerst der sehr ^
klare aufgelockerte Grundriß wohl-
tuend auf. Versammlungshalle und
Verbrennungsräume bilden den ab-
gerundeten Hauptbau. Rechts und
links in gesondcrten Flügeln sind
untergebracht die Leichenhalle mit
Nebenkammern und die Beamten-
wohnungen. Der anschließendc qua-
dratische Hof, der durch geschickte
Ausnutzung des fallendcn Geländes
niedriger angelegt ist, wird von
einer offenen Urnenhalle eingefrie-
digt, einer Art Krcuzgang, der nach
der Absicht des Künstlers an die
Stimmung eines Klosterfriedhofs
anklingen soll. Von dieser Nück-
seite der Anlage, die sich, von Kie-
fern umsäumt, nach dem Elbufer
zu senkt, hat man zugleich einen
freien Blick auf die gegenüber-
liegenden freundlichen Uferberge.
Wendet man sich um, so bietet sich,
wie unser erstes Bild zeigt, der
Hauptbau in seiner schlichten Zweck-
form dank der wohlabgewogenen
niederen Umgcbung dar wie ein
feierliches Monument. Und doch
deuten die Fenstcr der Rundung
unvcrkennbar auf dcu lebendigen
Gebrauchszweck hin, noch mehr die
vordere Schauseitc (Abb. 2) mit ^
ihrer einfachen Vertikalgliederung
und dem geruhigen Treppenauf-
gang. Eiu sehr hübscher Gedanke
war die Hercinziehung des Wassers
in den Plan; die dunkle Allee
spiegelt sich im stillen Element
und leitet so zur Trauerfeier glcich-
sam ein. Der Bau wird in Sand-
stein ausgeführt und verspricht im
Innern nicht minder würdig zu
werden wie im Äußern. Mir
scheint, daß hier ein sehr brauch-
barer künstlerischer Anlauf vorliegt,
zunächst einnral einen Typus für
diese neue Bauaufgabe zu erobern.
Dresden aber wird durch dieses
Werk Schumachers um eine Sehens-
würdigkeit reichcr. E. Kalkschmidt

„Kinemaeolor"

I^»-M Berliner Wintergarten kann
Oman jetzt etwas wirklich einmal
„Sensationelles" sehn: „Kinema-
color". Das bedeutet: die ersten
Vorführungen von Kinematogra-
phenbildern, welche die Dinge nicht
in nachträglich aufgetuschten Far-
ben zeigen, sondern in der Natur
entnommenen. Diese „lebenden
Photographien in uatürlichen Far-
ben" sind nach dem Patente der
Herren Charles Urban und Albert
Smith hergestellt, das folgender-
maßen beschrieben wird: „Die
Szenen werden durch eine gewöhn-
liche Urban-Bioskop-Kamera, die
mit einem prismatischen Schirm
oder Farbenfilter versehen ist, auf-
genommen. Dieser Schirm oder
Filter teilt alle Farben des Spek-
trums in zwei Gruppen ein, deren
eine von weiß und gelb sowie
orange- und scharlachfarben bis
zu den dunkelsten roten Nuancen
reicht; die andere Gruppe läuft
wieder durch weiß und gelb (da
diese beiden Farben die stärkste
Lichtwirkung ausüben und zur voll-
sten Geltung kommen müssen), bis
zu grün, blaugrün, blau, violett
und indigo bezw. schwarz. 'Der
entstehende Film sieht aus wie
die gew^hnlichen Filme; er pas-
siert bei der Projektion wieder
einen Farbenfilter, wenn er durch
den Transporteur läuft. Die Linse
des Apparates faßt die Farben-
wellen zusammen und wirft sie auf
dic Leinewand mit allen Nuancen
der die Originale zusammensetzen-
den Farbtöne." Wenn das die
Leser verstehen, freut's mich, ich
hab es nicht verstanden. Aber die
Lrgebnisse sind schön. Die Bilder
zeigcn wohl noch chromatische Rän-
der und bei den kleinen Löchern
im Film stark farbige Blitzer, im
ganzen aber scheinen sie nur insofern
anders als die Natur, als sie

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