Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 20.1977

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Thimme, Jürgen; Hamdorf, Friedrich Wilhelm; Binsfeld, Wolfgang: Die Antikensammlungen der Bundesrepublik Deutschland, [2]: (Fortsetzung)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33073#0056

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Antikensammlungen der Bundesrepublik Deutschland
(Fortsetzung)

Die Antikenabteilung des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloß
Die Sammeltätigkeit des kunstsinnigen Großherzogs Leopold von Baden
(1792-1852) steht am Anfang der Karlsruher Antikensammlung. Der Fürst
förderte in erster Linie die Altertumskunde, um zeitgenössischen Künstlern in
seinem neubegründeten Museum Leopoldinum die Möglichkeit einer syste-
matischen Ausbildung durch das Studium antiker Originale und Abgüsse zu
bieten.
1838 wurde der Grundstock zu der heutigen Antikensammlung gelegt, als
der damalige badische Geschäftsträger an den Höfen in Rom und Neapel,
Rittmeister Friedrich Maler, in Unteritalien im Auftrag des Großherzogs 361
griechische und unteritalische Vasen und in Sizilien eine Kollektion von Ter-
rakotten und Vasen erwarb. Bereits 1853 konnte die Sammlung vergrößert
werden, als Malers eigene Privatsammlung, die er sich während seines Italien-
aufenthaltes erworben hatte, vom badischen Hof übernommen wurde. Die
Sammlung - insgesamt 891 Objekte - enthielt hauptsächlich Gegenstände aus
Bronze, Waffen und Rüstungen griechischer, unteritalischer und etruskischer
Provenienz, ferner Kult- und häusliche Geräte, Statuetten, daneben eine
Kollektion Terrakotten, Vasen, Gemmen und einige Marmorwerke.
Die Malersche Bronzesammlung bildet bis heute einen wesentlichen Be-
standteil der antiken Bronzen in Karlsruhe. Unter diesen sind ein reich ver-
zierter etruskischer Rundschild aus dem 7. Jhdt. v. Chr., mehrere griechische
und unteritalische Helme des 6. und 5. Jhdts. v. Chr., ferner mit getriebenen
Reliefs verziertes Pferdegeschirr aus Unteritalien sowie ein etruskischer Weih-
rauchständer des frühen 5. Jhdts. v. Chr. aus Vulci besonders hervorzuheben.
1888 kam eine Bronzeciste mit gravierten Bildszenen hinzu, ein sehr qualität-
volles Beispiel jener besonders in Südetrurien beliebten Gefäßgattung.
In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts erfuhren die Be-
stände eine weitere Bereicherung durch den Ankauf mehrerer größerer Privat-
sammlungen. Der alte Bestand an attischen und unteritalischen Gefäßen
konnte durch Gefäße aus älteren Stilperioden, der geometrischen und mykeni-
schen Zeit, und durch bisher nicht vertretene Vasengattungen aus außer-
attischen Landschaften, wie Zypern, Rhodos und Korinth ergänzt werden.
Hinzu kamen ferner eine größere Anzahl von Terrakotten aus den Grabungen
von Ohnefalsch-Richter auf Zypern und aus Privatsammlungen in London
(G. Dennis) und Athen (Margaritis). Mit den heute mehr als 1400 Terrakotten
läßt sich ein anschaulicher Überblick über die Entwicklung der Terrakotta-
produktion von der Archaik bis in den Hellenismus gewinnen, wobei die
Terrakotten von Tanagra (Böotien), Tarent, Myrina (Kleinasien), Genturipe
(Sizilien), aus Zypern und Ägypten besonders zu nennen sind.

DAV-Mitteilungsblatt 1977/4

1
 
Annotationen