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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

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Heft 15 (1. Maiheft 1909)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0221
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Heimatpflege

Handel und
Gewerbe

Martin Behaim gezeigt wnrde,
sagte es sofort: „Das ist aber nicht
von Dürer, bei dem ist alles
viel ordentlicher." Es hatte eben
mittlerweile auch Dürersche Stiche
wiederholt betrachtet und liebge-
wonnen. Schon bei Richter hatte
der Vater es aufmerksam gcmacht
auf die Schönheit der Zeichnung
durch die auffordernde Frage:
„Kannst du auch so was zeichnen?
Versuch doch mal dies hier!" Es
hatre dann gleich mit Eifer ver-
sucht, bald „nein" gesagt und beim
Erkennen der Plumpheit seiner
eigenen Striche fortan auf die Fein-
heit derjenigen dcs geliebtcn Künst-
lers mit heimlicher Ehrfurcht ge-
achtet. So war ihm an Ludwig
Richter in frühem Kindesalter un-
bewußt ein erstcs Achnen aufgegan-
gen von der innigen Verklärung
des Lebens durch die Kunst, von
der Fülle der Phantasie und von
der Bcdeutung künstlerischen Kön-
nens. Nachher hat das heran-
gewachsene Kind alle großen Mei-
ster kennen gelernt und eine Licbe
für die Kunst gewonnen, bei der
es, wie auch sein Leben sich ge°
stalten mag, niemals wird ganz
arm sein können. Die Kunst allein
tut es freilich nicht. Ihr gehört
nur cin Piertclstündchen des Ta°
ges, der im übrigen ausgefüllt ist
durch freudiges Lernen und Wirken
und durch mancherlei gesunde Freu-
den. Aber dieses Viertelstündchen
gibt unzerstörbaren inneren Reich-
tum mit. Wolrad Eigenbrodt

bedeute genug, um sie zu schützen,
wie man nur etwas schützen
kann. Aber sie ist noch mehr:
sie ist auch der Mittelpunkt von
Frankfurts allerschönstem Land-
schafts- oder, wenn man so sagen
darf: Stadtschaftsbild. Ihren ge»
schichtlichen und kunstgeschichtlichen
Wert wollen wir gar nicht be-
sprechen, wir brauchen nur von
dem zu rcden, was sie im Leben
von heute ist. Und warum soll
sie fallen? Weil soundso vicle
„Interessenten" der Ansicht sind,
sie genüge den Anforderungen des
Verkehres nicht mehr. Desscn, der
drübergeht? Dann könnte man
eine neue in der Nähe bauen.
Desscn, der drunter durchgeht, also.
Der Apfelkähne nnd sonstigen
Frachtschiffe wegen, denen man das
Umladcn ersparen will. Nämlich:
der Warentransport auf dem Was-
serwege wächst, so daß sich mehr
mit ihm verdienen ließe. Woraus
dann klärlich folgt, daß man ihn
nicht etwa irgendwie cinrichtet, wo-
bei dcr Profit schmäler würde, son-
dern: daß die Stadt Frankfurt den
herrlichen Brückenbau „entferne",
der ihr viele Iahrhunderte lang
das Gepräge zu geben half.

Anser Geschlecht hat die unge-
heuerliche Naivität solcher An-
sprüche selber hcraufgezogen. Wie
lange aber wird es sich weitcr
weismachen lasscn, daß die Kassen-
schrank-Intercssen einer Anzahl von
Intercssenten die Interessen der
Allgemeinheit seien?

Die alte Frankfurter
Mainbrüüe

ist, so schwer faßlich es klingen mag,
jetzt ganz ernstlich in Gefahr. Wir
konnten nicht daran glauben, denn
trotz Römer und Dom ist die
alte Mainbrücke schlecht-
weg Frankfurts schönster
Bau. Man sollte denken, das

Geschrnacksbildung des
Kausmanns

C?^er so überschriebene Beitrag im
^vorigen Hefte hat nur durch ein
Versehen in der Druckerei die
Anterschrift „Iohanncs Buschmann"
erhalten. Wer ihn aufmerksam ge-
lcsen, hat dies zwar selbst bemerkt,
aber unser Mitarbeiter Buschmann

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