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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

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Heft 14 (2. Aprilheft 1909)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0154
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gebe ich Maiglöckchen, zu Schweizer-
käse Alpenveilchen, zn Münchner
Bierkäse „Maß'ckiebchen. Doch sind
auch andere Zusaminenstellungen
möglich. Hierin muß das Takt-
gefühl der Frau entscheiden.

Winke für praktische Hausfrauen

Meinen lieben Mitschwestern
möchte ich gerne einen guten Nat
erteilen, der ihnen viel Sorge ab-
nehmen wird.

So manche Hausfrau ärgert sich
über abgetretene Filzschuhe, die
trotz des guten Oberstoffes wegen
ihrer veränderten Fasson zur Fuß-
bekleidung nicht mehr recht geeignet
sind. Was geschieht? Sie werden
gewöhnlich fortgeworfen. Wie ver-
schwenderisa-ü!

Ich schneide die Filzschuhe hinten
auf, biege das Innere nach außen,
bestaube es mit Puder, setze in
die Gegend des Absatzes ein Veil-
chenbukett, garniere das Vorder-
teil mit duftigen Schleifen und
mattrosa Band, und habe so den
allerschönsten Winterhut erhalten,
der mich vorzüglich kleidet, wie
meine beste Freundin behauptet.
Vielleicht versteht es eine sparsame,
praktische Mitleserin ebenso.

Iunge Hausfrauen sind oft leicht-
sinnig im Wegwerfen scheinbar wert-
loser Dinge. Da brennt ein Topf
unten durch. Wohin wird er ge-
tan? Ins Gemülleü Nein, liebe
Schwester, der soll künftig nicht ins
Gemülle kommen! Laß dir erzählen,
wic ich, die ich scit eindreiviertel
Iahren in sehr glücklicher Lhe lebe,
diese Töpfe verwerte. Zunächst
halten meine Töpfe jahrelang, denn
ich verstehe etwas von gutem Ein-

kauf. Wenn sie nun aber doch
durchbrennen, was auch ich Er-
fahrene nicht hindern kann, so lasse
ich die Löcher sorgfältig verlöten,
das kostet höchstens eine Mark,
entferne die Henkel — man kann
sie auch besser daran lassen — ,
umhäkele den Topf mit Klöppel-
spitze, fültere ihn inwendig mit
blaßblauem Seidensatin und habe
so den billigsten Arbeitskorb, den
man sich denken kann. Die Henkel
kann man mit künstlichen Blumen
verzieren. Nur nichts wegwerfen!
Traut einer erfahrenen Hausfrauü
Wer macht's nach???

Wenn du wissen willst, wie man
alte einzelne Handschuhe am besten
verwcrtet, so höre zu:

Ich füllc sorgfältig mit einem
Trichter in den Daumen Nadies-
chensamen, in die folgenden Finger
Mohrrüben-, Kresse-, Mohn- und
Dillsamen und hänge den tzand-
schuh auf dem Boden auf. Brauche
ich eine Kleinigkeit Samen, so ist
mit Leichtigkeit der Finger untcn
aufgetrennt, der Same hcraus-
gerieselt und das Loch natürlich
wieder sorgfältig vernäht. Selbst-
verständlich trägt jeder Finger ein
Etikett.

II

Wcr die „Suselblätter" der Haus-
heimchen- und Herzblättchen-Damen
kennt, lacht natürlich, wenn cr
den Spaß so zuhauf kommen
sieht — weiß aber auch, daß im
einzelnen dic Wirklichkeit von dieser
Kunst kaum übertroffen wird. „Tante
Eufcmia" haben wir durch Paul
Kellcr sofort zur Mitarbeit am
Kunstwart eingeladen.

Rnsre Bilder und Noten

D

as Interieur von Lrnst Pfannschmidt aus dem Renaissance-
palaste in Antwerpen bietet, auf die Farbe hin beschen, eine Sym-
phonie von Mischtönen in Rot, Braun, Violett, Oliv und Gclb von

l26

Kunstwart XXII, s-l
 
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