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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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Ströhlein, Helga: [Rezension von: Schmidt, H. W. (Hrsg.), Antikes Denken - Moderne Schule]
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Behr, Karsten: Die Neubearbeitung der Ianua Nova
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0089

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Der Band behandelt wichtige Themen und gibt Anregungen für die Schule heute; soweit zu der
inhaltlichen Seite. Bei der Beschreibung der Voraussetzungen für die Arbeit mit den Alten Spra-
chen scheint mir ein Bereich zu fehlen: die geistige Haltung des Vermittlers. Ist er in der Lage, die
Alten Sprachen mit Gespür für moderne Fragestellunen und Verantwortung für die heutige
Zeit zu unterrichten, damit — um einen Satz aus Alfred Anderschs 'Der Vater eines Mörders' auf-
zugreifen — Humanismus uns vor manchem schützt?
HELGA SiRöHLEiN, Fichtenweg 1,3400 Göttingen

Die Neubearbeitung der IANUA NOVA
1. Aufbau des Lehrwerkes
Seit einigen Monaten liegt die Neubearbeitung der IANUA NOVA vollständig vor. Das Werk be-
steht aus zwei Übungsbüchern mit jeweils 35 Lektionen und einer Begleitgrammatik. Den beiden
Übungsbüchern sind zwei Beihefte zugeordnet, die in übersichtlicher Darstellung die entspre-
chenden neuen Vokabeln enthalten. Die Trennung des Vokabelteils vom Lehrbuch vermag den
Schülern ihre Arbeit zu erleichtern; notfalls finden sie vergessene Wörter auch am Ende eines je-
den Bandes, wo diese in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt werden.
2. Aufbau des Übungsbuches
Die Lehrbücher enthalten ein Inhaltsverzeichnis (Band II vermerkt hier auch die Fundstellen der
Texte), die Lektionen, zusätzliche Übungstexte und alphabetische Verzeichnisse der Eigen-
namen, Stammformen (!) und Vokabeln.
Die Lektionen bieten unter A jeweils einen Text (mit Angabe der Quantitäten) und verzichten so-
mit auf zusammenhanglose Einzelsätze. Freilich entgehen einige Texte nicht der Gefahr, mit dem
neuen Lernstoff überfrachtet zu werden. So wirkt beispielsweise Lektion 23A1 allzu gekünstelt
und penetrant (Konjunktiv Präsens). Lektion 26 passim etwas hölzern (is, ea, id).
B soll der Vertiefung dienen; oft entfällt diese Rubrik, oder sie präsentiert nur ein Sprichwort wie
in Lektion 19.
Unter den Buchstaben C und D finden sich Aufgaben und Übungen zu Syntax und Formenlehre.
Während die umfangreichen Texte oft das Pensum einer Schulstunde überschreiten dürften, sind
diese Übungen häufig schmalbrüstiger Natur. Zudem beschränken sie sich fast ausnahmslos auf
traditionelle / phantasielose Formen, die um die Tätigkeiten Einordnen, Übersetzen, Bestimmen
kreisen.
Besqnders die Übung D will die Schüler offenkundig zur Genauigkeit erziehen, werden hier
doch immer wieder forma! verwechselbare Wörter und Formen (L. 8: „Das verflixte O!", „Wie
steht es mit -es?"; L. 23: „Alles endet auf -em"; L. 32: „am und kein Ende") aufgelistet. Motivatio-
nalen Gesichtspunkten trägt dieses Verfahren wenig Rechnung, wenngleich der angestrebte Ef-
fekt der konzentrierten Beachtung der Endungen erreicht werden dürfte.
Unter E bieten die Herausgeber dann ein weiteres Lesestück an, so daß die Übersetzungsfähig-
keit der Schüler hinreichend geschult werden kann. Der Stil der Texte ist durchschnittlich zu
nennen. In 31 B (quam videbatur) und 35A (idque post laborem) 'riecht' es nach Germanismen,
Text 25B mangelt es an Kohärenz und einem Konjunktiv im Relativsatz (comites timidi, qui Sile-
num frustra quaerebant). Anstößig wirken auch Verbindungen wie „Quo in periculo ingenti"
(30AII) und 'Romani deleri' in Lektion 28E.
Unter F erscheinen fakultative dt.-lat. Übungen, zu denen sich unter S Sachtexte gesellen, die
sehr ausführlich und präzise Informationen über die antike Welt liefern (die Erklärung zu 'auspi-
cium' in 28 mißrät freilich). Viele, teils farbige Abbildungen und Karten (gelungene Romkarte zu
L. 16) verstärken den Eindruck, daß sich der Schüler mittels der IANUA ein breites Wissen über
die Antike aneignen kann. Andererseits werden die narrativen Möglichkeiten des Lehrers einge-
schränkt, wenn das Lehrbuch fast alles Wissenswerte schon liefert.

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