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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 267 - No. 297 (1. Oktober - 31. Oktober)
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puis. Die Ereigniſſe zu Genf. Lis 0
*, Beru, _10. Oktbr. Die Mannheimer Abendzeitung dürfe wohl das

reinen Rückſichten bedingie Darſtellung und Beſprechung ber Genfer Er-

die uns die letzten Tage gebracht, veröffentlicht werden kann. Diese
erzeugung und die Absicht, den perfiden Declamationen, welche ſonder Zwei-
die ug. Hoſmarſchälle von Kalb und Altenhöfer uud andere Lakaien in
nächſlen Zeit von ſich geben werden, die Wahrheit entgegenzuſtellen, werden
ne Feder leiten, und wenn diese mit dem Drang meines Herzens und dem

Rechnung meiner germaniſchen Fiſchblutsnatur, sondern auf das Kerbholz
der Rückſichten, die Sie zu beobachten haben. g tt ; ,
Die Genfer Regierung hatte sich, troy der lezten blutigen Revolution, wie-
der jenem bureaukratiſchen Abſolutismus hingegeben, der noch in den meiſten
Kantonen der Schweiz die republikanische Staatsform paralyſirt, jenem Abso-
lutismus, der, wie anderwärts, das Volk als eine Mafsſe betrachtet, welche
regiert werden muß, und zwar
des Volkes betrachtet, sondern als eine selbständige Macht, bie bem Volke ge-
genüber von Regierungs - Rechten und
Macht, welche den Willen des Volkes
Vormundung unterordnet und nebenbei gelegentlich ihre tynafliſchen Intereſſen
verficht.- Us ein ſehr einflußreiches und wirkſames Hilfsmittel beirachtete vieſe Gen-
Regierung den Jeſuitiómus, d. h. jene Partei, welche in dem reformirten
heile der Schweiz als Pietismus, in dem katholischen als Loyolismus bas Volk an dem
) der Religionsverdummung, für die Zwecke einer unvolksthümlichen
er und gegenüber dem Volke stehenden Macht bearbeitet. So ging von die-
J

ufer e aus, welcher lediglich nichts Anderes bezweckie, als die gegen-
e demokratiſche Regierung Bern's während der nächſten Tagsatzung, für
Bern Vorort iſt, zu bevormunden und den Einfluß des bert ischen De-
tismus zu lähmen. Als aber bie radikale Schweiz dieſen Vorschlag mit








der abſtracten Idee einer väterlichen Be-











keit: ſie erklärten sich, damit keinenfalls das jeſuitiſche Princip gefährdet
irde, gegen die Aufhebung des ultramontanen Sonderbundes. Diérſer Beſchluß
die ff. zum Aufſtand. Im liberalen Lager ertönte ein Schrei der Ent-

§

tüfurt. é wurde eine Volksverſammlung ausgeſchrieben, die ſich bald auf
? 1 ach deuiſcher Weiſe zuerſt Proteſt eingelegt gegen den verfaſſungs-

J s en Beſc luß der Regierung , es wurde ein aus 25 Mitgliedern *) beſte-
hendes ,, conſtitutionelles - Comité niedergejest und die Regierung sollte beim
Vorort belangt werden. Alles dies ging ruhig und auf geſesmäßigem Wege
von Statten. Da befahl die Regierung, die Hauptredner der Versammlung
gu verhaften; das Volk aber antwortete mit dem Ruf -zu den Waffen!"
_ Sl. Gervais wappnete ſich. Während die Männer ſich versammelten
y 1d die Zugänge besetzten, errichtete die Jugend, 11-14jährige Jungen, Bt;
ijtihtn; die Regierung aber urs 1rr Vianden fi beive Paricien, Ubend
Morgen, gegenüber, bis endlich die Regierung Kanonen auffahren und die

ikaden der Pairioten angreifen ließ.. Drei Stunden lang währte der Kampf.
Endlich wurden die Kanonen mit dem Bajonnete genommen, der Löwe von
St. Gervais hatte über die Trabanten einer unvolksthümlichen Regierung ge-

siegt

fgt. Noch gab die Regierung ihre Entlaſſung nicht ein, bis endlich auch in der

]ltftadt ſelbſt eine Volksverſammlung von Solchen gehalten wurde, welche bei
deu hevorſtehenden Angriff der Männer aus
Kaufläden fürchteten. Jeht erf trat die Regierung ab.

