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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. [298] - No. 326 (1. November - 30. November)
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% ® Noch ein Wort üher den Deutſchkatholicismus. Ñ

„Es iſt wohl schon Alles einmal geſagt worden, .
„aber die Wiederholung dürfte gut sein.'

_ YAls die diesjährige Ständeversammlung geſchloſsſen wurde und die Abgeord-
neteu nach langen und schweren Mühen zurückkehrten in ihre Heimat, da mag
es wohl geschehen jein, daß mancher Badener dem Einen oder Andern dieser

Ehrenmänner entgegengetreten mit der Frage: „Und welche Hoffnung bringt
lhr uns und welche „Aussicht für die neue Glaubensgenoſsenſchaft ?- Ha mag
wohl manchem Deputirten das Herz ſchwer geworden ſein bei der Antwort.

Moch verlautet nichts von ver Aufhebung des bekannten Minißfterialrescriptes,

bie Stellung der Deutiſchkatholiſchen iſt dieſelbe, wie zuvor. Zwar haben die |

Mänuner der Wahrheit und des Lichts ihr Redliches gethan, um der Reglerung
dieſe heilige Sache warm an's Herz zu legen, ſie konnten nicht mehr thunz hof-
fen wir das Beſte! Wie immer, so find auch bei dleſer Angelegenheit manche
Stimmen dagegen laut geworden. Vor Allem eine. Ihr kennt den Berühmten,
bas Glaubensehamäleon, der immer sein Mäntelchen nach dem Winde hängt
und sſelbſt noch da zu ſegeln weiß, wenn gar kein Wind geht, diesen Dreifakul-
kâtenboktor, der so übergelehrt iſt, daß ihn Keiner, oft er ſich ſelvſt nicht, ver-
ehiz der damals sagie: er wolle ben Leuten ſchon beweiſen, daß die Deutsch-
iholiken keine Chriſien seien; nun Er, der Bekannte, Vielgenannte, hat nach

Kräften ſein Möglichſtes geihan, dem neuen Glauben Steine in den Weg zu “ei dir ein Bild deines Thuns : deine Berge ragen ruhig und groß hinein in.

das ewige Blau: ſei feſt und unerſchütterlich wie sie! Deine Ströme brechen

ſchicben. Was er damit erreicht, wird die Zukunft lehren. Möglich auch, daß
kr lu der nächſten Ständeverſammlung die Sache der Neugläubigen vertritt. Es
köunte ſpaßhaft ſein mit diesem Manne, wenn's nicht gar zu ernſt wäre. Wir
müſſen nun, deun was können wir anders, die Folgen, die Ergebnifſe des
Landtages ruhig abwarten, aber dennoch uicht die Hände in den Schooß legen!
Es gibt wunderbare Menſchen , die glauben, eine Sache sei vergeſſen uud un-
tergegangen, wenn ſie nicht immer obenauf ſchwinrmt im Geſpräch des Tages.
IWeil man nicht mehr von Ronge ſpricht, weil die Zeitungen ſtumm find äber
dieſe kirchlichen Bewegungen, im Allgemeinen wenigſiens, ſo meinen fie, wär's
vorbei mit der ganzen Geſchichte. Aber fie irren fich gewaltig. Der Deutsch-
katholieismus blüht und wächſi lebendiger und friſcher, denn je. An die Stelle
wilder Aufregung und gerwaliſamer Erschütterung, was die natürliche Folge war

folge. Und so muß es sein, wenn dieſe Bewegung bleibende, dauernde Früchte

Sountag, den 22. November

Abonnement mit vierteljähriger Vorausbezaßlung in Mannheim 1 fl. 15 kr., durch die Poft bezogen im ganze
: î_ Gauen halbjährlich 4 fl. 15 kr., im Ausland erhöht sich das Abonnement um den Poftaufſchla ,
1.8 Ins s r ate die gespaltene Zeile in Petitschrift oder deren Raum vier Kreuzer. Briefe und Gelder: frei einzuſenden.

