Name der Herausgeber. Druck, Pa- bet und die Einbürgerung des Dichkers
pier und Einband sind durchaus wür- färdert. Es gibl ja kaum einen deukschen
dig. Guke Einleikungen erschließen das Klassiker, der bisher weniger zum lebendi-
Derständnis der einzelnen Werke. Es gen Geistesgut der Nation gehörke als
wärc daher dringend zu wünschen, daß Grillparzer.
diese AnSgabe weikeste Derbreitung sin-
Au unseren Bildern unb N'oLen
n M akkhias Grünewalds
Zcichnungen. Wie das Malwerk
dieseö größten deutschen Koloristen nur
kci'lweise aus uns gekommen, sind auch
seine Zeichnungen selten. Durch glückliche
Funde der letzken Jahre, namentlich aus
der chemaligen Savignpsammlung, wurde
ihre Zahl auf ZZ gebrachk. Mar Fried-
länder hat sie in einem schönen Band
mit einführendem Terk bei G. Groke,
Berlin, vcrössentlicht. Wir empfehlen
diese vortresslichen Reproduktionen auf
das Eindringlichste. — Wie wenig
gegenüber dem Zeichnungswerk cines
Dürer oder Rembrandt; und wie wenig
wechselvoll in der künstlerischen Erschei-
nung, etwa gegenüber Dürer. Grüncwald
war eben ausschließlich Maler, nichk auch
Graphiker. Für ihn war die Zeichnung
nichk Selbstzweck, nur Mitkel und Weg
zum Bild; sie hatke bei ihm wesenklich
Studi'en- oder Skizzencharakter. Damik
ist ein anderer Maßstab anzulegen. Diese
Blätker i'nkeressieren unS zumeist als Ein-
blick in die ArbeikSweise des Meisters,
wie er von der Nakur den Weg zur
Kunst ging. Jch habe deshalb zwei solche
Blätter ausgewählt, währeud man im
dritken die Entfalkung des Zeichnerischen,
fast bis zur selbständigen Bildwirkung, be-
obachten kann und zugleich sieht, wie auch
cine Zeichnung Grünewaldö ihre besonde-
ren Reize hat. — Sind diese Blätker
mehr als Bruchstücke zu nehmen, so eignet
ihnen doch auch als sokche cin hoher Wert,
der über das Historische hinausreicht.
Wenn man auS Bruchstücken antiker
Meisterwerke auf die Höhe der Gesamk-
leistung und einer ganzen Zeit schließt,
wenn man aus Leibls Fragmenten in
ähnlichem Sinn die Art des Künstlerü
weitgehend inne wird, so darf man vvn
diesen Zeichnungen sagen, daß sie uns
nichk nur werkvoll sind, weil uns alles
von Grünewald bedeutsam und kostbar
ist, sie variieren auch den Einblick in sein
Schaffen, besihen den ganzen Reiz un-
mittclbarer Eindrücke oder suchender Stu-
dien, die hier ohne Sorge um eine bc-
stimmte Wirkung niedergelegk sind. Be-
zeichnend ist schon, daß sich Grünewald
der Kreide bedient, die auch schärfcre
Linien ermöglicht, im allgcmeinen aber
doch mehr zum Tonigen neigt; er ist
eben auch als Zcichner malerisch ein-
gestellk. Es geht ihm mehr um die Ent-
faltung der Fläche und ihr schmiegsames
Gleiken, ihr Licht und Schaktenspiel, als
um ihre klare Umschreibung und innere
Begrenzung; dic weichen Ubcrgänge und
tonigen Abstusungen erstrebk er, nicht die
scharfen Rändcr. Es ist stets etwas wie
eine weiche Atmosphäre um scine Gestal-
tungen.
Die Studie zurMaria im
s c n h c i m e r 2l l k a r — nicht zur
Magdalcna, wie Friedländer mcint, und
auch nnr für Marias Hände; ini übrigen
erkennt man unschwer, daß es sich um
cine stchende, rn'chk km'ende Figur han-
delt. Der Stil des Blatkes ist eine
Mischung von zeichncrischer Deuklichkeit
und malerischcr Gelöstheit der Form.
Während das Haar da und dort in feines
Gekräusel sich lockert oder in strähniges
Gebündel verdichtet, daS Gewand im
Umrlß wie in der Jnnenform scharfe
Skrichigkeit aufweist, sind die weicheceu
Handpartien gegenüber den knochigen
Fingern und manche Gesichtsteile gc-
schummert. Eö ist noch nicht mit ein und
derselben Behandlungsweise allcs gc-
geben: während alles Festere und Der-
bere durch dcutliche Striche dargestellt
ist, sind diese bciden weicheren Teile mehr
incinandcr verwcbt und hörcn auf, eine
Eigeneristenz zu führen; es werdcn nicht,
wic ckwa bei Dürer, die Striche für die
feinere Modellierung dünner und cngcr
und behalken ihre Klarheit. Letztere Dar-
stellungSweise nennt man linear, erstere
malerifch. Wölfflin hat diese Unker-
schiede herausgearbeikek, aber dabei u. a.