Die Patrioten bleiben unter Waffen; sie haben 2 Todte und 5 Verrounveie,
wöährend auf Seite der Regierungspartei gegen 80 Tobte sein sollen. Dieselben

beflehen faſt einzig aus Garnisſönlern. Die Bürger ſchoſſen wenig auf einan-
M ). Et; > Veujer Patrioten! Genf steht wieder in den Reihen der radi-

Ivy, ficl L: rr ? urister zr Heuk vit s , welche als eine der feſteſten
in uur ganzen Schweiz gelten konnte. Sie fiel, ungeachtet ſie geiſtige und ma-

terisle Hülfsmittel zur Verfügung batte, wie vielleicht keine anderez ſie fiel

weil ihr die größle Macht, die Sympathie tes Volkes fehliez ſie fiel vor

dem erwachten Selbſtbewußtſein, vor dem
werden Fich entschlossen.

“ JIc< zweifle keinen Augenblick daran, daß nicht blos das reaclionäre Schwei-

Muthe eines Volkes, das frei zu

zer Zeitungsgeſindel, sondern auch das Heer der servilen Scribenten in Deutsch-

land wird Zeter und Mordio schreien über diesen abermaligen Angriff auf eine
Regierung, über diesen abermaligen Beweis von der angeblichen schweizer Anar-
ie. Ich höre bereits die Stimme der katholischen Staatszeitung, des Schwei-
zer Beobachters, wie ſie sich gebärden werden über den Frevel, eine unvolks-
thümliche Macht zu stürzen, die sich perfider Weise mit den Formen der Staats-
verwaltung umgab und nun denſelben Anſpruch auf Heilighaltung machte, wie
. eine wahre volksthümliche Regiexung. / Ñ .. ;
Das Ereigniß zu Genf, so wie der Sturz der vorigen Berner Regierung,
bietet übrigens hinreichenden Erſay für den verunglückten Freiſchaarenzug. Jett

e

handelt es ſich auf der Tagſatzung nur noch um eine Stimme, um die Jeſui-

jenfrage geſeglich zu löſen. Fällt noch - sonder Zweifel im Laufe des Win-
ters — die loyolitiſche Regierung zu Freiburg oder



*) Hierbei ging wiever vie Erbärmlichkeit des liberalen Bourgeois mächtig zu Tage;
Eco

uxit visrivitdäriger Vorausbsjuhluug ſu ÒŸÊÊ.: .1 |. 15 kr., vucch ble Pos bejögun lay qurgan NÊ.iÊIEetÊI.ÖÔË
WBadctxrna halbjährlich 4 fl. 15 êr., uu Uuslaay urpöy! Iiih vas Ubhonuuntenr uur ber EncCiont
ſerai s die geſpalient Zelle iu Peittſzhrlil over deren .o co... . /

öffentliche 2:4: ſein, in welchem eine, nicht unparteüſche, sondern durch | -

meiner Gefühle nicht gleichen Schritt hält, ſo ſchreiben Sie dies nicht

von einer Regierung, die ſich nicht als Organ |

Intereſſen zu sprechen weiß, als eine J

Regierung vor Kurzem der Vorschlag zur Errichtung eines Reprä-

1.

J dann heißt es ,„Jeſuiten zum Land hinaus im Namen der Tagsatzung, dann
hat das radikale Prinzip die Oberhand in der Bundesverſammlung, und daam

würde die Lage der Dinge in der Schweiz“balv eine andere Wendung nehmen.
Die Ereigniſſe könnten ſich dann raſch auf einanber folgen.#n ß .
Cinſtweilen lebe der Löwe von St. Gervais !

