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Mannheimer Abendzeitung — 1846

DOI Kapitel:
No. 58 - No. 88 (1. März - 31. März)
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Freitag, den 20. März.



Baden 2 fl. 8 kr., im Ausland erhöh









Deutfchland.

§ * Manuhelm , 18. März. Die , Seebläticr“" bringen heute netſt einer |
ſchwarzen weißen Seite Folgendes unter ,,deuiſche Sprichwörier:“ Ein Wort,

gin Wort, ein Mann, ein Mann. — Auch dieses Sprichwort kann seinen
deuiſchen Ursprung nicht verläugnen. Denn wo, wie wenigſtens die Sage kund
thut, wird Manneswort heiliger gehalten als in Dezutſchland? Man kann

wohl sagen: Je mehr Cide, deſto weniger Treue und Glauben iſt im Lande.

Darun iſt wohl zu glauben, daß in unsern Tagen dics Sprichwort nicht mehr
eniſtände, denn das eir.ſache Manneswort iſt in der civiliſirten Welt, zu der
wir doch auch gehören, ein eitler Schall geworden und wenn es je noch was

bedeuten ſoll, ſo muß es wenigſtens zu Papier gebracht werden und schwarz

auf weiß ſtehen, otwohl auch dieß in vielen Fällen keine sonderliche Gewähr
iſt. Wenn ein Fremder z. B. ein Franzoſe, zu uns käme in dem guten Glau-

ben, den Sinn des Sprichwortes noch überall bei uns heimiſch zu finden, ſo

könnte es ihm leicht ergehen wie einem Reisenden, der in der Schweiz noch ein
îunverdorbenes, biederes einfaches Hirienvolk zu finden glaubt, aber alle zehn
Stchriite einem Jesuiten begegnet zum Bciweis, daß es mit der Unverdorbenheit
der Sitten vorbei iſt. Das Velk gleicht einem Apfel, ter wohl im Kerne noch
gut iſt, aber doch viele faule Fleck.n hat. Aber freilich, als das Sprichwort
aufkam, da waren wir noch ein gar rohes und barbariſches Volk. j

_. Jett iſt das anders geworden und wenigstens zum guten Theile,
namenilich in den höhern und höchſten Kreiſcen der Gesellſchaft gilt auch von

uns, was ein Franzoſe sagt: die Sprache sei die Kunſt, durch Worte seine



Gedanken zu yertergen.. Du kennſt doch, lieber Leſer, die G schichte von den
. ! Ltr ; Lr ſ.l§. NE ULtU' ratte Bits
Als ſie nun mit ihren Männern auf dem Rücken von dannen zogen, wollten
die Hofleute den Kaiſer bewegen, sein Wort zurückzunehmen, weil es nicht ſo
vexſtandrn gewesen ſei. Er aber sagte : An eines Kaisers Wort soll man nicht

w noch deuien, und lich die Frauen ihres Weges ziehen. Damals hieß
es noch:

Du auch, durch wen es anders geworden? w.

.. Und jett? — Worte haben wir viele, auch viele Menschen mäunlichen Ge-
ſchlechtes, die man Männer zu nennen pflegt, aber das Wort will ſich oft nicht
zum Mann und der Mann zum Wort oft ſich nicht ſinden laſſen. Ein Wort,
kin Mann | es klingt, wie schöne Sage aus entſchwundener Zeit.

._. * Mannheim, 19. März. Die „Karlsruher Zeitung““ enthält heute fol-

gende {tthrikg: G :

v. Uria in Mannheim, auf seine wiederholte Bitte, des Zenſuramts enthoben

worden; wer deſſen Nachfolger in diesem eben ſo läſtigen als undankbaren Ge-

Achäft sein wird, weiß man zur Zeit noch nicht.". . :

_ Die Nachricht, daß Hr. v. Uria-Sar ach ag a des ,„„Cenſur-Amts“’ enthoben








Ein Wort, ein Mann! aber freilich, es waren rohe Zeiten. Weizt



î waorden sei, war hier bereits vor acht Tagen, und, wie wir vernehmen, aus

zuverläſſiger Quelle verbreitet; man nannte auch als Nachfolger des Herrn
v. Uraa in j.nem „Geſchäfte'' den Hry. Regierungsrath S < mid t hier. Indeſ-

sen censirt bis zur Stunde nach wie vor der amtsenthobene
Hr. Regierungsrath v. Uria-Sarachagnae.

