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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1927)
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Mell, Max: Hirtenspiel in Kärnten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0194

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grabung crschien uns nachher dieses uralk bäuerliche Spiel, das zu sehen wir
gekommen waren; nrchk anders als wären wrr durch eine günstige Fügung in
ein seit Jahrhunderken unbekrekenes, für unser Kommen aber erleuchkekes nnd
verschwiegen aufglänzendes Heiligtum gelangk; — obwohl es doch in stekcr
Übung und nicht erlahmendem Gedächknis erhalken war nnd allenkhalben in
den deukschen 2llpcn in zahlreichen Formen und Wwandlungcn verbreikek isk,
das Hirkenspiel von Chriski Geburk, dcssen Darskellnng hier durch Bauern-
söhne und Handwcrker die Freunde in Erfahrnng gebrachk hakken.

Wir suchten den Gaskhof, der uns bezeichnek war. Sowie man die Schwelle
überschrikken hakkc, war die Bewegung sühlbar, welche die bevorskehende Dar-
skellung ins Haus brachke. In Flur und Küche und Gaskzimmer rührke es sich,
der Zuspruch war nichk bloß sonnkäglich, das obere Skockwcrk schien einbezogen,
aus jedem Gesichk lag Wisscn, Einverständnis, Vorbereikung. Die Wirkin
war eine skakkliche Frau mik roken Wangen und schwarzem, schön zurückge-
skrichenen Haar, darin hakke sie einen schwarzen Kamm mik rokem Nande
skecken, was ihr vorkresflich stand. Es war zu sehen, daß der Tag sie freuke.
„Dreißig Iahre muß es her sein, denn ich bin bald zwciundvierzig. Seit da-
mals haben sie's hier nichk gespielk und die alkcn Spieler sind allc weggeslor-
ben." Eine kleine Magd hing an ihren Lippen, glühkc vor Erwarkung; und
lies schon wieder in den Oberskock.

Dork sah es ckwas nüchkern und unwohnlich aus, das Skockwerk mochte vor
nicht langer Zeik srisch aufgesetzk sein. Die Türen warcn offen, man ging hin
und wieder; in dcm größken Raum slandcn einige Männer. Sollte hier das
Spiel vor sich gehen? Waren das Zurüskungen, die ich sah, so schienen sie
selksam geringsügig. Eine Bühne oder ein Podium hakke ich nichk erwarkek. 2lber
die Skube war leer bis auf ein paar Bänke, die in der Diagonale des Raums
einander gegenübergestellk waren, und von früheren Einrichkungsskücken schien
ein Nüchkkastel von weichem Holz in einem Winkel vergessen zu sein. Nür
war es mik der Vorderseite zur Wand gedrehk, und in den Winkel, wo es
skand, deukeke die Gasse zwischen dcn Bänken. Es wäre schwer zu enkscheiden
gewesen, ob damik wirklich schon ekwas dem Spiel Dienliches vorbereikek oder
diese 2lufsiellung nur zufällig war. Immerhin war man nichk willens, daran
eüvas zu ändern, da man davon sprach, rings an den Wändcn ein paar Bier-
fässer mit Brekkern zu verbinden und so Sitzgelegenheiken zu schasfen, mik den
Bänken also nichk mehr rechneke. 2lls ich nachher ein zweikesmal nachsehcn
kam, warcn die Vorbercikungen sür das Spiel allerdings weiker gedieheu.
Man verhüllke eben die Fensker mik dunkleu Decken und ließ die elekkrischcu
Birnen leuchken; und oberhalb des RkachLkaskels schlug einer einen ITagel ein
und hängke einen goldenen Skern daran. Hieraus spannke man cine Schnur
quer vor den Winkel und schloß ihn rm'k einem roken kleingeblümken Vorhang
ab. Ietzk glaubke ich auch, daß die Bänke schon in rechke 2lufskellung gebracht
wären, nur war nichk klar, wie es denn nichk ein Hindernis sein sollke, wenn
sie so den Naum kcilken und durchschnikken. Mir war es nakürlich, abzuwar-
Len, wie sich alles gestalkeke, und ich häkke keine Lusk gehabk, sie auszufragen,
wie sie ihr Spiel ordnen wollken. Doch ersuhr ich, daß die Spielerkruppc
aus neun Männern und drei Frauen beskand, und man zeigke mir einen unker-
setzken skämmigen Mann mikkleren 2llkers als den 2lnsührer, sein Name wärc
 
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