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tragen ſoll für ferne Zeiten. Und das wird fie, wie könnte es auders ſeinz
. z! nach Bußiſ er Logik. und das wiſſen bie Gegner sehr gut, daher dies
ßte verzweifelte Lürmmachen. Denn wie auch die Würfel fallen mögen, unter-

! gehen wvird ber neue Glaube nicht. Ihr kennt das bekannte Syrüchwort. von |

Sonne und den neidiſchen Wolken und wie ſie doch endlich durchbricht und
nux um so heller ſtrahlt und Segen und Freude verbreite. So wird es auch
ier gehnz denn wo gäb’ es eine Macht auf der Erde, die dem Menſchen vor-
[Ur fs könnte: so ſollſt du glauben und nicht anders. Wenn's ginge, ſie
thäten's vielleicht gern, aber es geht nicht,. Das Beſte was Ronge je geſagt
hat, was mir faſt mehr gilt, als der berühmte Brief, ſind die wenigen Worte:
w Meine Sache iſt die des wahren Katholicismus, Luther wollte nichts anders !--
Nur durch das eigensinni ge Beharren an veralteter Form und durch Beibehal-
kung unb Vertheidigung längst erkannter und verdammter Mißbräuche ward da-
mals im sechzehnten Jahrhundert eine gänzliche Trennung herbeigeführt, und so
war's auch dieſes Mal. Wenn der jegige Papſt ſchon regiert hätte zur Zeit
bes trierer Rockſcandals, wer weiß, erftens ob er überhaupt die Komödie zuge-
geben und wenn er das gethan, ob er zweitens fich nicht bei den Folgen ganz
ganders benommen, als sein Vorgänge. e!e F f w
_ Mit Bann und Exrkommunieation ſchrect man in unſerer Zeit kaum mehr
einen honneten Quintaner. Von dem Schimpfen fanatischer Pfaffen und ihrem
GWelichter haben die Neugläubigen am Wenigsten zu fürchten, die meiſten jener
Laärmmacher haben bei dem aufgeklärten Theil des Volkes Glauben und Ver-
rauen verloren, auch glausen uud trauen ſie einander ſelbſt nicht; aber wohl
von den eruften Beſtrebungen der Beſſern unter ihren Gegnern, namentlich mit
einem ſolchen Kirchenoberſten, wie der jetzige Papſt iſt, an der Spitze. Üebri-
E wenn auch; nur eiue durchgreifende Reform; gleichviel, von welcher Seite
dtueſetlbe ausgeht. ue ,
h r so. bedenkt, was Alles sich den Beſirebungen der Deutſchkatholiken
entgegenfiellt, wie sie von oben herab gedrückt werden, wie ihre Feinde die
Waffeu der Preſſe und der Polizei gegen ſie richten, ohne daß ihnen gleiche
Mittel zu Geboie ftehen, wenn in Ländern wie Baiern uud Oefterreich der
Dentſchkatholik forigeſagt wird, wenn man ihnen allenthalben, ſelbſt in unserm
ffnſtitutionellee Baden, den Weg zu öffentlichen Siaaisämtern versperrt, oder
yudezu versagt, fie ſogar für wahlunfähig bei den Landtagen erklärt, wenn
ail dies Alles erwägt, so muß man flaunen, daß vie neue Glaubensgenoſſen-

aft nur dahin gekommen iſt, wohin fie gekommen. Aber das iſt eben die
egende Macht der Wahrheit, von der au

rzere, oder längere Zeit hin umhüllt und Y us s. V. t h1f
rise Ra alieones p ur . Fs. U! Ut: zu euere F ait ;
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thum noch ſo laut erklärt : „Die ärgſte Schande, die uns Deuiſchen, ber Den-
îleration begegnen konnte, iſt dieſe iraurige Geſchichte.#n Ich weiß eine weit
dhgere Schande, will mir aber nicht die Mühe nehmen fie hinzuſchreiben, ihr
dbekämt ſie doch nicht zu leſen, Schriften wir „Das Rongethum-r, verzeiht, daß
lic nochmals tarauf zurückkomme, die auf Volksaufwiegrlung und Umfſturz
aller vernunfigemäßen Rechte gerichtet ſind, wird die Druckerlaubniß nicht ver-









Abe ndzeitung .

