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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Fehrle, Eugen: Konrad Celtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0203

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welscher Verlogenheit und Falschhett gegenüber. Wohl hatte man volle
Anerkennung ber weiterentwickelten antiken Kultur, aber man verachtete
die Einsachheit altgermanischer Verhältnisse deswegen nicht, sondern sah
in ihr Selbstzucht und sreiwilliges Entsagen.

Run galt es, diese schöne deutsche Heimat in ihrem jetzigen Zustand
zu schildern. Mit Vegeisterung geschah das in einzelnen Landesteilen.
Der Elsässer Iakob Wimpseling prägte damals das Wort, der iRHein
sei Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze. Meben den Dar-
stellungen der engeren Heimat beschrieb man das weite deutsche Vater-
land. Celtes rief Vereinigungen ins Leben, die neben dem Studium
der Antike sich mit der Heimatgeschichte beschäftigen sollten, so an dec
Donau, besonders in Wien die 8oäLliw8 linerurlL OamibiLNL, in Heidel--
berg und in Städten am iRhein die 8oclaliw8 liuerLria kbeoanL.

Zum erstenmal in Deutschland haben wir hier großzügig geöachte
Vereinigungen, die es sich neben anderen Kulturaufgaben zum Ziel ge-
setzt hatten, Heimatkunde zu treiben und Heimatliebe zu wecken. Sie sind
die ersten Ansätze heimatkundlicher Vestrebungen, wie man sie in den
allerletzten Iahren mit besonderem Sifer wieder aufnimmt, und ver-
dienen deshalb, nicht vergesfen zu werden. Wie fehr man fie als per-
fönliche Schöpfungen des Celtes anfcch, zeigt die Latfache, öaß fie teil-
weife fogar seinen Vamen trugen.

Es war damals eine eigene Zeit. Was diese Humanisten schrieben,
ob Dichtung oder Wisfenschaft, war meist in lateinifcher Sprache. Aber
ihr Herz glühte von Liebe zu ihrer Heimat. Trotzdem Celtes verhältnis-
mäßig jung (1508) starb, galt er in dieser Hinficht als Führer. Wenn er
auch die Weinberge feines Vaters nicht bebauen wollte, fo hatte er fich
doch recht viel gefunde Bauernart bewahrt. Llnd die mehr gefühlte als
ausgefprochene Liebe zur heimatlichen Scholle mag es vermocht haben,
daß er mit unwiderstehlicher Wucht Sunge unö Alte mit fich riß, wenn
er das hohe Lied sang von der Liebe zur Heimat.

-i-

Wer Ääheres wissen will über diesen merkwürdigen Mann unö öie ömnaligen
Derhältnisse, benütze folgende Werke:

E. Klüpfel, Oe vüa er scripü^ LonrLäi Lelti8 vi-oMcü ecl. curav. I. C. Äuef
L C. Zell, Freiburg i. Br., 1827. F. v. Bezold, Konrad Celtis, öer deutsche Srz-
humanist, „Historische Zeitschrift" herausgg. von Shbel, 49, 1883, Iff. B. Hart-
mann, Konrad Celtis in Äürnberg, Mrrnberg 1889. Erich Schmiöt, Deutsche
Dolkskunde im Zeitalter des Humanismus und der Reformation, Berlin 1904, 45 ff.
I. Wille, Der Humanismus in der Pfatz, „Zeitschrift für Geschichte öes Ober-
rheins", R. F. 23, 9ff. F. W i l l e, Humanismus und Renaissance in Deutschlanö:
Pflugt-Hartung, Fm Morgenrot der Reformation, 1911, 209ff. Hans Tieöe-
mann, Tacitus unö das Rationalbewuhtsein öer deutschen Humanisten, Diss.
Berlin, 1913. Th. Bieöer, Geschichte öer Germanenforschung, I, 1500—1806,
Berlin 1921.

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