_ Was die Bemerkung betrifft, daß Hr. v. Uria auf seine wiederholte
Bitte der Censur enthoben ſei, so iſt seinerseits solche Biite wohl erſt in neue-

ſter Zeit wiederholt geſtellt worten. Wir wiſſen auf's Beſtimmteſte, daß Hr.

.v. Uria vor Kurzem noch in Folge der Kammerverhandlungen über seine Cen-
ux wiederholt erklärt hat, er werde dieß Geschäft seinem srüheren Enlschluß
entgegen fortſühren, man könne es ihm auch jezt richt nehmen. Vi-rlleicht iſt
.' "r z G eurer Sinnesänderung des Hrn. v. Uria dessen Amts-



iſt, unverzüglich die Wahlen vorzunehmen. Es nahen also raſchen
Schrittes die Tage der Entscheidung, die das verfaſſungsireue Volk in die Hand
der Wahlmänner gelegt hat. Mögen sie eingedenk ihrer hohen Pflicht und dcs
wahren Volkswohls ſich nicht ire machen laſſen durch die vielfachen und auf
alle Weiſe wiederholten Einwüikungen, welche nach den uns zugekommenen Be-
richten weliliche und geiſt iche Beamte versuchen; mögen sie im Augenblicke der
Wahl selbſt nicht deuteln an ihrer handgelübdlichen Betheurung :
_ nvdaß ſie nach iyrer eigenen Ueb rzrugung ihre Stimme ablegen wollen, wie
ſie es für das Beſte des Landes am uienlichſten erachten, daß sie in Bezug auf
ihre Abſtimmung weder von irgend Jemand eine Gabe oder irgend einen Vor-
theil erhalten haben, oder je annehm.n werten, noch auch, um ſelbſt gewählt
zu werden, einem Andern etwas gegeben oder verſprochen haben.‘
_ H Heidelberg, 16. März. Bei der heutigen Wahl des vierten Distrikts
wurden 153 Stimmzettel abgegeben, und durch Stimmenmehrh:it folgende Her-
ren als Wahlmänner erwählt: : :
_. h). Dr. Mittermaier, Geh. Rath und Prof. mit 153 Stimmenz 2)
OG. L. Reiffel, Bäcker und Wirth, 150 St.; 2) E. A. Tho mas, Materia-
liſt, 149 St.; 4) Fr. Wieser, Bicibrauer, 148 St.; 6) V. Berner, Kauf-
mann, 147 St.; 6) Gund, Bierbrauer, 146 St.; 7) H. Huber, Bäcker,
146 St.z 8) H. Frank, Caſſier, 145 St. .
18 Heidelberg, 18. März. Als Wahlmänner für ten fünften Wahl-
diſtrikt wurden heute erwählt: W eber, Gemeinderathz Ehrmann, Fr., Bier-
brauer; Küchler, Rechisanwalt; Ritz h aupt, L., Bäcker; S ch ü ck, J., Schrei-
ner; Waltz, JI. G., Bäcker u. Wirthj Th omas, Ph., Bierbrauer; Kay ßer,

L., Bäcter.

Von ungefähr 180 Abſtimimenden haben vorſtehente Wahlinänner ungefähr
160 Stimmen erhalten. | : Ö
#* Elſcnz, 11. März. Unsere Wahlmännerwahl vom 3. dſs. Monats,
welche zwei entſchieden freiſinnige Männer, die Herren G. Volz mit 123 und
ammwirth Lorenz mit 127 Stimmen getroffen hatte, wurde von unserm Amts-



Abonnement mit viertellähriger Borausbezahlung in Mannheiz 1 fl. 15 kr., durch die Poſt bezogen im ganzen Großherzogthuin
In ſsraie die gespaltene Zeile in Petitschrift oder het! Gras gterewert "t ter. Fekaiſitle



arlsruhe, 16. März. : Sicherem Vernehmen nach iſt Regierungsraith

. * Mearmyeinr, 19. März. Wir v.raehmen so eben aus verlä ſsiger
Quelle, daß den gr o ß h. Wahlcommissären die Weiſung zugegangen



r frei einzuſenden.