[ Oroßherzogthum









lOOOOGOIÀN , . N thun , verſagt die Ceuſur das Jm d

primatur der Schriften, die gegen „Das Rongethum-r erſchienen. –~ –~.
Noch etwas fällt mir hier ein, wenn's auch nicht grade unmittelbar zur

Sache gehört. Zu Anfang dieſes Jahres las ich von England, daß dort, und

zwar in London, sich über tausend Menschen mit ebenſo vielen Tiſchen, am
feley Tete: qel offner Straße, in allen Gegenden der Stadt vertheilt hätten,

sicht mich ſchon, was ich damit meine, und ihr denkt wohl schon im Stilea
an das Haſchen, Stöbern und Jagen auf Petitionen bei uns, noch dazu von

iu td u....

_ yvHEEin jedes Land hat seine Größer 8:8

(„In Schwaben kocht man die beften Klößen.

sagt Heine, und er hat so ganz Unrecht nicht. Wie dem aber auch sei, wn.
verlieren den Muth nicht im feſten Vertrauen auf unſer gutes Recht, und wir

laſſen die Hoffnung nicht sinken. Und nächft Gott hoffen wir zu Dir, du Volk t
dieſes gesegneten Landes. Sieh, dein Land so schön und herrlich, so beglückt
mit Allem, was Menſchenbruſt erhebt und entzückt, so überreich an edlem Wein

und noch edleren Ahnen aus ruhmvoller Zeit und du ſelbſt im traurigen Zvieen.
ſpalt mit deinen Brüdern und den ſchlimmſten Haß, den Glaubenshaß im Her-

zen tragend und deinen Gott beleidigend und vergeſſend, ſchnöden niedrigena
Pfaffen zu Gefallen! Ermanne dich, bleib’ nicht zurück! Ja, dein eigen Laab

ſich Bahn durch Felſen und unwegſame Gründe und ihre Wogen ziehen fiolz
durch Thäler und Ganen: ſo ſei dein Geiſt ſtark und klar und frei, wie
ſiel Ermanne dich, bleib’ nicht zurück! ~ Gott ſei mit dir und frage nicht

erſt lange, wel<her Gott? Ob der katholiſche, der evangeliſche, oder der deuiſhen. |

katholiſche. Und so mag deun die Rtr-zs entſchelden über die Staats bee

rechtigung der Neugläubigen, über ihre

mehr als der Spektakel eines Hofraths mit seinem Gelichter. Dieſer Vertreter,
Richter und Anerkenner iſt göttlichen Ursprungs, ja ein Theil der Gottheit ſelbſt,

des plöglichen Losreißens vom Alten, if ein ruhiges, bewußtes Erkennen ge- | ts ig die.geſgude Bergyatt ver Heſarzchken Nattos! .

treten, mit einem ſtilen aber darum uicht minder kräftigen Handeln im Ge- |



. Schleswigſche Ständeverſammlung. G
: Û.Û.Û.ÛÒÛÔÛItiÔÒþŸþR.RcIÇ.Ê..Ê.lfuuGftr |
_ Schleswig, 16, Nov. Die Ereigniſſe drängen mit raſen
Schritten zur Auflöſung der Ständeverſammlung hin, Zwar iſt
die heulige dreizehnte Sitzung noch in Ruhe beendigt. Allein nach derſelben
iſt die Differenz zwischen der Staatsregierung und den Ständen, von der wir

Ihnen berichteten, durch eine neue Eröffnung des Commiſſärs an den Präſidene .

ien in eine neue und, wie kaum zu bezweifeln iſt, in die letzte Phase getreten.

