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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 1
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Zeitschriftenschau
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Thomas Hägg, Eros und Psyche. Der Roman in der antiken Welt. Kulturgeschichte der antiken Welt, Bd. 36]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0026

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um." Und unter 1.8 (Fremdsprachen) wird empfohlen: ,,Gute Kenntnisse in fremden Sprachen
(insbesondere Englisch und Französisch) sind also wichtig, wenngleich nicht so essentiell wie in
manch anderen Studienfächern. Neben den lebenden Sprachen ist Latein unverändert von Ge-
wicht. Dies ergibt sich neben den oben 1.2 und 1.4 genannten Gründen z.B. auch aus der latei-
nisch geprägten Fachterminologie."
ANDREAS FRITSCH, Berlin

Buchbesprechungen

(Thomas TTägg. Eros und Psyche. Der Roman m der antiken Weit. 7<u/turgesch7chfe der antiken
Weit, 8d. 36; Philipp von Zähem, ? 987; 3 7 7 5. mit 84 Eextahh., 8 Earbtafein und einer Vorsatzkar-
fe, 58,- DM

Der Verfasser sagt auf Seite 255 ganz deutlich, daß der griechische Roman eigentlich mehr Auf-
merksamkeit beanspruchen könne, als ihm die meisten Literaturhistoriker in den letzten hundert
Jahren geschenkt haben. Die Kunst des Romans hat inzwischen solche Höhen erreicht, daß die
ersten Versuche der Gattung sehr klein wirken. Wer vom griechischen Roman ein geistiges Erleb-
nis und die Dimension des,,Klassischen" wie etwa in der griechischen Tragödie erwartet, wird
enttäuscht sein, obwohl seine Einsichten ins antike Leben und Denken und seine Held(inn)en es
durchaus verdienten, aus dem Scheintod erweckt zu werden.
Hägg, Professor für Klassische Philologie in Bergen, legt nach ,,Narrative Technique in Ancient
Greek Romances" (1971) und ,,Photios als Vermittler antiker Literatur" (1975) ein weiteres,
hochinteressantes Buch über die nachklassische griechische Literatur vor. Zuerst sichtet er den
Bestand nach Inhalt und Aufbau; er behandelt: Chariton (Chaireas und Kallirhoe); Ninos-,
Sesonchosis-, Parthenope-Roman; Xenophon (Ephesiaka); lamblichos (Babyloniaka); der ^sophi-
stische" und der ,,nicht-sophistische" Roman; Longos (Daphnis und Chloe); Achilleus Tatios
(Leukippe und Kleitophon); Heliodor (Aithiopika); die byzantinische Renaissance. Es folgen der
gesellschaftliche Hintergrund, die Probleme des Ursprungs in hellenistischer Zeit, die hellenisti-
sche Gesellschaft mit ihren Reisen zu Lande und zu Wasser, Piraten und Räuber, Verschleppung
und Sklaverei, dem Wandel des Glücks und religiösem Synkretismus. Gesichtet werden die Bei-
träge von Epos, Geschichtsschreibung, Biographie, Reisefabulistik und Liebesdichtung zum Ro-
man: man könnte ihn ein ,,Spätzeitepos für jedermann" nennen (schon für Perry sind Epos und
Roman ein und dieselbe Gattung, die aber zwei unterschiedlichen Gesellschaftsformen ange-
hört). Abschnitt V führt vom historischen Roman zum mittelalterlichen Volksbuch (Alexanderro-
man des Pseudo-Kallisthenes; König Alexander im Mittelalter; Trojaromane des Diktys und Da-
res; König Apollonius von Tyrus), Abschnitt VI bringt Apostel, Märtyrer und Heilige als neue Hel-
den (Paulos und Thekla; die Pseudo-Clementinen; Hagiographische Romane) und Abschnitt VII
den römischen komischen Roman (Petron: Satyricon; Die griechische Geschichte vom Esel; Apu-
leius: Metamorphoses).
Es gelingt dem Verf., die historischen und typologischen Verbindungen zwischen dem römi-
schen und dem griechischen Roman aufzuzeigen, die es trotz aller Unterschiede rechtfertigen,
sich auf beide als ,,den antiken Roman" zu beziehen. Während der griechische Roman ernsthaft
in Ton und Zielsetzung, eben ein idealer Roman über Liebe und Gefühl ist (Ausnahme Achilleus
Tatios), ist der römische Roman, für die gehobenen Ansprüche eines literarisch gebildeten Publi-
kums geschrieben, realistisch und komisch mit einer starken Tendenz zu Satire und Burleske, ei-
ne verwirrende Mischung von hohen und niederen Elementen. Der Schluß bietet die Renaissan-
ce des griechischen Romans, die ersten (wenig getreuen) Übersetzungen und Nachahmungen,

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