durch Nachahmen älterer Werke, und
wären sie noch so vollkommen, einen
der Gegenwart entsprechenden Orgelchp
schafsen. Jede Zeit wird sich aus ihrem
eigenen Geiste heraus ihre Formen und
ihre Jnstrumente schasfen. Aber es ist Vor-
aussetzung, daß dieser Geist stark und
lebendig genug ist, um in diesem Sinne
schöpferisch zu wirken. Was für die
neue, zu schasfende Orgel zunächst bei der
„alten" Orgel vorbildlich sein dürfte, ist
deren eigentliches Klangmaterial, die
„Seele" der Orgel, nämlich das Pseifen-
werk. Um die Orgel aus einem Orche-
ster- und Akkordinstrument wieder zur
Bermittlerin von polyphoner Musik, die
ihrem Wesen am reinsten entspricht, zu
machen, ist vor allem Klarheit und Ein-
heitlichkeit deS Klanges notwendig, deren
Voraussetzungen in der Beschasfenheit,
dem Material- und den Maßverhältnis-
sen der Pfeifen liegen. Der Weg, auf
dem daö erreicht werden kann, ist ver-
schieden: durch Weiterbilden der im neun-
zehnten Jahrhundert unterbrochenen Tra-
dition oder durch selbständige Experi-
mente, wie sie Hanns Henny Jahnn
in Freiberg vorführte. Fruchtbar werden
diese Bestrebungen aber nur dann sein,
wenn sie in Zusammenhang mit dem
Geiste der Gegenwart stehen. Daß die-
ser Geist lebendig ist, kam auch auf der
Freiberger Orgeltagung wieder klar zum
Ausdruck.
Eine solche aus dem eigenen Jdeal der
Orgel entspringende Bewegung wird letz-
ten Endes auch ihre Einwirkung auf das
Orgelspiel zeigen und zeigen müssen.
Eine solche Orgel wird unter den Hän-
den deS Spielers nicht ein Konzertinstru-
ment sein, das in irgend einer Bezie-
hung „vorgeführt" werden soll. Sie wird
wieder das im besten Sinne objektive
Jnstrument, abseits von der übermäßig
subjektivistischen Musik des letzten Jahr-
zehnts, werden, als K u l t instrument
edelster Art. Und in dieser Form wird
sie nicht abseits vom allgemeinen Mu-
sikgeschehen stehen, sondern sie wird be-
rufen sein, als überpersönliches Jnstru-
ment zu vielen, zu der Gemeinde zu spre-
chen und ihr zu künden.
Gotthold Frotscher
Bücherschau
Heimatbücher deutscher Land-
schaften. Unter der großen Reihe von
Büchern über Städte und Landschaften, dic
in den letzten Jahren erschienen sind, ragen
die Brandstetterschen Heimatbücher deut-
scher Landschaft hervor. Der Verlag hat
mit vorbildlichem Jdealismus ein Werk
begoimen, das sich großenVorbildern ver-
gangener Zeiten anreiht und verdient, in
Bibliotheken und Schulen, auf Reisen und
Wanderungen Freund und Begleiter zu
sein und zu werden.
Die große Zahl der Bände macht es
schwer, auf einzelnes hinzuweisen. Jm
ganzen ist zu sagen, daß berufene Ken-
ner uns ein Bild der Geschichte, der Land-
schaft und alles dessen geben, was zur
Eharakteristik und Eigenart der betresfen-
den Gebiete gehört. Das ältere und neu-
ere Schrifttum, Poesie und Prosa sind
vertreten, alles im Hinblick auf die Er-
kenntnis und Vertiefung der Kräfte un-
serer Heimat. Land und Leute werden
uns vielfach in auSgezeichneter Darstel-
lung geschildert, das Wesentliche ist über-
sichtlich geordnet und geformt. Auch die
neueste Zeit ist nicht vergessen.
Jmmer wieder setzt es uns in Erstaunen,
daß die besten von unseren Dichtern und
Künstlern das Wertvollste in Verbindung
mit der Heimat geschaffen haben. Diese
Volksbücher in gutem Sinne, die fern
allen ParteistreiteS stehen und in keiner
deutschen Familie fehlen sollten, sind in
ihrer künstlerischen Gestaltung ungleich.
Trotz aller umfassenden Ouellenkenntnis
ist der Name und die Bedeutung des Her-
auögebers für die charakteristische Durch-
führung auf den einzelnen Gehieten maß-
gehend. Es sind erhebliche Unterschiede
vorhanden, so daß man vom rein kri-
tischen Standpunkt da und dort auf Män-
gel nnd Fehler hinweisen kann; aber es
handelt sich ja hier um einen Ouerschnitt,
der auf die große Bedeutung dieser länder-
undheimatkundlichenWerkehinweisen soll.
Besonders hervorzuheben ist, daß die
Reihe sich nicht auf das Reich beschränkt,
sondern auch auf das deutsche Sprachge-
biet außerhalb der Reichsgrenzen erstreckt.