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vorſtande uicht beſtätigt und heute zur neuen Wahl geſchritten. Dieſclbe hat nun fol-





gendes Reſulat geliesert: Herr Georg Volz mit 124 und Herr Lammwirth
. or enz mit 129 Stimmen. Dieſe find alſo von unseren unabhängigen Mitbür-
y gsm rs Lrnähltrſhaft Hilsbach wurden gewähli: Bürgermeiſßter Seit,
Uej!ttteser R eitter und Rößlewirih Lang, welcher Lettterer der liberalen

t Meichartshauſen, 12. März. Die Wahl eincs Wahlmannes in hteſi-
ger Gemeinde war bereits vor einigen Tagen beendigt, und erſreute uns mit

einem Manne (Siegwann] der, als Gemeinderath und freiſinniger braver Bür-

ger , seiner Mitbürger Achtung und Berirauen verdient. Dies:s glückliche Ereig-
niß erweckte jidoch gar bald bei den Rittern tes Rüſſ.r!.118, großen Aerger,
und ein Wücdeträger dicſes Ordens, welcher die Aisicht selbſt Wahlmann zu
werdin, nicht erreicht hatte, [drohte nachdrücklih und laut unſerer voll nveten
Wahl den Umſturz, und dies gelang ihm auch wirklich ~ Kurz das Bezirks-
amt Neckarbiſchoſsheim erklärte die erſte Wahl als ungültig, und ordnete Tag-
sahrt zur zweiten Wahl auf den 11. März an. .
Hffenbura, 16. März. (Oberrh. Ztg.) Seit geſtern iſt zufolge Erlaſ-
ſes der erzbiſchöfl. Curie Stadtprediger unv Profeſſor Kuhn dahier von der
Verwaltung des kirchlichen Lehr- und Predigtamtes auf so lange ſuspendirt, bis
eine gegen ihn eingeleitete Unierſuchung „wegen kirchlicher Agitation geschloſſen

und zu seinen Gunſten ausgefallen ſein wird. Hr. Prediger Kuhn ist wegen

seiner lichtvollena, vom Geiſle <riſtlicher Liebe durchdrungenen und erwärmten
Canzelvorträge hier sehr beliebt, und erfreut ſich überhaupt wegen seines hu-

manen Characters des allgemeinen Vertrauens und unbestrittener Achiungz es
macht daher das von der Curie eingeſchlagene Veifahren, welches ſich nach den
Worten des Erlaſſes auf beinah e täglich (von hier) einlaufende An.

zeigen und Klagen gründet, nicht nur großes Aufsehen, soudern hat auch
auf alle Claſſen der hieſigen Bürger- und Einwohnerschaft den unangenehmſten

Eindruck gemacht. Von Seiten einer ansehnlichen Anzahl der hieſigen Bürger

sind daher bereits geſtern ſchon Schriite eingeleitet worden, nicht nur um Hrn,
Prediger Kuhn von der günſligen Stimmung der Bürgerschaft thaiſächliche Kunde
zu geben, sondern auch um mit allen gesetzlichen Mitteln vorzusorgen, daß deme

ſelben gegenüber den betreffenden Behörden die glänzendſte Rechtfertigung werde.

Dadurch will die Bürgerschaft nicht nur im Interesse eines um die religiöſe und
ſittliche Bildung in unserer Gemeinde verdienten Mannes, sondern auch im
wohlverſtandenen eigenen Intereſſe handeln, indem es ihr haupisächlich zur Sorge
4§ t ry datt ur r. ur e r
Mönchen, 15. März, (N. C. J Für die 30. auf den 17. März ag-
geſeßte Sigung der Kammer der Abgeordneten befindet ſich an dex Tagesordnung :

ein Vortrag des Referenten im fünften Ausschuß über die Beſchwerde des Ma-

giſtrats der Stadt Nürnber g wegen Verfaſſangsverlegung (Verletzung des g.
8 Abs. 1 des Tit. IV. der Verfaſſungsurkunde durch die dieſem Mzgiſtrate vom
Miniſter des Innern aufgetragene Leiſtung eines Zuſchuſſes von 910 fl. 53 kr.
aus Communalmitteln behufs des Ausbaues der Kreis- Icrenanſtalt Erlangen).

