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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

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Heft 2 (Novemberheft 1927)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0164

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sekiindierte. Beides mit änßerster Spar-
samkeit der Mittel zu vollbringen, war
das Problem dieses Klaviersatzes. Man
sehe zu, tvie es gelöst ist: wie die durch-
gehenden Achtel der rechten Hand aufS
zatteste harmonisch grundieren und die
dem Ganzen angemessene Bewegtheit
schassen, und wie der Baß, alö charak-
terooller Gegenspieler aus den Plan tre-
tend, die Plastik der Hauptlinie verstärkt
und dem so durchsichtigen Jnstrumental-
part jene Lebendigkeit und Fülle verleiht,
die nur durch melodische Stimmsührung
zu erreichen ift. (Bor diesem Baß, den
der Leser allein spielen sollte, um zu sehen,.
wie fein er ist, werden manche Pianisten
versagen. Er ersordert einen Anschlag,
der zugleich sehr zart und sehr pointiert
ist, eine sedernde Dynamik und ein siche-
res Gefühl für den Auftakt.)

Ein geistvoller Zug ist die Art der Wie-
derkehr des ersten Gedankens. Er wird
nicht nur leicht verändert, sondern auch
mit einer Derkürzung eingesührt, wobei
die rechte Hand des Klavierparts — aus
Seite 2, von der Mitte des vierten Tak-

tes an —- das AuSgelassene hastig und
andeutungsweise vorwegnimmt, ehe der
Baß überraschend mit dem sis—e—a
seines ersten Einsatzeö dazwischenfährt.
Dergleichen „Gesühlswitz" — ein Auö-
druck Hans von Bülows — gehört zu
den geheimen Sonderfreuden des Mu-
sikers. Ohne Kommentar verständlich ist
der Humor des Nachspiels, wo die eigent-
liche lyrische Schlußkadenz mitten zwi-
schen zwei heiteren ApereuS steht, dem
vorauögehenden stilisierten Dogelrus und
der schalkhasten Abschiedsverbeugung des
letzten Taktes.

Das Wesentliche dieses Liedes, der Ein-
fall, läßt sich freilich nicht analysieren.
Der Wert der beiden melodischen Ge-
danken, ihre Ergänzung in ihrer Gegen-
sätzlichkeit, silid Dinge, die der Leser selber
fühlen muß. Wer aus dieser Melodie
Trl'viali'täten heraushört, darf sich ganz
ruhig sür einen Esel halten.

Zuni Schluß noch ein Wort des Dankes
an den Verlag Tischer L Jagenberg in
Köln, der den Abdruck des Liedes gcstattet
hat. Alexander Berrsche

Moritz v. Schwind November

Derlag von Georg D. W. Callwey,.. Druck von Kastner L Callwey in München. — Derantwortlich
Dr. Hermann Rinn, München. Jn Österreich verantwortlich: Paul Sonnenfeld, Wien I, Fleischmarkt i6. —
Geschäftsstelle fur Berlin: Georg Siemens, ^ 57, Kurfürstenstraße 8; Geschöftsstelle für Wien:
Goethe-Buchhandlung, IX., Liechtensteingasse 16

Sendungen fur den Text nur nach vorheriaer Dereinbarung, da sonst keine Derantwortung übernommen werden
kann, an den Kunstwart-Derlag Georg D. W. Callwey in München 12, Finkenstraße 2.
 
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