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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Reitz, Leopold: Die Jäger
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0043

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„Der Iffland ist einTausendfaffa," nreinte der Fürst zu dem Kammer-
rat, „follte er dieses Schuldbekenntnis beabfichtigt haben?"

Er gab Befehl, den Förster augenblicklich frei zu laffen. Die Freude
der Eltern und dec Braut kann man fich denken, als der Förster, umringt
von der grohen Zufchauergemeinde, die ihn erwartete, nach Haus ge-
zogen kam.

Mit einem glänzenden Galamahl wurde der Dichter gefeiert.

„Sch mühte Sie eigentlich zu meinem Hofkammergerichtspräfidenten
ernennen," fagte der Fürst, „aber bei Shren 26 Iahren und ber ruhm-
vollen Künstlerlaufbahn, die Sie vollenden müffen, geht es nicht wohl
an. Wenn es Shnen aber an Titeln fehlt — die Iungfer Settchen wollte
Sie ja partaut adeln — fo nehmen Sie öen Titel eines Freundes von
mir an."

„Mein Fürst, es ist der glücklichste Tag meines Lebens."

Llnd beim Frühstück andern Tags teilte der Fürst feinem jungen
Freund einen weiteren Erfolg der gestrigen Gerichtshandlung mit: „Der
Herr Amtmann ist um feine Entlaffung eingekommen; ich habe keinen
Augenblick gezögert, feinem Erfuchen stattzugeben — ich danke Shnen!"

Hierauf nahm er Sffland um die Schulter und trat mit ihm unter das
Fenster, wo eben eine nagelneue Halbchaife mit zwei Schwarzfchimmeln
vorgefahren war. „Wie gefällt Shnen die?" fragte er.

„Sie ist fehr fchön!", antwortete Sffland.

„krb bien elle uparrienr ü Vous", iagte der Fürst, gab dem Aeber-
rafchten eine Anweifung für Fourage in die Hände und entzog fich feinem
Dank, indem er zur Tür hinausging.

„Die Säger" wurden auf vielen Bühnen gespielt; aber nirgends mehr
mit gleichgrohem Erfolg wie in Dürkheim.

Es war ein herrlicher Ostermorgen, als Sffland im blauen Werther-
frack mit gelben Knöpfen und hohen Stiefeln, mit gelben Stulpen von
englifchem Leder in feinen Wagen stieg und gen Mannheim fuhr.
St. Peter, der eben wieder mit dem heiliqen Michael zum Genufse der
deutfchen Osterglocken am Himmelsfenster stand, legte sein Geficht in
mürrifche Falten und fchimpfte: „Wer knallt denn da am hellen Feiertag
mit der Peitfche herum!"

Da erfpähte er den Kutfcher und msinte zu St. Michael: „Der taufchr
mit uns beiden nicht!"

2^)
 
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