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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Patzer, Andreas (Hrsg): Der historische Sokrates. Wege der Forschung. Bd. 585]
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Königer, Wolfgang: [Rezension von: Schindel, Ulrich (Hrsg.): Demosthenes. Wege der Forschung, Bd. 350]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0050

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Buchbesprechungen

Patzer, Andreas (Hrsg.): Der historische Sokrates. Wege der Forschung, Bd. 585, Wissenschaft/iche
Buchgese7/schaft Darmstadt, 7987; V77, 475 5., Canzieinen, DM 65,— (79,—).
Der Herausgeber versucht an Hand von 16 in chronologischer Abfolge angeordneten Einzelbei-
trägen namhafter Forscher, einen allgemeinen Überblick über die verwickelte Geschichte der So-
kratesforschung zu bieten. Inhalt:
Einleitung (A. Patzer); Ueber den Werth des Sokrates als Philosophen (Schleiermacher); Ueber
Sokrates (P. Natorp); Die Memorabilien als Quelle für die Lehre des Sokrates (A. Döring); Intro-
duction to Plato's Phaedo (J. Burnet); Heinrich Maiers Sokratesbuch (W. Jaeger); Sokrates und die
Geschichte der griech. Philosophie (E. Dupreel); Die sokratische Frage als geschichtliches Pro-
blem (H. Gomperz); The problem of Socrates (W. D. Ross); The evidence for the teaching of So-
crates (E. A. Havelock); The pseudo-Platonic Socrates (D. Tarrant); Die Gestalt des Sokrates als
Problem (O. Gigon); Die historischen Zeugnisse über Sokrates (E. de Strycker); The present state
of the Socratic problem (C. j. de Vogel); Our knowledge of Socrates (A. R. Lacey); Neueste Ent-
wicklungen in der sokratischen Frage (L. Rossetti); Sokrates als Philosoph (A. Patzer); Bibliogra-
phie; Register der Namen und Sachen.
Die Auswahl der Beiträge ist gelungen, denn sie spiegelt die entscheidenden Etappen bei der Er-
forschung der Sokratischen Frage(n) wider, bietet geradezu ein Feuerwerk glänzender und
scharfsinniger Gedanken und Interpretationen, das man mit wahrem Genuß zur Kenntnis nimmt.
Man muß letztlich doch Gigon recht geben, wenn er sagt, daß alle traditionellen Lösungsversu-
che gescheitert sind. Nicht nur für seine Zeitgenossen ist Sokrates ein Rätsel gewesen!
Die entscheidenden Fragestellungen sind: 1. Wo verbirgt sich hinter der widersprüchlichen
Überlieferung (über keinen Menschen des 5. Jahrhunderts haben sich die Zeitgenossen ausführli-
cher geäußert) der wirkliche, historische Sokrates, und wie läßt sich seine Lehre und seine Per-
sönlichkeit kritisch rekonstruieren? 2. Hat Sokrates im Laufe seines Lebens eine geistige Entwick-
lung, wenn nicht gar eine einschneidende Wandlung und Bekehrung erfahren und durchge-
macht? 3. Wie läßt sich die ausschließliche Mündlichkeit seines Lehrens erklären? Einen interes-
santen Neuansatz unternimmt der Herausgeber selbst auf den S. 434 - 452 in einem Originalbei-
trag. Da er auf seine 1985 erschienene Bibliographia Socratica im Verlag Karl Alber (Freiburg -
München) verweisen kann, enthält die systematisch - chronologisch angelegte Bibliographie die-
ses Bandes nur eine repräsentative Auswahl. Mit Ausnahme der englischen wurden alle fremd-
sprachlichen Beiträge ins Deutsche übersetzt.
5ch:'nde7, U/dch (Hrsg.): Demosthenes. Wege der Forschung, Bd. 350, W7ssenscha7t/7che Buchge-
se(/schaft Darmstadt, 7987, VI, 474 5., Ganz7e7nen, DM 69,— (89,—)
Nicht nur die Älteren unter uns werden es bedauern, daß der Mann, um den es hier geht, fast
überall aus den Lehrplänen verschwunden ist. Wer kennt sich noch aus in den Staatsreden des
D., in den rhetorischen und psychologischen Kunstgriffen des orator perfectus, in der atheni-
schen Demimonde einer Neaira? Sicher, mit den sprachlichen, historisch - inhaltlichen und
rechtstheoretischen Schwierigkeiten des Textes läßt sich der Ausschluß unseres Autors rechtferti-
gen, unseren Schülern bleibt jedoch ein wesentlicher Teil der.moralischen, intellektuellen und
polititschen Argumentation der attischen Demokratie und ihres Hauptrepräsentanten im 4. Jahrhun-
dert vorenthalten. Auch wer bei Ciceros orationes Philippicae das Thema anschneidet, muß eine
Bildungslücke konstatieren, die der Geschichtsunterricht fast immer vergessen hat zu schließen.
Schindels Verdienst ist es, mit einer klugen Auswahl von 16 Beiträgen, die chronologisch geord-

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