11t Deutſchland. .

Meanunbheim, 14. Okt. Ficklers &Seeblätter- enthaltin einen mit J. Au
unlierzeichneten bemerkenswerthen Artikel über das Jagv- und Fischerei- Wehen,
dem wir Folgendes entnehmen: „Das Jagdwesen und da s Wildscha-
dengeseg hat in ver babiſchen zweiten Kammer die Behandlung nicht erfahren,
welche das Volk erwartet hat. Anſtati burchgreiſenden Vorſchlägen zur end-
lichen Beſeitigung dieſes Mißſtanves, begnügie sich die Kammer mit Halb-
heiten. Von allen Anträgen, welche bei der Verhandlung vorkamen, hörte
man keinen praktischen als den des Abgeordneten Welte, welcher auf das Ziel .
los ging : »das Jagdwesen wird durch ein Gesetz abgeſchafft.u Setzt man hin-
zu: eben ſo die Fiſcherei. Jede Gevureinde iſt zur ?usübung auf ihrer Ge-
markung berechtigt, dann wird geholfen, früher nien.

Q Die Thaſſachen, welche zur Sprache kamen, eriunern an den Juftanan
vor 60 ~ 80 Jahren, wo v n Gemeindswegen in den Feldern Feuer angezun-
ben wurden und die Leute mit brennenden Fakeln die Wildschweine, bie ſich in
ven Kornfetbern gelagert hatten, burch Geschrei unb den Anblick bes Feuers zu
Vertreiben ſuchten, wenn es ben Beſtien gefiel, aber bei Leibe nicht verjagen
burften.. Es ift wohl nicht viel beſſer in. dem Jagdgouvernement bes Hrn.
Daniel Völker, wo die Landleute auf ihren Feldern durch deſſen Jagdknechte
ungeſtraft mißhandelt und zu Krüppeln geſchoſſen werden dürfen? —~ In einem
Lande, wo auf der Quadratmeile über 5000 Menschen wohnen, darf ein bas-
ler Geldmann 200 ausländische Haſen zur Veredlung ver nüglichen Thierraeee_
ansegen, um das Gehege so in einem Thiergarten en gros zu betreiben. Bei
uns dürfen keine Hunde in's Feld mitgenommen werden, damit die Haſen nicht.
durch Laien geſtört oder gar einer gefangen werde. Solche planmäßige



und Entrüſtung zurückwies, so griffen die Herren Genfer zu der anderen

Fösfe telick. Unter der Leitung von James Fazy, Müller und An-

St. Gervais für ihre Häuſer und

„An der Spitze ver neuen yroviſoriſchen Regierung ſteht James Fazy.