Die Eröffnung des Commiſſärs hat ein neues königliches Res M

bas Verſtändniß des g. 50 des Geſeges von 1834 gebracht, deſſen Hauptinn.
halt bas uubedingt e: Verbot an die Ständeverſammlung, ſich mit

der Berathung von Privatpropositionen zu beſchäftigen, ehe
und bevor die Begutachtung der landesherrlichen Gesegenwüäürkte.

vollſtändig erledigt iſt, sein soll, wir sagen: soll, da wir uns mit
dem Reſceript genau bekannt zu machen noch nicht Gelegenheit hatten. Ob daſo
ſelbe ein wirklich neues iſt, oder bereits in der 12. Sitzung am 13. d. M. n
den Händen des Commiſſärs sich befand, um als eventuelles einzutreten, auf
den Fall daß die Stände nicht in Folge des erſten ihr auf das Geſeg ſelbſt
und eine begründete uſuelle Auslegung gestütztes Verſtändniß des Reglements

aufgeben würden, bleibt dahin geſt-ellt, obgleich es fast unmöglich erſcheint , daß

seit dem Schluß der 12. Sitzung eine Communication zwischen dem Commiſſär “
in Schleswig und dem Staatsrath in Kopenhagen ſtattgefunden haben sollte,
~ Â es auch nicht wohl angenommen werden kann, daß die Staatsregierung ein

Nachgeben der Stände erwartet habe; denn das wäre dies anders als ein Vero
zicht auf das denselben geseylich zuſtehende Petitionsrecht? + Das Weitere in

dieſer Angelegenheit werden die nächſten Tage bringen. Die Stände werden ihr

Recht wahren und die Staatsregierung wird daher, wenn ſie wie es ſchein, um
Alles in der Welt die Privatpropositionen nicht weiter verhandelt wiſſen will,

~ Ñ was auch daraus hervorgeht, daß der Committeebericht über die Verfasſungs.

propoſition nicht in das Beilagenheft der Stänvezeitung aufgenommen werden
soll, — dir Stände auflöſen müſſen. Wahrscheinlich dürfte ſich das Auflöſungse
Reſcript schon in des Regierungscommisſssärs Händen befinden. ) .

Die Stellung der ſchleswig’schen Stände ift günſtiger, als die der holſteine.
ſchen war ; bei beiden zwar derſelbe Zwieſpalt mit dem Gouvernement, Nichtau-

erkennung des geſetzlich zuſtändigen Petitionsrechts, ves Lebenselementes bera-

thender Stände; aber während die holſieiniſchen durch eine directe materielle

Beschränkung desselben gezwungen wurden, ihre Funktion freiwillig niederzulegen, :
wird den ſchleswig’ſchen auf einem formellen Wege das Petitionsrecht durch ein
indirecies Verbot beseitigt, deſſen Nichtbefolgung Seitens der Stände die Regie-
rung nöthigt, zur Auflöſung zu ſchreiten. % i ws
Ueber die heutige Sitzung berichten wir Ihnen mit wenigen Worten. Nach
der Anzeige des Präſidenten über die Eingänge, namentlich elf fernere Adreſſen
aus dem Holſteiniſchen in Betreff der ftaatsrechilichen Verhältnisse, legte der

Regierungscommiſsär einen nachträglichen Pro teſt gegen die Abſendung fidemire .

ter Abschriften der ſtändiſchen Adreſſe an den Herzog von Auguftenburg und den
Kloſterprobſten v. Reventlow ein, indem er ſich auf den §. 45 des Reglements
berief, welcher lautet: „Alle Mittheilungen zwiſchen der Regierung und der
Ständeverſammlung gehen durch unseren Commiſſarius, und die Verſammlung

hat über ſämmiliche Gegenftände ihrer Wirksamkeit mit Niemanden außer ihm .

zu verhandeln.#+ Der Präsident wies dieſe Berufung aber als ungegründet zue
rück, da dieſe Beflimmung ſich nur auf die eigentliche (berathende) Thätigkeit

criften zu den Petitionen gegen die Kornbill zu sammeln. Ihr ven

laubens berechtigung kann ſeen.
nie. Die Sache der Deutſchkatholiken hat längſt einen Vertreter, Richter un
Anerkenner gefunden, der mehr gilt, als Landiagsvotum und Regierungsbeſchlüfſeen.
 
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