Dresden, 13. März. Bei der zweiten Kammer iſt am 5. Mirz der
Bericht der vierten Deputation, die Entziehung der Concession bei den
Zeitſchriſten „Das Echo vom Hochwalde--, „„Die Sonne‘’ und „Sächsische Va-
terlandsblätter“, so wie das Coneeſsſionswesen bei Zeitschriſsten im
Allgemeinen betreffend, eingegangen. Die Ansicht der Deputation in Bezug
auf die Beſchwerde der genannten Zeitschriften wegen Entziehung der Conc-ſſion
geht dahin, daß die Conceſſionsentziehunzen nicht für hinreichend gerechtfertigt
anzusehen ſeien und daß deßhalb die zweite Kammer im Vereine mit tec erſten
Kammer ſh bei der Staatéregierung um Wirdereriheilung der “att. ter
wenden möge. . U. ).)

Fraukfuct, 15. März. (F:kf. Bl. ) Die Arbeiten an unſerer Main-
Neckar-Bahn ſind nun so weit grriehen, daß der Betrieb derſelben auf hieſigem
Gebict in kurzer Zeit eröffnet werten kann und iſt bereits durch Beſchluß hohen
Senats vom geſtrigen Herr Prlizeiamtsaſſ.’ſor Dr. Müller einſiweilen zum
hierortigen Direktor dieser Ciſenbahn ernannt worden. ;

Koblenz, 16. März. In ber Nacht vom verſloſſenen Samſtag auf den
Sonntag waren hier ſäuuntliche Thore geſperrt und im Thal Ehrenbreitstein
zwei offene Eingänge mit Wachtpoſten beſegt. Niemand , der sich nicht gehörig
legitimiren konte, wurde aus der Stadt gelaſſen, vielmehr von der Wache so-
fort aufgehalten. Unterdeſſen begab sich ein Polizeicommissär mit einer ansehn-
lichen Polizeimannschaft und Gendarmen nach 10 Uhr Abends in alle Gaſthöfe

und Logirhäuser und sah die Fremdenbücher nah. Wie m1n erfährt, hat ene.

gleiche Maßregel in vielen Städten der Rheinprovinz und auch in der Nach-
barſchaft im Herzogthum Naſſau an deuſelben Abende ſtattgefunden. Der Grund
derſelben wird verſchieden angegeben, man glaubt, allgemein daß mit Rücksicht
auf etwa durchreiſende Polen dies.r Schritt vorgenommen worden sei,
während andere behaupten, es ſei dieſes nur die alljährlich ſtat!findende allge-
meine Landesvisitation geweſen, von welcher man inzwiſchen nichi weiß,
daß ſie in dieſer Wriſe je vollzogen worden ift. E

Werlin, 17. März. Wie die Verfa ssun g s frage gegenwärtig bei uns
ſteht, so hat es die größte Wahrſcheinlichkeit für ſich, daß auch dieſes Jahr
hinreichenden Stoff zur Diskussion auf diesem Gebiete erhalten wird. Es liegt
ein königlicher Entwurf zu einem Statut über Generalſtände
deui Staatsminiſterium vor, und wie die Berathung ſteht, soll Ausſicht vor-
handen sein, daß dieſes Statut biunen einiger Zeit zur amtlichen BVeröffene.
lichung reif sein werde. Unserem Staatsminiſterium präſidirt, wie bekannt,
ter Prinz von Preußen. Daß dieser durch seine Opposition gegen die bevor-
stehende Neuerung, wie schon bei dem vorigjährigen Versuch e, eine ftändische
Entwickelung herbeizuführen, auch gegenwärtig Schwierigkeiten in den Weg lege,

wird hier allgemein angenommen; man hofft aber, daß durch die schwebende

Berathung dieſe Schwierigkeiten beseitigt werden dürften. Die beabſichtigten
Generalſtände, oder unter welchem Namen sie sonſt aus den Berathungen her-
 
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