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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

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Heft 4 (Januarheft 1928)
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Trentini, Albert von: Der Staat: ein Gespräch
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0286

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wollen, als das Gleiche, was auch diese Diener kun wollen: eben...
Gott dienen? Daß der Skaak aber endlich, anslatt — wie auch du vcrfluchkest!

— just und nur das weikerznkun, was uns nichks mehr, aber schon gar nichks
mehr angehk, dazu vorschreike, gerade und allein nur noch das zu tun, was
uns von Nakur her als das Erste und LeHke angeht, nämlich:
das Mcnschenleben als einen Dienst an Gokk zu lebendigem Sinn und zu
voller Fruchk hinzuleben, — das, höre, sollken wir nichk mik Pauken und
Trompeken bejubeln, ja begeisterk beklakschen?"

Wir standen schon aus dem Perron draußen und durch die Nachk heran kam
lärmend unser Zug geschossen. „Und wer, meinst du," — Jngral blies mir
foppend den Rauch seiner Zigarekke in die Augen — „wird diesen deinen
Kirchenstaak ,machen^ wollen? Die gokklose Majorikäk ekwa?"

„Skeks kam," ankworteke ich und stieg hinker Zngral in den Zug ein, „die
Majorikäk je ein paar Dezennien oder mehr nach der Gipselstimde ihrer
Herrschafk darauf, daß — in allen Dingen geistiger Enkwicklung, und um
ein solches handelk es sich auch hier — in Wahrheik nichk die Minorikät ihr,
sondern ganz umgekehrk sie selber der Minorikäk gefolgk war! Weshalb ich es
denn durchaus nicht für ausgeschlossen halke, daß mik der Zeik die Majorikät
dicse Wahrheik auch schon vor ihrer Gipfelstunde erkennen und aus dieser
ErkennLnis heraus — die nur der ErkennLnis eines Nakurgesehes gleichkäme!

— freien Willens der Minorikäk die Zügel überlassen wird. Oder daß, wenn
schon nichk dies geschähe, die Minorikäk, von derselben Erkenntnis ermukigt,
endlich einmal ihrerseiks . . . .?"

„Weißgokk, mik dir ist nichk zu reden!" schnikk mir Jngral enkrüstek das Work
ab. „Du bist vollkommen verrückt!"

Herzig aber war es, wie er, nach einer Merkelstunde ekwa — der Zug war
bumvoll und wir standen eingekeilt zwischen Menschen und Nucksäcken in der
Tür unseres Abkeils — einen jungen, baumlangen und bärenstarken Burschen
plöhlich von dessen SitzplaH aufriß, und die kokenblasse und skelekkdürre
Bauernfrau, die niik ihrem Säugling mühsam stehend zwischen NrH nnd NeH
hin und her wankke, auf diesen PlaH niederzwang. „Uncrhörker Skandal!"
donnerke er dabei feuerrok über den Burschen und die anderen brav siHenge-
bliebenen Menschen hin. „Ieder, nakürlich, meink, daß einzig und allein nur
er selber dasei, und pfeifk auf jeden andern! Feine Fannlie, diese Menschheik!
Und wo steckk der ,Herr" Schasfncr? Beim Teusel, nakürlich!"

Lose Blätter

„Wert und Ehre deutscher Sprache"

(2lus dem neuen Bande des Verlags der Bremer Presse, München)

s nserc deuksche Sprache ist weik, räumig, kief, rein und herrlich, voller
^^Kunst und Geheimnissen, und wird mik nichken nichk fchlumpSweis aus
dem gcmernen Winde erschnappek, sondern durch viel Fleiß und Arbeik er-
lernek; läßk sich auch nichk so gar geschwinde zu urteilen, zu meistern, beherr-
schen und nach Form einer kaltsinnigen Gewohnheik zu rechkferkigen. Es soll
und kann keiner nichk über unsere Sprache urteilen, welcher deroselben nicht

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