übersehen, daß es ganz wichtige Zwischen-
stufen gibt, z. B. das Koloristische, d. h.
das Betonen der Farbe, ohne daß die
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pier und Einband sind durchaus wür- färdert. Es gibl ja kaum einen deukschen
dig. Guke Einleikungen erschließen das Klassiker, der bisher weniger zum lebendi-
Derständnis der einzelnen Werke. Es gen Geistesgut der Nation gehörke als
wärc daher dringend zu wünschen, daß Grillparzer.
diese AnSgabe weikeste Derbreitung sin-
Au unseren Bildern unb N'oLen
n M akkhias Grünewalds
Zcichnungen. Wie das Malwerk
dieseö größten deutschen Koloristen nur
kci'lweise aus uns gekommen, sind auch
seine Zeichnungen selten. Durch glückliche
Funde der letzken Jahre, namentlich aus
der chemaligen Savignpsammlung, wurde
ihre Zahl auf ZZ gebrachk. Mar Fried-
länder hat sie in einem schönen Band
mit einführendem Terk bei G. Groke,
Berlin, vcrössentlicht. Wir empfehlen
diese vortresslichen Reproduktionen auf
das Eindringlichste. — Wie wenig
gegenüber dem Zeichnungswerk cines
Dürer oder Rembrandt; und wie wenig
wechselvoll in der künstlerischen Erschei-
nung, etwa gegenüber Dürer. Grüncwald
war eben ausschließlich Maler, nichk auch
Graphiker. Für ihn war die Zeichnung
nichk Selbstzweck, nur Mitkel und Weg
zum Bild; sie hatke bei ihm wesenklich
Studi'en- oder Skizzencharakter. Damik
ist ein anderer Maßstab anzulegen. Diese
Blätker i'nkeressieren unS zumeist als Ein-
blick in die ArbeikSweise des Meisters,
wie er von der Nakur den Weg zur
Kunst ging. Jch habe deshalb zwei solche
Blätter ausgewählt, währeud man im
dritken die Entfalkung des Zeichnerischen,
fast bis zur selbständigen Bildwirkung, be-
obachten kann und zugleich sieht, wie auch
cine Zeichnung Grünewaldö ihre besonde-
ren Reize hat. — Sind diese Blätker
mehr als Bruchstücke zu nehmen, so eignet
ihnen doch auch als sokche cin hoher Wert,
der über das Historische hinausreicht.
Wenn man auS Bruchstücken antiker
Meisterwerke auf die Höhe der Gesamk-
leistung und einer ganzen Zeit schließt,
wenn man aus Leibls Fragmenten in
ähnlichem Sinn die Art des Künstlerü
weitgehend inne wird, so darf man vvn
diesen Zeichnungen sagen, daß sie uns
nichk nur werkvoll sind, weil uns alles
von Grünewald bedeutsam und kostbar
ist, sie variieren auch den Einblick in sein
Schaffen, besihen den ganzen Reiz un-
mittclbarer Eindrücke oder suchender Stu-
dien, die hier ohne Sorge um eine bc-
stimmte Wirkung niedergelegk sind. Be-
zeichnend ist schon, daß sich Grünewald
der Kreide bedient, die auch schärfcre
Linien ermöglicht, im allgcmeinen aber
doch mehr zum Tonigen neigt; er ist
eben auch als Zcichner malerisch ein-
gestellk. Es geht ihm mehr um die Ent-
faltung der Fläche und ihr schmiegsames
Gleiken, ihr Licht und Schaktenspiel, als
um ihre klare Umschreibung und innere
Begrenzung; dic weichen Ubcrgänge und
tonigen Abstusungen erstrebk er, nicht die
scharfen Rändcr. Es ist stets etwas wie
eine weiche Atmosphäre um scine Gestal-
tungen.
Die Studie zurMaria im
s c n h c i m e r 2l l k a r — nicht zur
Magdalcna, wie Friedländer mcint, und
auch nnr für Marias Hände; ini übrigen
erkennt man unschwer, daß es sich um
cine stchende, rn'chk km'ende Figur han-
delt. Der Stil des Blatkes ist eine
Mischung von zeichncrischer Deuklichkeit
und malerischcr Gelöstheit der Form.
Während das Haar da und dort in feines
Gekräusel sich lockert oder in strähniges
Gebündel verdichtet, daS Gewand im
Umrlß wie in der Jnnenform scharfe
Skrichigkeit aufweist, sind die weicheceu
Handpartien gegenüber den knochigen
Fingern und manche Gesichtsteile gc-
schummert. Eö ist noch nicht mit ein und
derselben Behandlungsweise allcs gc-
geben: während alles Festere und Der-
bere durch dcutliche Striche dargestellt
ist, sind diese bciden weicheren Teile mehr
incinandcr verwcbt und hörcn auf, eine
Eigeneristenz zu führen; es werdcn nicht,
wic ckwa bei Dürer, die Striche für die
feinere Modellierung dünner und cngcr
und behalken ihre Klarheit. Letztere Dar-
stellungSweise nennt man linear, erstere
malerifch. Wölfflin hat diese Unker-
schiede herausgearbeikek, aber dabei u. a.
übersehen, daß es ganz wichtige Zwischen-
stufen gibt, z. B. das Koloristische, d. h.
das Betonen der Farbe, ohne daß die
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