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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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Ströhlein, Helga: [Rezension von: Schmidt, H. W. (Hrsg.), Antikes Denken - Moderne Schule]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0088

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Schaffen; in dem systematischen Werk legt er seinen philosophischen Standpunkt dar und be-
kennt sich zum Skeptizismus der Akademie; Erkenntnistheorie steht an erster Stelle und ist die
Voraussetzung für alle anderen Disziplinen. Der Verfasser gibt eine Begründung für Ciceros
Skeptizismus. M. Griffin beschäftigt sich mit der unterschiedlichen Rolle der Philosophie in Cice-
ros und Senecas Laufbahn und mit der Frage, welche Rolle Cicero und Seneca in ihrem eigenen
Leben als Politiker und im Leben von Politikern allgemein der Philosophie zugewiesen haben.
Die Vorträge zum Thema 'früher Prinzipat' beschäftigen sich zunächst mit 'Philosophie im frü-
hen Prinzipat' (J. Malitz) und dann mit Horaz-Themen: 'Moral Dimensions and Critica! Approa-
ches in Horace (M.J. McGann), 'Wielands Horaz: ein philologischer Weg zu einer philosophi-
schen Betrachtung des Lebens' (M. Fuhrmann). Die große Faszination, die von der Philosophie
im 1. Jh.n.Chr. ausging und die wichtig wurde für die persönliche Lebensgestaltung, wird begrün-
det und mit der Rolle der Philosophie während der ausgehenden Republik verglichen.
Mit Horaz, c. II 2 befaßt sich ein Vortrag, der die Leistung der poetischen Theorie des 20. Jh. für
das Verständnis v.a. von Dichtung mit stark moralischem Gehalt untersucht, während M. Fuhr-
mann auf seine Herausgabe von Wielands Horaz-Ausgabe (mit dessen Text, Einleitung, Überset-
zung und Erläuterung) hinweist und für die Wiederentdeckung dieses einst erfolgreichen Werkes
wirbt. Der Abschnitt schließt mit einem Bericht aus dem 'Arbeitskreis Horaz' (H. Storch, R. Thu-
row) mit 'Thesen zur Lebensweisheit des Horaz in den Oden' und (nicht neuen) methodischen
Vorschlägen für die Horaz-Lektüre, allerdings mit interessanten Hinweisen auf Texte zum verglei-
chenden Interpretieren; insgesamt ein Artikel, der trotz bekannter Bedenken Lust macht, sich
doch wieder einmal an die schwierige Horaz-Lektüre heranzuwagen.
Der wichtig gewordenen, auch bei Schülern sehr beliebten Seneca-Lektüre widmet sich das fol-
gende Kapitel mit Vorträgen zur 'Modernitä del pensiero di Seneca sul linguaggio e l'espressione
(A. Setaioli) und vor allem: 'Der Mensch gehört wesentlich sich selbst. Seneca und Jean Amery
über Freiheit und Tod' (F.F. Schwarz). Der Text imponiert durch Direktheit („Den Schlußsachen
geht man aus dem Weg in Leben, Politik und Lehre") und das Bekenntnis von persönlicher Be-
troffenheit aufgrund der aktuellen politischen Situation und basiert auf einem Überblick über In-
halt und Gedankenbewegung von Ep. ad Lucil. 70. Natürlich muß die Behandlung dieses The-
mas mit Schülern sorgfältig abgewogen werden. Ein das Kapitel abschließender 'Bericht über den
Arbeitskreis Seneca' nennt u.a. anregende Themen für den heutigen Unterricht.
Der vorletzte Abschnitt des Bandes behandelt 'Chnstf'che PMosophie': 'Zur christlichen Romidee'
(B. Kytzler) beschäftigt sich mit Positionen und Problemen aus der Zeit des beginnenden Christen-
tums bis zu Augustinus innerhalb des Prozesses, „der im Laufe mehrerer Jahrhunderte zur Verbin-
dung des geistigen Gutes der beiden Siegermächte der Alten Welt geführt hat". Die Lektüre des Ar-
tikels 'Augustinus, incidi in tibros. Augustinus und die Philosophie' (K.S. Frank) mit der Geschichte
der Hinwendung des Augustinus zum Christentum kann durchaus dazu anregen, mit den Schülern
die Confessiones zu lesen, zumal Fragen der Religiosität in Theaterstücken (Tunström, Die Vor-
stellung von Gott) und Romanen (Horvath, Jugend ohne Gott) bei Jugendlichen leidenschaftlich
diskutiert werden. Den Abschluß dieses Abschnitts bilden wichtige Informationen: L'enseigne-
ment des rapports entre la pensee antique et la pensee chretienne (G. Lagarrigue).
Zum letzten Kapitel: 'Humanismus heute": Das Zeitalter der Informatik bringt uns eine heraus-
fordernde Umkehr der bisher gültigen Definition des Menschen. Kinder erleben Klugheit und lo-
gisches Denken nun an einer Maschine; der (einst vernunftbegabte) Mensch zeichnet sich dage-
gen nun durch Emotionalität aus! Den Herausforderungen gegenüber der humanistischen Bil-
dung im Computerzeitalter setzt der Verfasser des Vortrages 'Humanistische Bildung im Zeitalter
der Informatik' „remedia" entgegen, die von demjenigen, der sich auf Latein und Griechisch ein-
läßt, erfahren und sicher mit Gewinn mit nach draußen genommen werden. Nicht ganz so ein-
fach scheint mir die Argumentation im Vorfeld, wenn es darum geht, den Schüler zu gewinnen,
damit wir z.B. folgendes miteinander erfahren können: die zwei Kräfte Mythos und Logos,
Umgang mit dem hermeneutischen Zirkel, die römische Konzeption der sapientia.

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