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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

DOI Heft:
Heft 2 (Novemberheft 1927)
DOI Artikel:
Popp, Josef: Die neue Wohnung: aus Anlaß der Stuttgarter Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0111

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Die neue Wohnung

Aus Anlaß der SkukkgarLer Ausskellung
Von Ios. Popp

/(/^>eik ungesähr sünfzehn Iahren wandelk sich immer schneller und immer
^—^mehr unser Bauen in seiner inneren und äußeren Erscheimmg, hervor-
gerufen durch die Verwendung bisher unbekannker oder weniger gebrauchker
Bauslosse und der ihnen eigenknmlichen Konstrukkionen; des weikeren durch
ncue oder umgestalkeke kechnische, industrielle, kaufmännische und sonstige Ban-
zwccke, durch eine neue, möglichst zweckmäßig organische und ökonomische Bau-
gesinnung und einen neuen Formwillen, der aus das sachlich Knappe, Klare,
Einsache ausgehk. Das alles greifk auch auf den Wohnbau über und er-
sährk von dem Bewohner wie seinen Leilweise gewandelken Bedürfnissen und
Ansprüchen eine besondere Nvke: aus dem allmählichen Wandel der Lebens-
sührung, der sozialen Umschichkung, der wirkschafklichen Nok, aus dem Sinn
sür Licht, Lusk, Sonne und einer weikgehenden Mechanisierung des Lebens.
Darüber werden die alken Wohnungen, die in sich ofk mangelhafk waren,
noch mehr in ihren Mängeln empfunden, erstehk der Drang, sie zu verbessern
und neu zu gestalken. Da der Wohnhausbau aber die jüngsten Auswirkungen
modernen Bauens darstellk, ist er noch am meisten problemakisch. Andererseiks ist
er dic wichkigste Bauaufgabe, weil er den weikaus größken Teil alles Bauens
darstellt und am Liefsten in unser persönliches Leben eingreifk. Wir müssen
deöhalb für jede Förderung dieser Aufgabe dankbar sein, dürfen nichk über
dem wcniger Geglückken oder Mißglückken die kaksächlichen Werke über-
schen, dürfen nichk aus falscher Gefühlsseligkeik gegen das Alke das Neue
grundsäHlich bcmäkeln oder gar ablehnen. Gerade der geschichklich Einge-
stellke muß sich daran erinnern, daß das verehrke Alke auch einmal neu war,
im GegensaH zum Bisherigen gestanden und nur allmählich geworden ist.
Mik solcher Einstellung ist der jüngste Siedelungsversuch zu beurkeilen, den
der „Deuksche Werkbund" mik Hilfe der Skadk SkukkgarL, unker viel-
seikiger Förderung durch staatliche Skellen und wirkschafkliche Berbände, in der
Ausstellung „Die Wohnung" unkernommen. Diese Ausstellung ist ein Er-
weis erstaunlicher Selbstlosigkeik, eine Tak wahrhafk großen Stiles. Auch
andere Skädke haben schon im neuen Sinn gebauk, mik am forkschrikklichstcn
Frankfurt am Main unker May; aber das Besondere der Skukkgarker
Leistung licgk darin, daß diese ganze Anlage bewußk einem „Versuch"
im allermodcrnsten Sinn dienk. Seine Ergebnisse nühen im Guken und weni-
ger Gukcn allen städkischen, staaklichen und privaken Bauherrn, geben allen
vorwärksstrebenden ArchiLekten außerordenklich viel Anrcgungen, weisen die
Bauenden aller Ark aus die neuen Möglichkeiken hin und gewinnen mik einem
Schlag die Teilnahme der breikestcn Bolkskreise für das Wohnungsproblem;
die ganze Prcsse ist voll davon. Eine solche Leistung war in srüheren Zeiken
nur dcm absolukcn Fürsten möglich. Daß in unserer Zeik dcr Bolkszer-
splikternng und Nok cine städtische Gcmeinde einen derarkigen Opfersimi und
Idealismus aufbrachke, erweckk über die besondere Aufgabe hinaus zuknnfks-
reiche Hosfnungen auf einen neuen Gemeinschafksgeist.

Es gehörk znm Wesen des Versuches, daß er Neues wagk. So ist es in der

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