Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Königer, Wolfgang: [Rezension von: Schindel, Ulrich (Hrsg.): Demosthenes. Wege der Forschung, Bd. 350]
DOI Artikel:
Müller, Alexander: Zur Begleitgrammatik der Ianua Nova
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
net und — das muß einmal lobend erwähnt werden — sofern sie von ausländischen Autoren
stammen, ausnahmslos sachkundig ins Deutsche übersetzt sind, die unterschiedliche Bewertung
des D. zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten verdeutlicht zu haben. Für Cicero
ist er der immer wieder aktualisierbare Musterfall der Auseinandersetzung von Bürgerfreiheit und
monarchischer Gewalt. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts ist er der uneigennützige Patriot,
der sein Leben für die Freiheit Griechenlands opfert. Unter dem Einfluß der nationalstaatlichen
Einigungsbewegungen bekommt die makedonische Großmachtpolitik plötzlich eine positive Di-
mension, und D. ist nun der Chauvinist, der unbelehrbare Partikularist, der die Zeichen der Zeit
nicht begreift. P. Wend/and stellt mit seiner Pamphlet-Theorie die These auf, die demostheni-
schen Staatsreden seien von der politischen Tagesdebatte abgehobene Parteischriften, als solche
stilistisch auf höherem Niveau als aktuelle Reden, Propagandamaterial in der fiktiven Form von
Reden; doch F. Focke beweist durch den Vergleich der Proömien mit den Einleitungen der ein-
zelnen Reden, daß es sich um redigierte Fassungen authentischer Reden handelt. Den Höhe-
punkt der Ablehnung des in jeder Hinsicht verkommenen D. bildet E. Drerups ,,Advokatenrepu-
blik". Unser heutiges, viel differenzierteres Urteil beruht nicht zuletzt auf den Forschungen von
A. F/euß und H. Wanke/. Die Auswahl der Beiträge ist bewußt aus philologischer Sicht getroffen
worden, denn primär muß ein Demosthenes-Urteil immer von dem Wortlaut des Textes ausge-
hen. Sie erfolgte unter drei Gesichtspunkten:
1. Der poktZscbe Redner. L. Spengel: Demosthenes' Vertheidigung des Ktesiphon. Ein Beitrag
zum Verständnis des Redners; P. Wendland: Beiträge zu athenischer Politik und Publizistik des 4.
Jahrhunderts. II. Isokrates und Demosthenes; Ch. D. Adams: Sind die politischen ,,Reden" des
Demosthenes als politische Pamphlete anzusehen?; L. Vorndran: Die ,,Aristocratea" des De-
mosthenes als Advokatenrede und ihre politische Tendenz; P. Treves: Zu den „Olynthischen Re-
den" des Demosthenes; H. Strohm: Eine Demosthenes-Interpretation; E. M. Burke: ,,Contra Le-
ocratem" und ,,De Corona": Zeugnisse politischer Zusammenarbeit?
2. Der stZ/s/chere Literat. M. Delaunois: Von der logischen zur psychologischen Struktur bei De-
mosthenes: L. Pearson: Demosthenes' Entwicklung als politischer Redner; G. O. Rowe: Demo-
sthenes' „Erste Philippika": der satirische Ton* L. Pearson: Die virtuosen Passagen in den Reden
des Demosthenes.
3. Der erfahrene Rechtstechniker. G. S. Maridakis: Demosthenes als Rechtstheoretiker; H. J.
Wolff: Demosthenes als Advokat. Funktionen und Methoden des Prozeßpraktikers im klassi-
schen Athen; G. Thür: Der Streit über den Status des Werkstättenleiters Milyas. Literaturverzeich-
nis. Register.
WOLFGANG KÖNIGER

Zur Begieitgrammatik der !anua Nova
Zu Beginn dieses Schuljahres ist mit dem 2. Band der lanua Nova auch die Begleitgrammatik er-
schienen, nachdem für das vorausgehende Jahr nur eine Interimsgrammatik zur Verfügung ge-
standen hat. Wenn auch über eine solche Grammatik ein definitives Urteil erst nach ihrer Erpro-
bung im Unterricht erfolgen kann, so sollen doch bereits jetzt erste Eindrücke geschildert wer-
den, wie sie sich beim Durchblättern ergeben. Durch die Straffung des Stoffes, die klare Gliede-
rung und optische Hervorhebung hat die Grammatik gegenüber ihrer Vorgängerin zweifellos ge-
wonnen. Der Gebrauch der Symbole ist stark zurückgenommen - ein berechtigter Wunsch vieler
Kollegen -, manche grammatischen Themen fehlen dank der neuen Konzeption des Lehrbuches,
meist zum Vorteil, wie etwa der conjunctivus potentialis. Ein Gewinn ist auch der Anhang, der
wichtige Übersichten bietet.
Aber es gibt auch einiges, bei dem der unterrichtende Lehrer ein gewisses Unbehagen verspüren
wird, wenn er daran denkt, daß er diesen Stoff seinen Schülern vermitteln soll. Davon soll in der
Hauptsache im folgenden die Rede sein:

41
 
Annotationen