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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 20.1977

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Nr. 2
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Nickel, R.: "Zur Kooperation der einzelnen fremdsprachlichen Fächer"
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https://doi.org/10.11588/diglit.33073#0027

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spräche neu zu wählen, besonders eingehend befaßt. Wenn sie auch behaup-
ten und fordern, daß diese zweite Fremdsprache „in der Regel1' Französisch
sei (S. 183), so können sfe es in diesem Zusammenhang doch nicht vermeiden,
mehrfach das Fach Latein wenigstens am Rande zu erwähnen. Um so er-
staunlicher ist es dann wiederum, daß die Entwicklung und Erprobung von
Kompaktlehrgängen als eine „wichtige Aufgabe“ nur für die Neusprachler
bezeichnet wird (S. 193). Es gilt doch ebenso für die Altsprachler, daß sie sich
Gedanken machen über mögliche Lerriziele derartiger Kompaktkurse, die
aus naheliegenden Gründen eine begrenzte Zielsetzung haben und eine streng
lernzielorientierte Arbeit ermöglichen müssen. „Die Chance der Kompakt-
lehrgänge und ihre Rechtfertigung liegt in der Beschränkung auf genau de-
finierte Lernziele mit entsprechender didaktischer Aufbereitung des Lern-
stoffes“ (S. 190). Daß die Ausrichtung dieser Lehrgänge auf Globalziele wenig
sinnvoll ist, gilt selbstverständlich auch für den in der Sekundarstufe II neu
beginnenden Latein- oder Griechischunterricht; ein solcher kann nicht die-
selben Ziele - in lediglich quantitativer Beschränkung - erreichen wollen wie
ein langjähriger Kurs, der z. B. in der 5. oder 7. Klasse einsetzt.
Die - leider sehr knapp gehaltene - Erörterung der Kompaktlehrgänge
(S. 183-199) gehört zu den auch für den Altsprachler interessantesten Tei-
len des allen Einwänden zum Trotz lesenswerten Buches. Die fächerüber-
greifende Fremdsprachendidaktik hat hier ein weites Experimentierfeld, das
man um der Förderung eines reichhaltigen, vielseitigen und effektiven Un-
terrichts nicht brachliegen lassen darf. Daß allerdings gerade die Kompakt-
kurse auf engste Zusammenarbeit aller Fremdsprachendidaktiken dringend
angewiesen sind, steht außer Frage.
Die Schwierigkeiten, die der Kooperation der einzelnen fremdsprachlichen
Fächer entgegenstehen, sind keinesfalls gering. Aber um so notwendiger ist
es, daß die Zusammenarbeit bereits auf der Ebene der didaktischen Begrün-
dung des Unterrichts erfolgt. Daher muß man einer Fremdsprachendidaktik,
die sich zwar als kooperativ ausgibt und der Vielfalt des Sprachenangebotes
das Wort redet, de facto aber die alten Sprachen vor die Tür zu setzen ver-
sucht, mit guten Argumenten entschieden entgegentreten - und zwar zum
Nutzen aller Fremdsprachen des Gymnasiums. Die vielfach beschworene und
wohl auch nachweisbare Sprachenfeindlichkeit derzeitiger Bildungsplaner und
-Politiker richtet sich nicht nur gegen die alten, sondern auch gegen die neuen
Fremdsprachen! Wir müssen alles daran setzen, die Vertreter der neuen
Fremdsprachen zum Wohle eines breit gefächerten gymnasialen Fremdspra-
chenunterrichts vom Wert der kooperativen Konkurrenz zu überzeugen, um
zu verhindern, daß sich fremdsprachlicher Unterricht theoretisch und praktisch
auf den Englischunterricht reduziert.
R. Nickel

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