Mit dieſen Worten theilt heute ein Bulletin der berner

die pietiſtiſche zu Baſel,

Wilozüchtelei mag in Bezirken, wie in Rußland und Schweden, wo auf der
Geviertmeile 50–60 Srelen leben, am Platze ſean. .
Billig fragt man: wo bleibt da Schutz und Sicherheit der Person und
ves Eigenthums , für welche wir unsere Steuern zahlen, was ber erſte Zweck
des Staats it. Haben die wilden Thiere mehr Rechte, als die Menschen?
Antwort: Ja! Die Thiere haben das Vorrecht, das erſte Recht, auf den
Fruchifelvern ungeſtraft vom Frühling - auf den. Winterſaaten, vom Herbft
Vis zur Ernte + Êſich zum Ueberfluß zu nähren; das was ſie nicht mögen
und nicht bedürfen, gehört dem Bauer. Dieser darf aber den Ersatz beim
Herrn der Jagd erbetteln oder im Prozeßweg erringen, wenn er Luſt hat,
für 1 fl. Vergütung, 1 fl. 12 kr. Sporteln und Gerichtskoſten zum
Voraus zu zahlen. Hier wird zu Gunften, zur Aufrechthalluung eines hi-
ſtoriſchen, eines obſervanzmäßigen Unrechts, das man Jagdrecht nennt,
das Zwangsabtretungsgeſez auf eine eigenthümliche Art angewendet, nach wel-
cher keine vorherige Üebereinkunft nöthig ift, eben so wenig die volle Bezahlung
des abgetretenen Werthes. [ . ' 1 Ñ
î Dieses iſt der Inhalt des Wildſchadengesſeßes, welches man lieber ganz bes
ſeitigte, als in der geſchevenen Weiſe zu verbesſern suchte, dann hätte doch der
Jagdinhaber die moralische Berantwortlichkeit, während er jetzt, mit dem Ges .
ſetz in der Hand, dieser enthoben iſt. q! ..
Da in dem kleinen Gebiet, des deutſchen Generalpoftmeifters jährlich etwa
30,000 fl. für Wildschaden bezahlt werden, so läßt ſich auf den Verluſt der
| Naturalerzeugniſſe ſchließen, welcher in den beuiſchen Ländern durch die Be-
| schütung des Wilb- und Jagbweſens von Staatswegen erwächſte. Vermehrung
: der Holz- Obſt- und Geireideproduktion wird den Wohlſtanv der Nation beſſer
fördern, als die Sorge für Kartoffeln und Verbote bes Zündhölzlekrams bei
den Lumpenhändlern + zugleich auch das wirksamſte Mütel für Hunger und
Theurung sein. Die wirkliche Zeit iſt ganz zur Beſeitigung bieſes Uebelftandes
geeignet, gegen welchen aus allen Theiten unſeres Vaterlandes Klagen ertönen,
die bisher gehörlos verhallleenn.



Die Frage wird zur Löſunz kommen, ob bie Jagd
abgelöſet oder abgeſchaft werben solle ? : ( .
Die Ablösungen tragen wesentlich zur Volksverarmung bei. Aus den Los-
kaufsgeldern kommen immer mehr Güter in vie Hände der Reichen. Das iſt
ein Unglück für die Zukunft unb ſtelli wieder ein Lehen- und Pächterweſen in
Ausſicht, was dem Sklavenſtand ähnlich iſt, wenn auch unter anvberm Namen,
doch dem Weſen nach. |
Wir haben zuerſt Thiergärten gebaut, in der Frohnd unterhalten, dieſe
Frohnd abgelöſet, die persönliche Jagdsrohnd abgelöſet, Was bleibt wohl dem
Ackerbeſizer zur Aneignung seiner angebauten Früchte noch abzulöſen übrig?
Kann man ihm sagen, du haſt deine Gutslaſten abgekauft? Weil aber Haſen,
| Reh und Hirſch der Vorfraß von Alters her zuſteht, sſo mußt du abermal eine
gewiſſe Summe bezahlen, wovurch du erſt deine Früchte, Obſt und Holz, als
dir gehörig und eigen nach Hauſe bringen darfst? ..
Mit Ablösung der Erb- und Schupflehen sollte das Kapitel: rAblöſungen'!
geſchloſſen werden. Bedenkt man die zahllosen abenteuerlichen alten Abgaben
die durch das Geſez vom 14. Mai 1825 entſchävigt wurden und welchem Ge-
ſetz nur eine Kammer, nach damaliger Weise zuſammen geſetzt, zuſtimmen konnte, ſo
sollten sich die Entſchädigten vollſtändig beruhigen und nicht mit abermaligen
Forderungen auftreten. Der Abkauf eines anerkannten Unrechts iſt keine Rechls-
gewährung, ſondern eine Verweigerung des Unrechts. Für das berüchtigte jus
Fritz usets güte weu sar erh uus vr Lolctt LU st .zu6 Rey
| gierungsblatte iſt der landſtändiſche Ausschuß auf den 28. d. M. nach Karls-
| ruhe einberufen, um verfaſſungsgemäß die Prüfung der Amortisations-, Zehnw
| ſszgrz;tzungt und Ciſenbahnſchuldentilgungskaſsen-Rechnung für 1846 vorzu-
nehmen. " ' " ;

uud Fiſchereiausübung






 
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