Die umfangreichen Bücher sind mit Fe-
derzeichmmgen, Photographien, auch
Buntdrucken versehen, so daß die AuS-
stattung und zeichnerische Gestaltnng das
197
wären sie noch so vollkommen, einen
der Gegenwart entsprechenden Orgelchp
schafsen. Jede Zeit wird sich aus ihrem
eigenen Geiste heraus ihre Formen und
ihre Jnstrumente schasfen. Aber es ist Vor-
aussetzung, daß dieser Geist stark und
lebendig genug ist, um in diesem Sinne
schöpferisch zu wirken. Was für die
neue, zu schasfende Orgel zunächst bei der
„alten" Orgel vorbildlich sein dürfte, ist
deren eigentliches Klangmaterial, die
„Seele" der Orgel, nämlich das Pseifen-
werk. Um die Orgel aus einem Orche-
ster- und Akkordinstrument wieder zur
Bermittlerin von polyphoner Musik, die
ihrem Wesen am reinsten entspricht, zu
machen, ist vor allem Klarheit und Ein-
heitlichkeit deS Klanges notwendig, deren
Voraussetzungen in der Beschasfenheit,
dem Material- und den Maßverhältnis-
sen der Pfeifen liegen. Der Weg, auf
dem daö erreicht werden kann, ist ver-
schieden: durch Weiterbilden der im neun-
zehnten Jahrhundert unterbrochenen Tra-
dition oder durch selbständige Experi-
mente, wie sie Hanns Henny Jahnn
in Freiberg vorführte. Fruchtbar werden
diese Bestrebungen aber nur dann sein,
wenn sie in Zusammenhang mit dem
Geiste der Gegenwart stehen. Daß die-
ser Geist lebendig ist, kam auch auf der
Freiberger Orgeltagung wieder klar zum
Ausdruck.
Eine solche aus dem eigenen Jdeal der
Orgel entspringende Bewegung wird letz-
ten Endes auch ihre Einwirkung auf das
Orgelspiel zeigen und zeigen müssen.
Eine solche Orgel wird unter den Hän-
den deS Spielers nicht ein Konzertinstru-
ment sein, das in irgend einer Bezie-
hung „vorgeführt" werden soll. Sie wird
wieder das im besten Sinne objektive
Jnstrument, abseits von der übermäßig
subjektivistischen Musik des letzten Jahr-
zehnts, werden, als K u l t instrument
edelster Art. Und in dieser Form wird
sie nicht abseits vom allgemeinen Mu-
sikgeschehen stehen, sondern sie wird be-
rufen sein, als überpersönliches Jnstru-
ment zu vielen, zu der Gemeinde zu spre-
chen und ihr zu künden.
Gotthold Frotscher
Bücherschau
Heimatbücher deutscher Land-
schaften. Unter der großen Reihe von
Büchern über Städte und Landschaften, dic
in den letzten Jahren erschienen sind, ragen
die Brandstetterschen Heimatbücher deut-
scher Landschaft hervor. Der Verlag hat
mit vorbildlichem Jdealismus ein Werk
begoimen, das sich großenVorbildern ver-
gangener Zeiten anreiht und verdient, in
Bibliotheken und Schulen, auf Reisen und
Wanderungen Freund und Begleiter zu
sein und zu werden.
Die große Zahl der Bände macht es
schwer, auf einzelnes hinzuweisen. Jm
ganzen ist zu sagen, daß berufene Ken-
ner uns ein Bild der Geschichte, der Land-
schaft und alles dessen geben, was zur
Eharakteristik und Eigenart der betresfen-
den Gebiete gehört. Das ältere und neu-
ere Schrifttum, Poesie und Prosa sind
vertreten, alles im Hinblick auf die Er-
kenntnis und Vertiefung der Kräfte un-
serer Heimat. Land und Leute werden
uns vielfach in auSgezeichneter Darstel-
lung geschildert, das Wesentliche ist über-
sichtlich geordnet und geformt. Auch die
neueste Zeit ist nicht vergessen.
Jmmer wieder setzt es uns in Erstaunen,
daß die besten von unseren Dichtern und
Künstlern das Wertvollste in Verbindung
mit der Heimat geschaffen haben. Diese
Volksbücher in gutem Sinne, die fern
allen ParteistreiteS stehen und in keiner
deutschen Familie fehlen sollten, sind in
ihrer künstlerischen Gestaltung ungleich.
Trotz aller umfassenden Ouellenkenntnis
ist der Name und die Bedeutung des Her-
auögebers für die charakteristische Durch-
führung auf den einzelnen Gehieten maß-
gehend. Es sind erhebliche Unterschiede
vorhanden, so daß man vom rein kri-
tischen Standpunkt da und dort auf Män-
gel nnd Fehler hinweisen kann; aber es
handelt sich ja hier um einen Ouerschnitt,
der auf die große Bedeutung dieser länder-
undheimatkundlichenWerkehinweisen soll.
Besonders hervorzuheben ist, daß die
Reihe sich nicht auf das Reich beschränkt,
sondern auch auf das deutsche Sprachge-
biet außerhalb der Reichsgrenzen erstreckt.
Die umfangreichen Bücher sind mit Fe-
derzeichmmgen, Photographien, auch
Buntdrucken versehen, so daß die AuS-
stattung und zeichnerische Gestaltnng das
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